Aus Kammern und Verbänden

Mehr Begeisterung erwünscht

Die Freunde und Förderer des Deutschen Apotheken-Museums trafen sich am Wochenende 22. – 24. April 2005 in der ehemaligen Residenzstadt Bayreuth zu ihrer diesjährigen Jahrestagung. Mit einem Programm, das die Glanzlichter der Stadtgeschichte leuchten ließ, hatte die Geschäftsführerin der Gesellschaft, Rotraud Mörschner, die Mitglieder nach Oberfranken locken können. Zu Besichtigungen öffneten das markgräfliche Opernhaus, das einzige erhaltene hochbarocke Theater weltweit, und das für Richard Wagners Opern konzipierte Festspielhaus auf dem Grünen Hügel ihre Tore.

Auf pharmazeutische wie pharmaziehistorische, ja selbst baugeschichtliche Aspekte ging bei einer Abendführung Dr. W. von Brocke durch seine ehrwürdige Mohren-Apotheke ein: Das am Marktplatz angesiedelte Apothekenhaus mit dem markanten Erker stammt aus dem Jahre 1612 und ist seit 100 Jahren im Besitz seiner Familie.

Zwischen diese touristisch ausgerichteten Erlebnisse, die durch eine ausführliche und kompetente Stadtführung abgerundet wurden, fügte sich mit allem zu beanspruchenden Ernst die Mitgliederversammlung.

Wahl des Vorstandes

Auffällig war die Einladung von Vizepräsident Dr. Gerhard Gensthaler unterzeichnet. Der Grund dafür lag in dem krankheitsbedingten Rücktritt von Dr. Dr. Helmut Becker, des langjährigen Präsidenten, von seinem Amt. Mit der Mitgliederversammlung stand für die turnusmäßig anstehende Wahl des Vorstandes somit die Aufgabe an, für ihn, aber auch für Prof. Dr. Rainer Braun, Hauptgeschäftsführer der ABDA, der für eine weitere Amtszeit nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben nicht mehr zur Verfügung steht, qualifizierte Kandidaten zu benennen und zu wählen.

Ohne Gegenstimmen und mit gehörigem Beifall wurden Volker Articus, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, und Dr. Christiane Eckert-Lill, Geschäftsführerin Pharmazie bei der ABDA, gewählt. Im Anschluss wählte der Vorstand Volker Articus zum neuen Präsidenten der Gesellschaft, Dr. Gensthaler zum Stellvertreter und Frau Mörschner als Geschäftsführerin.

Geschäftsbericht

Die Geschäftführerin berichtete, dass es zunehmend schwieriger wird, Firmen der pharmazeutischen Industrie, des Großhandels und der Offizinpharmazie die Vorteile einer Mitgliedschaft in der Gesellschaft erlebbar zu machen. Angesichts des Aufkauf- und Übernahmegeschäfts im Bereich der Industrie erreichen Apotheker – und gar solche, die der Geschichte der Pharmazie zugetan sind – wohl seltener Positionen, in denen sie ihr Verbleiben im Freundeskreis des Museums durchsetzen können. Die Mitgliedschaft wird inzwischen häufig als finanzielles Risiko und unnötig eingestuft. Der Austritt "zum Jahresende" ist dann ebenso vorschnell wie bedauerlich beschlossene Sache.

Gensthaler ermunterte deshalb die Mitglieder, ältere und junge Apotheker mit der Begeisterung für das Museum zu infizieren. Das Museum sei inzwischen bei Nichtpharmazeuten besser bekannt als bei Apothekern. Anhand der Besucherzahlen – im Jahr 2004 über 620.000 Menschen – lässt sich diese gewagt erscheinende Behauptung belegen. Die Steigerungsrate ist bei den Museumsbesuchen höher als bei den Besucherzahlen des Heidelberger Schlosses: immer mehr Gäste kommen also gezielt zum Museum.

Dort konnte auch im vergangenen Jahr mit finanzieller Unterstützung der Gesellschaft die Arbeit (vor allem am neuen Museumsführer und bei der Restaurierung von Glas- und Keramikgefäßen) aber auch der Bestand an Objekten (Ankauf von Majolika aus der Manufaktur Durlach, zur Ausstattung der Offizin des Klosters Schwarzach gehörig) gefördert werden. Besonders gern gesehen sind die Spenden aus dem Kreis der Freunde: Im Berichtszeitraum konnte aus der Landshuter Löwen-Apotheke eine große Tinkturenpresse des 17. Jh. aus Eichenholz als Spende von Prof. Dr. P. Dilg aufgestellt werden.

Mit besonderem Engagement sind im vergangenen Berichtszeitraum Führungen zu Themen, die "in der Luft" lagen, entwickelt worden, wie Museumsleiterin E. Huwer abschließend berichtete: In der Nacht, in der der Verkauf des 5. Bandes der Harry-Potter-Bücher begann, bevölkerten Zauberlehrlingsklassen das Museum. Der dafür ausgearbeitete "Lehrplan" kann – und wird – seitdem von Interessenten für eigene Besuche gebucht, z. B. von Kindergeburtstagsgesellschaften. Eine weitere Themenführung "Pesthauch und Himmelsduft" befasst sich mit der Geschichte der Pest und ihren Auswirkungen, Vorführungen zur Rezeptur von pestillenzwidrigen Pillen und Räucherungen runden das Thema ab.

Auszeichnungen

Als Auszeichnung und Dank für vielfältiges Engagement verleiht die Gesellschaft die Fritz-Ferchl-Medaille – eine Erinnerung an den ersten Kurator des Museums. Drei verdiente Mitglieder konnten in Bayreuth ausgezeichnet werden: Rolf Becker, Chef des Wort- und Bild-Verlages, Dr. Dr. Helmut Becker, der langjährige Präsident der Gesellschaft und Dr. Hermann Vogel, Vorsitzender der Deutschen Apotheken Museum-Stiftung.

Rolf Becker ist dem Museum schon lange Zeit verbunden und fördert durch persönliche Beträge die zu leistende Arbeit in hohem Maße. Dr. Dr. Helmut Becker hat seit 1991 als 1. Vorsitzender der – damals noch "Verein der Freunde des Deutschen Apotheken-Museums" genannten – Gesellschaft mit großem Engagement, vielen Ideen und Zeitaufwand die Arbeit des Museums gefördert.

Rolf Becker und Dr. Dr. Helmut Becker werden ihre Auszeichnung zu einem späteren Zeitpunkt durch Dr. Gensthaler und Dr. Vogel überreicht bekommen. Die Medaille an Dr. Vogel konnte Dr. Gensthaler unter lang anhaltendem Beifall sogleich überreichen, Er ehrte damit den Mann, der seit vielen Jahren – und hoffentlich noch eine lange weitere Zeit – die Geschicke des Museums als Stiftungsvorsitzender lenkt.

Die am Schluss der Mitgliederversammlung von Volker Articus ausgesprochene Einladung, das nächste Treffen im Jahre 2007 in Husum zu veranstalten, stieß auf rege Zustimmung.

Albert Borchardt, Heidelberg

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