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Arzneimittel und Therapie
Morbus Paget: Schnell die Knochenresorption hemmen
Der Wirkstoff Zoledronsäure hat in den zur Zulassung führenden klinischen Studien seine Effektivität unter Beweis gestellt. Eine Vergleichsstudie mit dem oralen Bisphosphonat Risedronat (30 mg/d über 60 Tage), dem bisherigen Mittel der Wahl, versus einer einmaligen Kurzinfusion über 15 Minuten von 5 mg Zoledronsäure in 100 ml Lösung, zeigt unter anderem, dass Zoledronsäure
- eine Wirkung über ein ganzes Jahr aufweist,
- eine schnellere und signifikant überlegene Wirkung zeigt,
- eine Normalisierung des Knochenstoffwechsels bewirkt,
- ein gutes Verträglichkeitsprofil aufweist.
Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren grippeartige Symptome, die innerhalb der ersten drei Tage nach der Infusion auftraten und ab dem vierten Tag wieder verschwanden. Die Tatsache, dass mit Aclasta® eine gebrauchsfertige Infusionslösung (Zoledronsäure 5 mg in 100 ml wässriger Lösung) zur Verfügung steht, ist ein weiterer Vorteil für die Patienten: Für sie entfällt die tägliche Tabletteneinnahme mit den komplizierten Einnahmevorschriften der Bisphosphonate.
In zulassungsrelevanten klinischen Studien fand sich nach sechs Monaten bei 96% der Patienten, die eine Einmaldosis von Aclasta erhalten hatten, eine therapeutische Antwort, gegenüber 74% der Patienten, die 30 mg Risedronat täglich über 60 Tage eingenommen hatten. Nach sechs Monaten lagen die Serumspiegel der alkalischen Phosphatase (SAP) – einem Schlüsselenzym des Knochenumsatzes – bei 89% der mit Aclasta behandelten Patienten versus 58% der Patienten unter Risedronat im Normbereich. Nach mehr als einem Jahr nach der Infusion sprachen noch über 95% der Aclasta®-Responder auf die Therapie an.
Morbus Paget: eine oft unerkannte Krankheit
Der Morbus Paget des Knochens wird auch als Osteitis deformans oder Osteodystrophia deformans bezeichnet. Es ist eine schleichend beginnende, chronisch verlaufende metabolische Knochenerkrankung. Typisch beim Morbus Paget ist ein lokalisierter übermäßiger Knochenumbau, der zu einer abnormen Struktur und minderen mechanischen Qualität des Knochens führt. Die Folge der krankhaften Knochenstruktur sind Deformierungen und eine erhöhte Anfälligkeit für Knochenbrüche.
In Deutschland sind etwa 75.000 Patienten symptomatisch davon betroffen. Der Morbus Paget tritt vor allem bei Personen über 40 Jahren auf, häufiger bei Männern als bei Frauen. Ätiologisch wird eine Virusinfektion und eine genetische Disposition diskutiert. Infektion, genetische Disposition und Umweltfaktoren können aber auch miteinander verknüpft sein.
Oft nur zufällig entdeckt
Da die Erkrankung nicht einfach zu diagnostizieren ist, bleiben viele Patienten unbehandelt. Häufig wird der Morbus Paget als Zufallsbefund beim Anfertigen von Röntgenaufnahmen entdeckt. Eine Bestätigung der Diagnose erfolgt durch eine Bestimmung der alkalischen Phosphatase im Serum (SAP), deren deutlicher Anstieg während des Krankheitsprozesses mit der Osteoblastenaktivität korreliert. Bei einem Teil der Patienten, etwa 30%, verläuft die Erkrankung asymptomatisch. Bei der Mehrzahl der Patienten verursacht die Erkrankung jedoch große Beschwerden am Stütz- und Bewegungsapparat. Rückenschmerzen sind häufige Symptome, zumal die Wirbelsäule ein Hauptmanifestationsort des Morbus Paget ist. Es kann aber jeden Teil des Skelettsystems betreffen, so auch Becken, Schädel sowie die Röhrenknochen der Extremitäten.
Bei Fortschreiten der Erkrankung können die Symptome durch Knochendeformitäten und -frakturen deutlich verstärkt werden, wodurch die Patienten in ihren Alltagsaktivitäten erheblich behindert werden. Weitere typische Komplikationen sind Verkrümmung und Verdickung einzelner Röhrenknochen der Extremitäten oder Verdickung der Schädelkalotte – der Patient stellt fest, dass der Hut zu klein wird.
Deformationen aufhalten
Behandlungsziele bei Patienten mit Morbus Paget sind:
- Schmerzbeseitigung,
- Verhinderung von progredienten Deformitäten, die die Belastungsfähigkeit des Skelettsystems einschränken, und
- Vermeidung insbesondere neurologischer Komplikationen.
Therapie der Wahl beim Morbus Paget sind Bisphosphonate. Diese wirken antiresorptiv, hemmen die Osteoklastenaktivität und damit den weiteren Knochenabbau und stellen so das Gleichgewicht zwischen Knochenresorption und Knochenbildung wieder her. Zoledronsäure gehört zur Klasse der stickstoffhaltigen Bisphosphonate. Sie ist ein Inhibitor der Osteoklasten-vermittelten Knochenresorption. Nach intravenöser Gabe lagert sich Zoledronsäure rasch im Knochen an und zwar vorzugsweise – wie andere Bisphosphonate – an Stellen mit Knochenresorption. Molekularer Hauptangriffsort der Zoledronsäure im Osteoklasten ist das Enzym Farnesylpyrophosphat-Synthetase, was aber andere Wirkmechanismen nicht ausschließt.
Quelle
Fachinformation Aclasta® 5 mg Infusions- lösung, Stand: 15. April 2005
Aclasta®: die neue, moderne Therapie zur Behandlung metabolischer Knochen- erkrankungen. Presseinformation der Novartis Pharma GmbH.
Morbus Paget
- Die heutige Bezeichnung Morbus Paget ist dem englischen Chirurgen Sir James Paget gewidmet, der vermutete, dass der schleichenden Veränderung der Knochen eine Entzündung zugrunde liegt und 1877 die Erkrankung Osteitis deformans (Osteodystrophia deformans) nannte.
- Es ist eine lokalisierte progressive Knochenerkrankung mit einer begrenzten Anzahl betroffener Knochen.
- Kennzeichen sind eine Hypertrophie der Knochen und eine abnorme Knochenstruktur, beides Folge einer erheblichen Störung des Knochenumbaus durch eine Hyperaktivität der Osteoklasten und induzierter erhöhter Osteoblastenaktivität.
- Dadurch kommt es zu einer verstärkten Bildung von schwächerem Geflechtknochen und zu einer nicht ausreichenden Mineralisierung.
Behandlungsschema mit Zoledronat bei M. Paget
- initiale Behandlung: - Einzelinfusion von 5 mg über mindestens 15 Minuten - adäquate Supplementierung von Vitamin D und Calcium für "10 Tage nach der Infusion
- Wiederbehandlung: - bei erneutem Auftreten von Krankheitssymptomen und Anstieg der Biomarker (SAP) - anhaltende Wirksamkeit über bis zu 18 Monate dokumentiert
Zusätzliche Calciumgabe empfohlen
Für den Morbus Paget ist ein beschleunigter Umsatz des Knochengewebes kennzeichnend. Wegen des schnellen Einsetzens der Wirkung von Zoledronsäure auf den Knochenumbau kann sich eine vorübergehende, mitunter symptomatische, Hypocalcämie entwickeln, deren Maximum üblicherweise innerhalb der ersten zehn Tage nach der Infusion auftritt. Zusammen mit der Anwendung von Zoledronsäure wird daher eine ausreichende Einnahme von Vitamin D empfohlen. Zusätzlich ist es sehr ratsam, bei Patienten mit Morbus Paget eine ausreichende Ergänzung von Calcium, entsprechend zweimal täglich mindestens 500 mg elementarem Calcium, für mindestens zehn Tage nach der Gabe von Zoledronsäure sicherzustellen.
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