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Seehofer kritisiert Preispolitik der Pharmaindustrie
Seehofer betrachtet die Kostenentwicklung bei den Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) mit Sorge. Während Patienten erhöhte Arzneimittelzuzahlungen und Selbstbeteiligungen in Höhe von drei Milliarden Euro leisteten, konterkariere die Pharmaindustrie diesen Solidarbeitrag durch eine Hochpreispolitik, die allein der Gewinnmaximierung diene. Seehofer wörtlich: "Die Menschen haben kein Verständnis für immer mehr Zuzahlungen, wenn gleichzeitig die Arzneimittelhersteller mit Samthandschuhen angefasst werden." Es sei zwar politisch gewollt gewesen, dass der Herstellerrabatt zu Jahresbeginn von 16 auf 6 Prozent abgesenkt wurde. Dass der Wegfall des Rabatts einen Preis- und Mengenboom im Arzneimittelbereich auslöst, war hingegen nicht gewollt, erklärte Seehofer. Hinzu komme, dass die Pharmaunternehmen Scheininnovationen ohne wirklichen therapeutischen Fortschritt auf den Markt brächten und damit die Preise für Medikamente künstlich nach oben trieben. "Nirgends auf der Welt gibt es so viele überflüssige und überteuerte Medikamente wie in Deutschland. Davor darf die Politik nicht länger die Augen verschließen", mahnte der Sozialexperte.
Seehofer erklärte, die Pharmaindustrie zähle zu den ganz wenigen Branchen in Deutschland, an denen die Wirtschaftskrise der letzten Jahre nahezu spurlos vorüber gegangen sei. Es sei daher "längst überfällig und mehr als gerecht", wenn die Industrie jetzt einen höheren Solidarbeitrag leiste – zumal niemand so sehr vom Gesundheitswesen profitiere wie die Arzneimittelbranche selbst. Die Forschungsaktivitäten und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sieht Seehofer hierdurch in keiner Weise gefährdet.
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