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- DAZ 25/2005
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Apotheke und Krankenhaus
Stärkung oder Gefährdung der öffentlichen Apotheke?
Doch wie soll die Verblisterung aussehen? Ist eine zentrale Verblisterung erstrebenswert, wie sie die Kohl-Tochter Assist-Pharma allen Apotheken anbieten will oder sollten die Apotheken diese aus Patientensicht sinnvolle Dienstleistung in Eigenregie zum Beispiel mit Hilfe von Kommissionierautomaten anbieten?
Auf der Jahrestagung des Bundesverbandes klinik- und heimversorgender Apotheker (BVKA) stellte Jörg Geller, Business Development, Kohlpharma Merzig, die Ziele vor, die das Unternehmen Assist-Pharma mit der zentralen Verblisterung verfolgt.
100.000 Wochenblister pro Tag
Ab Mitte/Ende nächsten Jahres sollen von Assist-Pharma im Auftrag von Apotheken täglich Wochenblister für 100.000 Patienten erstellt werden. Der verordnende Arzt kann dabei auf ein Sortiment von 400 oralen, festen Arzneiformen zurückgreifen. Nach den Vorstellungen von Assist-Pharma wählt der Arzt über eine spezielle Software aus dem zur Verfügung stehenden Sortiment die zu verblisternden Arzneimittel aus und gibt die gewünschte Dosierung auf dem Rezept an. Der Patient gibt das Rezept in einer als Hausapotheke fungierenden Apotheke ab. Das Rezept wird in der Apotheke auf Interaktionen und Doppelverordnungen hin überprüft, eine Trennung von festen oralen zur Verblisterung geeigneten Arzneiformen von allen anderen Arzneiformen muss vorgenommen werden. Dann erteilt die Apotheke Assist-Pharma den Auftrag für die Verblisterung.
Mit Hilfe einer speziellen von Assist-Pharma zur Verfügung gestellten Software wird durch die Apotheke eine Restmengenverwaltung durchgeführt. Assist-Pharma stellt die Wochenblister her, liefert sie an den Großhandel, der sie an die entsprechenden Apotheken weiterleitet. Der Patient kann den Wochenblister in der Apotheke abholen, der Wochenblister kann aber auch nach den Plänen von Assist-Pharma über den Pflegedienst zugestellt werden. Wurde der Wochenblister im Rahmen einer Heimversorgung angefertigt, übernimmt die versorgende Apotheke die Lieferung. Notwendige Rezeptänderungen und damit Änderungen in der Zusammensetzung des Wochenblisters werden von der Apotheke vorgenommen (Abb. 1a).
Was kostet diese Dienstleistung?
Die Abrechnung soll, so Geller, Tabletten-genau auf der Basis von N3-Packungen erfolgen, hinzu käme ein Aufschlag für die Verblisterung und ein Aufschlag für die Apotheke. Insgesamt wird die Abgabe im Blister teurer werden als die Abgabe eines Fertigarzneimittels. Die Einsparungen werden nach Ansicht Gellers auf einer anderen Ebene erzielt, beispielsweise durch weniger Krankenhauseinweisungen. Klarheit über die ökonomischen Auswirkungen soll ein zurzeit im Saarland laufendes Pilotprojekt bringen, das wissenschaftlich von Prof. Dr. Karl Lauterbach begleitet wird.
Viele offene Fragen
Die zentrale Verblisterung im Auftrag von Apotheken lässt viele Fragen offen. Wie sieht die rechtliche Situation aus? Was wird hergestellt? Benötigt Assist-Pharma eine Herstellungserlaubnis? Nach Ansicht Gellers werden keine Fertigarzneimittel hergestellt. Die Verblisterung sei als Rezeptur zu klassifizieren. Er berief sich darauf, dass auch Zytostatika im Auftrag einer Apotheke außerhalb der Apotheke hergestellt werden dürften. Rechtsanwalt Dr. Johannes Pieck hielt diese Auffassung nicht für abwegig, stellte aber die Frage, wie sie rechtspolitisch zu bewerten sei. Das Prinzip der Abgabe von Fertigarzneimitteln würde aufgegeben und damit die bislang nur in begründeten Einzelfällen übliche Abgabe "sine confectione". Auch müsse hinterfragt werden, was verblistert wird. Sind es Importarzneimittel, sind es Fertigarzneimittel, ist es Bulkware?
Geller betonte, dass für diese Technologie keine Importware in Frage komme, da die Verfügbarkeit nicht immer gewährleistet sei. Langfristig werde angestrebt, Fertigarzneimittel in Form von Großpackungen direkt vom Hersteller zu beziehen. So sei es denkbar, dass der Hersteller Originalpackungen mit 5000 Tabletten an Assist-Pharma direkt liefert. Fraglich ist, ob die Hersteller dazu bereit sind. Dr. M. Weiser, Public & Market Relations von der Sanofi-Aventis-Gruppe bezweifelte, dass die Hersteller hier mitspielen würden. Packungen in dieser Größe seien keine Fertigarzneimittel, so dass sich die Frage nach der Haftung stelle. Pieck mahnte, dass mit der Verblisterung wieder einmal eine wichtige Funktion, die der Apotheker übernehmen sollte, ausgegliedert wird. Szenarien, in denen Patienten mit Wochenblister unter Umgehung von Apotheken und Großhandel versorgt werden, liegen auf der Hand (Abb. 1b). Es erging der Appell, die in dem Schaubild (Abb. 1a) vorgestellten Aufgaben ohne Apotheken-A ebenfalls in der eigenen Apotheke auszuführen (Abb. 1c) und auf den Umweg über einen zentralen Dienstleister zugunsten einer ortsnahen, schnellen und unkomplizierten Versorgung zu verzichten.
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