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Aus der Hochschule
Optimierung des Artischocken-Anbaus (Forschungsprojekt)
Von der Erfahrungsheilkunde zur modernen Phytotherapie
Schon den alten Römern war die Artischocke (Cynara scolymus) als verdauungsfördernde Delikatesse bekannt: Plinius secundus empfahl die geschlossenen Blütenköpfe der distelartigen Pflanze nicht nur als schmackhaftes Gemüse, sondern auch als treffliches Mittel bei Verdauungsstörungen, besonders nach fetten Mahlzeiten.
Die moderne Arzneipflanzenforschung konnte das voll und ganz bestätigen: Besonders in den Blättern bestimmter Artischockensorten (Königsartischocke) finden sich große Mengen eines natürlichen Wirkstoffgemisches (Caffeoylchinasäureester, Flavonoide, Sesquiterpene), die zuverlässig Produktion und rechtzeitige Bereitstellung der Gallenflüssigkeit gewährleisten. Kaum ein anderes Mittel wirkt so effektiv gegen die häufigen Probleme mit der Fettverdauung (bis zu 30% der Bevölkerung sind betroffen).
Seit in den 90er Jahren umfangreiche Forschungen bewiesen, wie effektiv und verträglich Arzneimittel mit hochdosiertem Artischockenblättertrockenextrakt die Blutfettwerte (Cholesterin und Triglyceride) senken können, wie zudem Leberzellen und Blutgefäße vor dem Angriff freier Radikale geschützt werden, hat der Korbblütler in unserem Arzneischatz enorm an Bedeutung gewonnen.
Das in Münster und Pisa durchgeführte Forschungsprojekt dient der Sammlung und phytochemischen Untersuchung von Artischockensorten unterschiedlichster Herkunft sowie der Charakterisierung ihrer Kultivierungsbedingungen. Zu diesem Zweck, aber auch zum lehrreichen Anschauungsunterricht, entsteht auf dem Gelände des Institutes für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie in Münster die größte Sammlung unterschiedlicher Artischockensorten Europas. Ermöglicht wird dies durch Unterstützung der forschenden Arzneimittelhersteller MCM Klosterfrau und Lichtwer Pharma.
Auffinden optimaler Pflanzeneigenschaften
Besonders wichtig für die verschiedenen medizinischen Effekte der Artischocke sind die sog. Caffeoylchinasäureester (CCA), aus denen bei Trocknung und Aufbereitung der Laubblätter in erster Linie der Naturstoff Cynarin entsteht. Aber auch Flavonoide wie das Luteolin und verschiedene Sesquiterpene spielen für die Wirksamkeit von Artischockenpräparaten eine entscheidende Rolle. Für die Gewinnung von Extrakten zur Herstellung von wirksamen Artischockenpräparaten hat sich insbesondere die Königsartischocke, die ursprünglich aus der Toskana stammt, seit vielen Jahren bewährt.
Rund um das Mittelmeer werden seit Jahrhunderten zahllose Artischockensorten in erster Linie für die Gewinnung der Blütenköpfe als delikates Gemüse aber auch für die Nutzung in der Volksheilkunde kultiviert. Bekannt sind vor allem Artischockensorten aus Italien und Frankreich. Aber auch im arabischen Raum, in Nordafrika, auf Zypern, in der Türkei und auf der iberischen Halbinsel werden Rassen kultiviert, die bisher niemals auf ihre Eignung für die Herstellung von Arzneimitteln überprüft worden sind.
Neben den traditionellen mediterranen Anbaugebieten finden sich einjährige Blattkulturen der Artischocke für die Gewinnung medizinisch genutzter Extrakte zunehmend auch in Regionen mit Winterfrost (Deutschland, Nordfrankreich, Polen, Rumänien, Moldova). Insbesondere für diesen spezialisierten Anbau soll das Forschungsprojekt geeignete Sorten selektieren und weiterentwickeln.
Qualität vom Anbau bis zur Kapsel
Von ausschlaggebender Bedeutung für Qualität und Wirksamkeit von Artischockenextrakt ist die schonende, in jeder Phase kontrollierte Trocknung und anschließende Extraktion der Artischockenblätter unter Erhaltung der wertvollen Inhaltsstoffe. Vom kontrollierten Anbau bis zur fertigen Kapsel darf bei der Produktion pflanzlicher Arzneimittel heute nichts mehr dem Zufall überlassen bleiben. Nur so kann eine gleichbleibend hohe Qualität die rationale Therapie mit verträglichen und wirksamen Phytopharmaka garantieren.
Dr. rer. nat. Alexander Schenk, Tilbeck 14, 48329 Havixbeck
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