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Arzneimittel und Therapie
Lang wirksamer 5-HT3-Rezeptorantagonist zugelassen
Ob Patienten unter einer Chemotherapie erbrechen, hängt von verschiedenen patienten- und therapiebezogenen Faktoren ab. Jüngere Patienten und Frauen haben ein größeres Risiko, ebenso Patienten mit negativen Erfahrungen bei vorangegangenen Chemotherapien. Auch Angst ist von großer Bedeutung.
Hinzu kommt das emetogene Potenzial der Chemotherapie. Unter hochdosiertem Cisplatin und Dacarbazin ist die Wahrscheinlichkeit mit über 90% weit höher als unter Bendamustin, oralem Cyclophosphamid, Vincristin oder Fluorouracil, die nur schwach emetogen sind. Als mittelgradig emetogen werden Doxorubicin, Epirubicin und Carboplatin, als hoch-emetogen niedrig-dosiertes Cisplatin, Cyclophosphamid i. v., Carmustin und Actinomycin eingestuft.
Bei weitem unterschätzt: verzögerte Emesis
Problematisch ist dabei nicht nur das akute Erbrechen innerhalb von 24 Stunden nach Chemotherapie. Je nach Regime leiden 20 bis 90% der Patienten auch unter verzögertem Erbrechen. Es tritt erst 24 bis 120 Stunden nach Therapie auf und kann bis zu sechs Tage anhalten. Da die Mehrzahl der Chemotherapien ambulant durchgeführt wird, sind die meisten Patienten dann schon wieder zu Hause und mit ihrem Problem alleingelassen. Dies ist auch ein Grund dafür, dass die Problematik der verzögerten Emesis von Ärzten und Krankenschwestern nicht ausreichend wahrgenommen wird. In der ANCHOR-Studie, in der europaweit medizinisches Personal (n = 24) und Patienten (n = 300) befragt wurden, unterschätzten Ärzte und Schwestern die Inzidenz des verzögerten Erbrechens um bis zu 30%.
Extrem lange Eliminationshalbwertszeit
Mit der Entwicklung der 5-HT3-Rezeptorantagonisten, die meist in Kombination mit Dexamethason gegeben werden, sowie der Einführung des Neurokinin-Antagonisten Aprepitant hat sich die Situation für die Krebskranken zwar verbessert. Optimal ist sie dennoch nicht. Insbesondere fehlt den 5-HT3-Blockern der ersten Generation die notwendige Effektivität gegen das verzögerte Erbrechen. Nun kommt mit Palonosetron (Aloxi®) ein 5-HT3-Rezeptorantagonist auf den Markt, der sich durch eine hohe Rezeptorbindungsaffinität und eine extrem lange Eliminationshalbwertszeit auszeichnet. Sie liegt mit 40 Stunden zehnfach höher liegt als von Ondansetron.
Palonosetron ist daher nach i. v.-Bolusgabe 30 Minuten vor Beginn der Chemotherapie schon in niedrigen Dosen von 0,25 mg bzw.0,75 mg i. v. über mehrere Tage wirksam. Daher sinkt nicht nur das Risiko für akutes Erbrechen, sondern auch für verzögertes Erbrechen. Dies zeigen auch die Ergebnisse der Phase-III-Studien, in denen Palonosetron mit Onadansetron bzw. Dolasetron bei mäßig- und hoch-emetogener Chemotherapie verglichen wurde.
Bessere Kontrolle der verzögerten Emesis
Im Rahmen einer hoch-emetogenen Chemotherapie erhielten 669 Patienten entweder 0,25 mg, 0,75 mg Palonosetron oder 32 mg Ondansetron präventiv injiziert. Die zusätzliche Gabe von Dexamethason lag im Ermessen des Arztes. Palonosetron erwies sich dabei in der Prävention von Übelkeit und Erbrechen als eben so wirksam wie Ondansetron.
In der großen Subgruppe der gleichzeitig mit Dexamethason behandelten Patienten (n = 447) war Palonosetron 0,25 mg Ondansetron signifikant überlegen, und zwar sowohl bei der kompletten Kontrolle der verzögerten Emesis (42,0% versus 28,6%) sowie der kompletten Kontrolle innerhalb des gesamten Zyklus (40,7% versus 25,2%). Entsprechend lag auch die Zahl der Patienten ohne emetische Episoden zwischen 24 und 120 Stunden sowie zwischen 0 und 120 Stunden unter Palonosetron statistisch signifikant höher. Der Unterschied in der Prophylaxe der akuten Emesis war dagegen nicht signifikant (64,7% versus 55,8%).
Zwei Drittel ohne Erbrechen
Auch bei moderat-emetogener Chemotherapie war Palonosetron den 5-HT3-Rezeptorantagonisten der ersten Generation überlegen. In der Vergleichsstudie mit Ondansetron mit 563 onkologischen Patienten wurde mit Palonosetron 0,25 mg sowohl in der akuten als auch in der verzögerten Phase ein signifikant besseres komplettes Ansprechen erzielt (81% versus 68,6%; 74,1% versus 55,1%). Knapp 70% der Patienten in der Palonosetrongruppe, aber nur die Hälfte in der Ondansetrongruppe hatten nicht unter Übelkeit oder Erbrechen zu leiden. Die Zahl der Episoden mit Übelkeit und Erbrechen insgesamt lag bei 1,7 gegenüber 2,5. Ähnlich waren die Ergebnisse im Vergleich mit Dolasetron 100 mg.
Liegt die Zukunft in der Dreifachkombination?
Gepoolte Daten aus den Studien mit Palonosetron zeigen zudem, dass dessen Wirksamkeit auch dann nicht verloren geht, wenn der HT3-Blocker über mehrere Zyklen angewandt wird. Eine komplette Kontrolle innerhalb des gesamten Zyklus (0 bis 120 h) wird im Durchschnitt jeweils bei 45 bis 55% der Patienten erreicht, eine komplette Kontrolle des verzögerten Erbrechens bei etwa 60 bis 70% der Patienten. Durch die Dreifachtherapie aus Palonosetron, Dexamethason und Aprepitant lässt sich die Situation für die Patienten möglicherweise weiter verbessern. In einer kleinen offenen Phase-II-Studie mit 39 Patienten, die eine mäßig- bis hoch-emetogene Chemotherapie erhielten, konnte bei 90% eine komplette Kontrolle der akuten Emesis, bei 80% eine komplette Kontrolle der verzögerten Emesis erreicht werden. Eine positive Tendenz, die weiter verfolgt werden sollte.
Dr. Beate Fessler, München
Quelle
Prof. Dr. med. Petra Feyer, Berlin; Dr. rer. nat. Hans-Peter Lipp, Tübingen; Prof. Dr. med. Hartmut Link, Kaiserslautern: Launch-Pressekonferenz „Antiemetische Therapie mit Palonosetron ! ! ! ! – ! ! ! ! ein weiterer Meilenstein in der onkologischen Suppor- tivtherapie“, München, 23. Mai 2005, veranstaltet von der ribosepharm GmbH, München.
Steckbrief: Palonosetron
Handelsname/Hersteller:
Aloxi (Ribosepharm, München) Einführungsdatum: 1. Juni 2005 Zusammensetzung: 1 ml Lösung enthält 50 µg Palonosetron (als Hydrochlorid). Jede Durchstechflasche mit 5 ml Lösung enthält 250 µg Palonosetron (als Hydrochlorid). Sonstige Bestandteile: Mannitol, Natriumedetat, Natriumcitrat 2 H2O, Citronensäure-Monohydrat, Wasser für Injektionszwecke, Natriumhydroxid-Lösung, Salzsäure-Lösung. Packungsgrößen, Preise und PZN: 1 Injektionslösung (5 ml), 98,05 Euro, PZN 4408057 Stoffklasse: Antiemetika und Antivertiginosa; Serotonin-(5-HT3-)-Antagonist Indikation: Zur Prävention von akuter Übelkeit und Erbrechen bei mäßig bis stark emetogener Chemotherapie aufgrund einer Krebserkrankung. Dosierung: 250 µg Palonosetron als einmaliger intravenöser Bolus etwa 30 Minuten vor Beginn der Chemotherapie. Palonosetron sollte im Verlauf von 30 Sekunden injiziert werden. Eine wiederholte Gabe innerhalb einer Zeitspanne von sieben Tagen wird nicht empfohlen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den arzneilich wirksamen Bestandteil oder einen der sonstigen Bestandteile. Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Schwindel; Obstipation, Diarrhö. Wechselwirkungen: Palonosetron hemmt in klinisch relevanten Konzentrationen weder die Cytochrom-P450-Isoenzyme noch induziert es sie. Die gleichzeitige Gabe von CYP2D6-Induktoren und -Inhibitoren hatte keine signifikante Auswirkung auf die Clearance von Palonosetron. Die gleichzeitige Gabe von Palonosetron und Corticosteroiden ist unbedenklich. Die gleichzeitige Gabe von Palonosetron und Analgetika, Antiemetika/Antivertiginosa, Spasmolytika und Anticholinergika ist unbedenklich. Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen: Da Palonosetron die Dickdarmpassage verlängern kann, sollten Patienten mit anamnestischer Obstipation oder Anzeichen eines subakuten Ileus nach der Injektion engmaschig überwacht werden. Wie mit anderen 5-HT3-Antagonisten ist Vorsicht geboten bei gleichzeitiger Gabe von Palonosetron mit Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern oder bei Patienten, bei denen das QT-Intervall verlängert ist oder die zu einer solchen Verlängerung neigen. Da Palonosetron Schwindel, Schläfrigkeit und Müdigkeit hervorrufen kann, sollten die Patienten davor gewarnt werden, ein Fahrzeug zu führen oder Maschinen zu bedienen.
Handelsname/Hersteller:
Aloxi (Ribosepharm, München) Einführungsdatum: 1. Juni 2005 Zusammensetzung: 1 ml Lösung enthält 50 µg Palonosetron (als Hydrochlorid). Jede Durchstechflasche mit 5 ml Lösung enthält 250 µg Palonosetron (als Hydrochlorid). Sonstige Bestandteile: Mannitol, Natriumedetat, Natriumcitrat 2 H2O, Citronensäure-Monohydrat, Wasser für Injektionszwecke, Natriumhydroxid-Lösung, Salzsäure-Lösung. Packungsgrößen, Preise und PZN: 1 Injektionslösung (5 ml), 98,05 Euro, PZN 4408057 Stoffklasse: Antiemetika und Antivertiginosa; Serotonin-(5-HT3-)-Antagonist Indikation: Zur Prävention von akuter Übelkeit und Erbrechen bei mäßig bis stark emetogener Chemotherapie aufgrund einer Krebserkrankung. Dosierung: 250 µg Palonosetron als einmaliger intravenöser Bolus etwa 30 Minuten vor Beginn der Chemotherapie. Palonosetron sollte im Verlauf von 30 Sekunden injiziert werden. Eine wiederholte Gabe innerhalb einer Zeitspanne von sieben Tagen wird nicht empfohlen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den arzneilich wirksamen Bestandteil oder einen der sonstigen Bestandteile. Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Schwindel; Obstipation, Diarrhö. Wechselwirkungen: Palonosetron hemmt in klinisch relevanten Konzentrationen weder die Cytochrom-P450-Isoenzyme noch induziert es sie. Die gleichzeitige Gabe von CYP2D6-Induktoren und -Inhibitoren hatte keine signifikante Auswirkung auf die Clearance von Palonosetron. Die gleichzeitige Gabe von Palonosetron und Corticosteroiden ist unbedenklich. Die gleichzeitige Gabe von Palonosetron und Analgetika, Antiemetika/Antivertiginosa, Spasmolytika und Anticholinergika ist unbedenklich. Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen: Da Palonosetron die Dickdarmpassage verlängern kann, sollten Patienten mit anamnestischer Obstipation oder Anzeichen eines subakuten Ileus nach der Injektion engmaschig überwacht werden. Wie mit anderen 5-HT3-Antagonisten ist Vorsicht geboten bei gleichzeitiger Gabe von Palonosetron mit Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern oder bei Patienten, bei denen das QT-Intervall verlängert ist oder die zu einer solchen Verlängerung neigen. Da Palonosetron Schwindel, Schläfrigkeit und Müdigkeit hervorrufen kann, sollten die Patienten davor gewarnt werden, ein Fahrzeug zu führen oder Maschinen zu bedienen.
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