Arzneimittel und Therapie

Compliance durch Schulung verbessern

Von der Diagnose chronisch obstruktive Lungenerkrankung (Chronic Obstructive Pulmonary Disease, COPD) sind in Deutschland schätzungsweise mehr als acht Millionen Menschen betroffen, die Prävalenz liegt bei zehn bis 15%. Weltweit ist COPD bereits die vierthäufigste Todesursache. Nach Expertenschätzungen könnte sie im Jahre 2020 nach der koronaren Herzkrankheit und den cerebrovaskulären Erkrankungen auf den dritten Rang aufgestiegen sein.

Chronisch obstruktive Lungenkrankheiten (COPD) äußern sich als chronische Bronchitiden mit oder ohne Lungenemphysem. Hauptsymptome sind chronischer Husten, Auswurf, Atemnot und Leistungsminderung bei Belastung. Nach der WHO-Definition liegt eine COPD dann vor, wenn Husten und Auswurf mindestens drei Monate lang in zwei aufeinander folgenden Jahren vorhanden sind. Die Abgrenzung von Asthma bronchiale ist nicht immer leicht, da beide Erkrankungen auch gleichzeitig vorkommen können (siehe Tabelle).

Nur symptomatische Therapie möglich

Eine COPD ist nicht heilbar. Die Therapie hat daher zum Ziel, die Symptome zu reduzieren, die Progredienz aufzuhalten, die Lungenfunktion und damit die Lebensqualität zu verbessern, die körperliche Belastbarkeit zu steigern und die Mortalität zu senken. In der ambulanten Pharmakotherapie kommen Beta-2-Sympathomimetika (z. B. Salbutamol, Fenoterol, Formoterol), Anticholinergika (z. B. Ipratropiumbromid, Tiotropium), Theophyllin (z. B. Bronchoretard®), inhalative Glucocorticoide (z. B. Budesonid, Pulmicort®), Mukolytika (z. B. Acetylcystein, Acemuc®) und gegebenfalls Antibiotika zum Einsatz. Aber auch nichtmedikamentöse Maßnahmen wie z. B. körperliches Training, Raucherentwöhnung, Patientenschulung oder Impfung gegen Influenza und Pneumokokken spielen eine wichtige Rolle.

Patientenschulungen als Bestandteil von DMP's

Im Dezember 2004 wurden im Rahmen der 11. Verordnung zur Änderung der Risikostruktur-ausgleichsverordnung die Disease-Management-Programme (DMP) für COPD und Asthma verbindlich beschlossen. Ziel ist es, mittels systematischer Leitlinien die Qualität der Therapie beider Erkrankungen zu verbessern. Integraler Bestandteil der DMPs sind Schulungsprogramme für Patienten. Damit sollen die Betroffenen vor allem das Wissen über ihre Erkrankung vertiefen und mehr Sicherheit im Umgang mit den Medikamenten erlangen, sodass sich letztendlich auch die Compliance erhöht.

Mit der Einführung dieser Maßnahmen ist auch die Hoffnung verbunden, auf längere Sicht möglicherweise die Mortalität der Erkrankungen zu reduzieren. Die Schulungen können in Hausarztpraxen, hausärztlichen Schulungsgemeinschaften oder in den Praxen niedergelassener Pneumologen angeboten werden. Besonders aktiv in der Entwicklung von Schulungsprogrammen für Patienten ist der Bundesverband der Deutschen Pneumologen. In Zusammenarbeit mit weiteren Partnern wurden beispielsweise das Schulungsprogramm COBRA (Chronisch Obstruktive Bronchitis mit und ohne Lungenemphysem, Ambulante Schulung für COPD-Patienten) und für Asthmapatienten NASA (Nationales Ambulantes Schulungsprogramm für erwachsene Asthmatiker) konzipiert. Auch Pharmahersteller wie die Firma ratiopharm haben Schulungsmaterialien entwickelt (siehe Kasten).

Alle Einsparpotenziale ausschöpfen

Lungenkrankheiten verursachen hohe Kosten. 10% der Mortalität, 37% der erstmalig entschädigten Berufskrankheiten, 28% der Arbeitsunfähigkeitsfälle und 7% der Krankenhaustage sind darauf zurückzuführen. Wegen der begrenzten Ressourcen im deutschen Gesundheitswesen dürfen daher in der Therapie dieser Erkrankungen auch ökonomische Aspekte nicht außer Acht gelassen werden. Bei den Arzneimitteln bietet sich eine Einsparmöglichkeit durch den Einsatz von Generika an (siehe Kasten).

Susanne Wasielewski, Münster

Quelle
Bjordal J. M.; et al.: Non-steroidal anti- inflammatory drugs, including cyclo-oxy- genase-2 inhibitors, in osteoarthritic knee pain: meta-analysis of randomised placebo controlled trials. Brit. Med. J. 329, 1317 –  1320 (2004).

Bausteine einer erfolgreichen Behandlung

Eine COPD lässt sich nicht heilen, aber die Beschwerden lassen sich durch eine konsequente Behandlung deutlich lindern. Fünf Grundsätze der Therapie haben sich dabei bewährt:

  • Vermeidung schädigender Einflüsse
  • Selbstkontrolle der Erkrankung
  • konsequente medikamentöse Therapie
  • nicht-medikamentöse Therapie (Atemtherapie, körperliche Aktivität ...)
  • weiterführende Maßnahmen wie Langzeitsauerstofftherap

COPD – Kosteneinsparung durch Generika

Mit dem als Hartkapsel zur Inhalation erhältlichen Formoterol-ratiopharm® steht jetzt erstmals eine generische Alternative für die COPD-Dauermedikation zur Verfügung. Formoterol ist ein selektives, lang (zwölf Stunden) wirksames Beta-2-Sympathomimetikum mit hoher Beta-2-Rezeptoraffinität. Die Wirkung tritt bereits nach ein bis drei Minuten ein. Im Vergleich zum Originalpräparat wird mit einer Einsparung der Therapiekosten um bis zu 30% gerechnet.

Patienten-Schulungsprogramme von ratiopharm

Neben dem Schulungsprogramm MASA (Modulare Ambulante Schulung für Asthmatiker) für Asthmapatienten hat die Firma ratiopharm in Kooperation mit dem Bundesverband der Deutschen Pneumologen auch ein ambulantes Schulungsprogramm für COPD-Patienten entwickelt. Beide Programme enthalten unter anderem Broschüren, die den Patienten die Behandlungsmöglichkeiten der beiden Erkrankungen sowie die richtigen Inhalationstechniken erklären. Sie eignen sich auch zur Beratung in der Apotheke und können über den Außendienst bestellt werden.

Körperliche Veränderungen nach der letzten Zigarette

 

  • nach 20 Minuten: Puls und Blutdruck sinken auf normale Werte, die Temperatur an Händen und Füßen steigt auf normale Höhe.
  • nach 8 Stunden: Kohlenmonoxid-Spiegel im Blut sinkt, Sauerstoffgehalt normalisiert sich.
  • nach 24 Stunden: Bereits jetzt sinkt das Risiko für einen Herzinfarkt leicht.
  • nach wenigen Wochen: Der Kreislauf stabilisiert sich, die Lungenfunktion verbessert sich.
  • nach wenigen Monaten: Husten und Auswurf bessern sich, die Lunge reinigt sich, die Infektionsgefahr nimmt ab, die Abwehrkräfte erholen sich.
  • nach wenigen Jahren: Das Risiko für einen Lungenkrebs sinkt nach fünf Jahren, das für einen Herzinfarkt nach fünf bis zehn Jahren.
  • nach 10 Jahren: Das Risiko, an Lungenkrebs zu sterben, ist nicht höher als bei einem Nichtraucher.
  • nach 15 Jahren: Das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, ist nicht höher als bei einem Nichtraucher.

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