Arzneimittel und Therapie

Gemcitabin verlängert krankheitsfreies Überleben

Das Pankreaskarzinom ist eine hochmaligne Erkrankung mit der Eigenschaft, frühzeitig subklinische Metastasen auszubilden. Es hat unter den gastrointestinalen Karzinomen mit die schlechteste Prognose. Die Therapie der Wahl in frühen Stadien ist die chirurgische Entfernung des Tumors, die allerdings nur bei ca. 15% der Patienten möglich ist. Gemcitabin (Gemzar®) gilt als Standardtherapie im fortgeschrittenen und inoperablen Stadium.

Erste Daten einer deutsch-österreichischen Phase-III-Studie, die während der diesjährigen Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology präsentiert wurden, zeigen, dass Gemcitabin auch bei Patienten in frühem Stadium der Erkrankung nützlich ist. Zwischen Juli 1998 und Dezember 2004 wurden 368 Patienten mit resezierbarem Pankreaskrebs randomisiert und erhielten nach der Operation entweder eine adjuvante Gemcitabin-Therapie oder wurden nur weiter beobachtet.

Gemcitabin bald adjuvant

Eine erste Datenanalyse im März 2005 zeigte, dass das krankheitsfreie Überleben im Gemcitabin-Arm fast doppelt so lang war wie im Kontrollarm (14,2 vs. 7,5 Monate). Subgruppenanalysen zeigten außerdem, dass dieser positive Effekt für den Gemcitabin-Arm unabhängig davon war, ob eine RO oder R1-Resektion erfolgt war und auch unabhängig vom Lymphknotenstatus war. Daten zum Gesamtüberleben stehen bis jetzt noch nicht zur Verfügung. Hämatologische Toxizitäten kamen häufiger in der Gemcitabin-Gruppe vor, wenn auch nur selten die Grade III und IV erreicht wurden. Zu Übelkeit und Diarrhö kam es ebenfalls häufiger in der Gemcitabin-Gruppe, diese waren jedoch beherrschbar.

Während diese Studie sehr überzeugte und möglicherweise bald dazu führen wird, die adjuvante Therapie des Bauchspeicheldrüsenkrebs als Standardtherapie zu etablieren, wurden die Ergebnisse einer Kombinationstherapie, die in einer weiteren Studie überprüft worden war, während der Tagung kontrovers diskutiert: Im Rahmen einer Phase-III-Studie wurden Patienten mit fortgeschrittenem Pankreaskarzinom entweder nur mit Gemcitabin oder einer Kombination aus Gemcitabin und Erlotinib (Tarceva®) behandelt. Zwar zeigte sich zum ersten Mal, dass die Kombination aus einer Chemotherapie und einem Tyrosinkinaseinhibitor zu signifikant besseren Ergebnissen im Hinblick auf das progressionsfreie und das Gesamtüberleben führt. Die Unterschiede waren aber sehr gering und wurden mit deutlich erhöhten Toxizitäten erkauft, so dass diese Ergebnisse sicher noch in weiteren Studien bestätigt werden müssen, bevor eine solche Kombinationstherapie zum Standard werden wird.aj

Quelle
Neuhaus, P; et al.: A randomised prospec- tive, multajicenter, phase III trial of adju- vant chemotherapy with
gemcitabine vs. observation in patients with resected pan- creatic cancer. abstr. LBA4013, ASCO (2005).
Moore, M. J.; et al.: Erlotinib plus Gemci- tabine compared to gemcitabine alone in Patients with advanced pancreatic cancer. A phase III trial of the National Cancer Institute of Canada Clinical Trials Group [NCIC-CTG], abstr. 1, ASCO (2005).

 

Zum Weiterlesen

Akute Pankreatitis – chronische Pankreatitis – Pankreaskarzinom. DAZ 2004, Nr. 35, S. 56 – 59. www.deutsche-apotheker-zeitung.de

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