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- DAZ 32/2005
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Arzneimittel und Therapie
Was erwarten unheilbar Kranke?
Die meisten Krebspatienten der westlichen Welt wünschen detaillierte Informationen über ihre Krankheit und deren wahrscheinlichen Verlauf. Der Wunsch nach Aufklärung kann während der verschiedenen Krankheitsphasen unterschiedlich stark ausgeprägt sein und hängt von diversen Faktoren (Alter, Geschlecht, Religiosität, Bildung etc.) ab. In jeder Phase ist aber eine ehrliche Kommunikation zwischen Patient und Therapeut entscheidend, auch wenn keine absoluten Aussagen getroffen werden können und Unwägbarkeiten bestehen bleiben. Bei aller Aufrichtigkeit und trotz der Übermittlung schlechter Nachrichten darf die Hoffnung des Patienten nie zerstört werden. Das heißt also einen Weg finden, bei dem unrealistische Hoffnungen nicht aufkommen können, die lebensnotwendige Hoffnung aber auch nicht zerstört wird. Trotz umfassender Literatur zur Kommunikation mit Schwerkranken gibt es bislang nur rudimentäre Untersuchungen darüber, wie der Patient Hoffnung definiert und wie der Arzt Hoffnung an den Patienten weitergeben kann. Das Ziel einer australischen Studie war es daher, herauszufinden, wie unheilbar kranke Krebspatienten über ihre Prognose informiert werden möchten und festzustellen, was sie dabei als hoffnungsvoll empfinden.
Wie wird kommuniziert?
Für diese Untersuchung wurden aus 30 onkologischen Praxen oder Krankenhäusern 218 erwachsene, unheilbar erkrankte Krebspatienten ausgewählt und über ihre Hoffnungen, ihre Wünsche und ihre Vorstellungen einer idealen Kommunikation zwischen Arzt und Patient, befragt. Festgehalten wurde dabei,
- was der Patient unter Hoffnung versteht,
- wie der Arzt die Hoffnung stärken oder abschwächen kann,
- wie sich der Arzt im Patientengespräch verhalten soll,
- welche Art der Kommunikation der Patient bevorzugt und
- welche Faktoren die Haltung des Patienten beeinflussen.
Insgesamt konnten die Aussagen von 126 Patienten ausgewertet werden. Im Hinblick auf das Kommunikationsverhalten der Ärzte zeichneten sich unterschiedliche Kommunikationsmuster ab, die wie folgt klassifiziert werden können:
- eine realistische und individuelle Betreuung,
- eine eher emotionale Unterstützung,
- die persönliche Zuwendung und
- die sachlich-informative Vorgehensweise.
Die Mehrzahl der Patienten zieht eine realistische, individuelle Betreuung vor, bei der ein kompetenter Arzt den Patienten in die Entscheidungen mit einbezieht.
Realismus und Hoffnung
Im Gespräch mit dem Arzt über den Verlauf der Erkrankung ist für die meisten Patienten eine realistische, offene Darlegung der Prognose, die Wahrung ihrer persönlichen Integrität und die Möglichkeit Fragen zu stellen am wichtigsten. Störend empfinden die meisten Patienten eine Diskussion finanzieller Angelegenheiten, die Anwesenheit anderer medizinischer Mitarbeiter (z. B. von Krankenschwestern) oder eine telefonische Mitteilung der Diagnose.
Die meisten Hoffnungen schöpfen die Patienten aus der Zusicherung des Arztes, die aktuellsten Therapien anzubieten, aus einem kompetenten Verhalten des Arztes und seiner Zusicherung, im Bedarfsfall eine effiziente Schmerztherapie einzuleiten. Ebenfalls hoffnungsfördernd sind ein humorvolles Verhalten des Arztes und sein Angebot, alle Fragen zu beantworten. Der Gebrauch von Euphemismen, um die Krankheit zu umschreiben, das Aufführen statistischer Daten, eine Vorinformation der Angehörigen sowie ein nervöses Verhalten des Arztes beeinträchtigen die Hoffnungen des Patienten.
Dr. Petra Jungmayr
Quelle
Hagerty R., et al.: Communicating with realism and hope: Incurable cancer pa- tients’ views on the disclosure of progno- sis. J. Clin. Oncol. 23, 1278 – 1288 (2005).
Was ist Hoffnung?
"That you can still enjoy a good quality of life even if live expectancy is uncertain". (häufig gebrauchte Definition krebskranker Patienten)
Das Verhalten des Arztes und die Hoffnung des Patienten
Hoffnung weckt
- hohe Fachkompetenz des Arztes
- Zusicherung einer Schmerzkontrolle
- positive Grundeinstellung
- Angebot der neuesten Therapien
- humorvolles Verhalten
- Zusammenarbeit von Patient und Arzt
- gemeinsame Entscheidungen
- emotionale, persönliche Zuwendung
Hoffnung mindert
- nervöses Verhalten des Arztes
- Gebrauch von Euphemismen
- kein offenes Gespräch über die Krankheit
- keine persönliche Mitteilung der Prognose, Umweg über Dritte
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