Schwerpunkt Gesunde Zähne

Handwerkszeug fürs Kauwerkzeug

Sorgfältige Zahnreinigung ist eine der wichtigsten Voraussetzungen zur Gesunderhaltung des Gebisses. Doch längst nicht jeder eifrige Putzer wird in der Praxis diesem Grundsatz auch gerecht. So hapert es vielfach an der richtigen Putztechnik. Auch das verwendete Handwerkszeug entspricht oftmals nicht den zahnmedizinischen Empfehlungen. Bei Auswahl und Gebrauch von Zahnbürste, Zahnseide und Co. sollten daher einige Basisregeln eingehalten und Kardinalfehler vermieden werden. Sonst kann man Zahnfleisch und Zähnen mehr schaden als nützen.

 

Weniger Druck machen

1,8 Zahnbürsten verbraucht ein Bundesbürger durchschnittlich pro Jahr – und damit viel zu wenig. Sechs sollten es mindestens sein. Die Reinigungskraft einer Zahnbürste lässt nämlich um rund 30% nach, wenn sie zwölf Wochen im Einsatz war.

Mehr als noch vor wenigen Jahrzehnten ist regelmäßige Zahnpflege heutzutage bei vielen selbstverständlich. Immerhin fast 70% der Bevölkerung greifen mittlerweile zweimal täglich zur Zahnbürste. Allerdings wird dabei nicht selten des Guten zu viel getan. So hat sich in den vergangenen Jahren auf der einen Seite die Mundhygiene der Bevölkerung deutlich verbessert, auf der anderen Seite zeigen sich vielfach Schädigungen an Zähnen und Zahnfleisch, die auf eine falsche Putztechnik zurückzuführen sind. Hartnäckig hält sich nämlich bei vielen die Irrmeinung: "je länger und fester, desto besser".

Weit verbreitet ist vor allem das Putzen mit zu viel Kraft – oftmals noch dazu mit einer zu harten Zahnbürste. Das kann zu Verletzungen des Zahnfleisches und zu Abrasionen am Zahnschmelz führen. Um Zahnschmelz, Zahnfleisch und Zahnhälse zu schonen, sollte man sich auf einen Anpressdruck von 1,5 N beschränken. Den bekommt man ins Gefühl, wenn man mit der Zahnbürste auf eine Küchenwaage drückt, bis sie 150 g anzeigt. Ein weiterer Kardinalfehler bei der Dentalreinigung ist das horizontale Schrubben der Zähne. Stattdessen soll die Zahnbürste vom Zahnfleisch in Richtung Zahn geführt werden (von "Rot nach Weiß"). Lediglich auf den Kauflächen der Backenzähne sind auch "schrubbende" Bewegungen erlaubt.

Auf die Technik kommt es an

Empfehlenswert ist für Erwachsene das Zähneputzen nach der so genannten Bass-Technik. Dabei wird die Zahnbürste im 45ľ-Winkel an das Zahnfleisch und die Zähne angelegt, wobei die Borsten gegen den Zahnfleischrand zeigen. So erwischt man beim Putzen auch Zahnzwischenräume und Zahnfleischrand (Gingivalsaum) – also schwer zugängliche Stellen, an denen sich besonders leicht Zahnbelag festsetzt und Karies bildet. Man führt kleine kreisende Rüttelbewegungen von ca. einer halben Zahnbreite durch – pro Zahnabschnitt mindestens zehn Rüttler. So werden die Plaques gelockert und gründlich, aber schonend entfernt, und die Borsten können auch in die Zahnzwischenräume eindringen. Nach der modifizierten Bass-Methode werden anschließend Auswischbewegungen zur Zahnkrone hin durchgeführt. Auf den Kauflächen führt man kleine Kreisbewegungen durch.

Grundsätzlich sollte man sich eine systematische Reinigungsmethode angewöhnen, z. B. zuerst die Außenflächen putzen, dann die Innenflächen und zum Schluss die Kauflächen, immer auf derselben Seite beginnend. So ist sichergestellt, dass keine Zahnfläche vergessen wird. Aus zahnärztlicher Sicht sollte das Zähneputzen zweimal am Tag erfolgen – nach dem Frühstück und vor dem Zubettgehen. Ein Putzvorgang dauert dabei zwei bis drei Minuten.

Das Basisinstrument

Das Basisinstrument der Zahnpflege ist und bleibt die Zahnbürste. Bei der Fülle an verschiedenen Modellen fällt vielen die richtige Wahl schwer. Oft entscheidet einfach der persönliche Geschmack. Orientiert man sich an den derzeit vorherrschenden zahnärztlichen Empfehlungen für zahnfleischgesunde Personen, sollte eine Handzahnbürste folgende Forderungen erfüllen:

  • kurzer Bürstenkopf, um auch schwerer zugängliche Stellen zu erreichen
  • abgerundeter Bürstenkopf, um Zahnfleisch- und Mundschleimhautverletzungen zu vermeiden
  • weiche bis mittelharte Borsten mit abgerundeten Borstenenden
  • Kunststoffborsten (keine Naturborsten, da diese Hohlräume haben, in denen sich Bakterien ungehindert ansiedeln können; sie trocknen außerdem langsamer)
  • multitufted" (Borsten sind in vielen einzelnen Borstenbüscheln angeordnet)

 

Diverse Extras

Für spezielle Bedürfnisse haben die Zahnbürstenhersteller Modelle mit verschiedensten Extras entwickelt. So soll zum Beispiel die meridol® Zahnbürste mit mikrofeinen Borstenenden eine besonders zahnfleischschonende Zahnreinigung ermöglichen. Ihre Borsten sind im Gegensatz zu herkömmlichen zylindrisch geformten Borsten an den Spitzen wesentlich dünner als an der Basis. Sie können dadurch auch in kleinste Vertiefungen eindringen. Zahnbürsten mit teilweise höher stehenden Borsten (wie z. B. die elmex® interX mit höher stehenden X-Borsten) sollen vor allem in den Zahnzwischenräumen besonders effektiv reinigen.

Um die hinteren Backenzähne leichter zu erreichen, gibt es Zahnbürsten mit in Längsrichtung abgewinkeltem Bürstengriff. Diesem Zweck dienen auch flexible Bürstenkopfspitzen (z. B. Dr. Best® Sensorkopf). Zur Abfederung von zu hohem Anpressdruck besitzt die Dr. Best® Flex Plus eine flexible Zone im Bürstenstiel. Die neue Dr. Best® Dreikopf besitzt einen dreigeteilten, frei beweglichen Bürstenkopf, womit vor allem der Gingivalsaum gut gereinigt werden soll. Um das empfohlene Auswechselintervall besser einhalten zu können und dabei dennoch Abfall zu vermeiden, bietet sich die aronal® öko-dent Wechselkopf-Zahnbürste an. Damit man genau weiß, wann eine Zahnbürste ausgewechselt werden sollte, gibt es Borstenindikatoren auf Farbbasis (z. B. bei Oral B).

Elektrisch putzen

Trotz solcher Vielfalt an technischen Raffinessen schwören viele Menschen auf die Reinigungskraft der elektrischen Zahnbürsten. Tatsächlich "verzeihen" diese eher eine falsche Zahnputztechnik. Auch ältere Menschen tun sich oft mit einer Elektrischen leichter. Kinder und Jugendliche haben mit einem elektrischen Gerät meist einfach mehr Spaß am Zähneputzen. Bei richtiger Putztechnik können jedoch mit elektrischer wie mit Handzahnbürste ebenbürtige Ergebnisse erzielt werden. Die Studienlage dazu ist allerdings recht widersprüchlich. Nach einer aktuellen Metaanalyse haben aber besonders oszillierende Geräte eine gute Reinigungswirkung.

Schalltechnologie

Die jüngste Generation der Elektrischen sind die so genannten schallaktiven Bürsten (Sonic Zahnbürsten, z. B. Braun Oral B Sonic, WaterPik Sensonic, Philips Sonicare). Diese arbeiten mit Bürstenbewegungen von ungefähr 30.000 Schwingungen pro Minute und versprechen eine gründlichere Entfernung der Zahnbeläge – sogar von Zahnstein – in kürzerer Zeit bei Schonung der empfindlichen Zahnhälse. Beachten sollte man aber, dass ein größerer Bürstenkopf manche Stellen schlechter erreichen lässt. Unterschiede zwischen den verschiedenen Schallzahnbürsten sind u. a.:

  • Amplitude (Auslenkung der Borstenenden von 3 bis 4 mm für eine gute Reinigungsleistung erforderlich)
  • Preis der Austauschbürsten (teuer, wenn Schwingmechanismus im Bürstenkopf und nicht im Bürstenkörper lokalisiert)
  • Akku- oder Batteriebetrieb (letzterer preiswerter, aber leistungsschwächer)
  • mit oder ohne Timer

 

Interdentalraum nicht vernachlässigen

Keines dieser Systeme kann jedoch tatsächlich jede Stelle eines Zahns vollständig reinigen. Immerhin machen die schwer erreichbaren und besonders kariesgefährdeten Interdentalräume etwa 30% der gesamten Zahnoberflächen aus. Für deren Reinigung sind neben der Bürste weitere Hilfsmittel erforderlich. Gemäß zahnärztlicher Empfehlung müsste man pro Jahr eigentlich mindestens 150 Meter Zahnseide verbrauchen. Tatsächlich liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland aber nur bei 3,75 Metern. Das "Fädeln" gilt als wichtigste Methode zur Reinigung der Zahnzwischenräume – vor allem bei eng stehendem Gebiss. Es wird empfohlen, die Zahnseide vor dem Zähneputzen zu benutzen, am besten einmal täglich, mindestens aber einmal pro Woche. Für eine komplette Anwendung benötigt man ca. 50 cm, da für jeden Interdentalraum ein neuer, sauberer Fadenabschnitt aufgespannt werden muss. Die Zahnseide wird mit leichten Sägebewegungen zwischen die Zähne eingeführt, dann wird der Zwischenraum mit Auf- und Abbewegungen gesäubert. Ungewachste Zahnseide hat eine gute Reinigungswirkung, gewachst gleitet sie jedoch besser durch enge Kontaktpunkte und fasert nicht so leicht auf. Für besonders eng stehende Zähne gibt es eine gewachste Polyethylen-Zahnseide (von elmex®).

Zur Reinigung von Zahnzwischenräumen bei Implantaten, Brücken oder Brackets eignet sich Superfloss®-Zahnseide, da hier noch ein flauschiger Fadenanteil vorhanden ist. Zur besseren Handhabung gibt es verschiedene Zahnseidenhalter. Eine Alternative zur Zahnseide – z. B. für unterwegs – sind medizinische Zahnhölzer.

Größere Zahnzwischenräume sollten mit Interdentalbürstchen gereinigt werden. Mit ihrem Dreiecksschnitt sind die elmex® Interdentalbürstchen der Form der Zahnzwischenräume besonders gut angepasst. Es gibt sie in sechs verschiedenen Größen. Mundduschen halten dagegen Experten in der Zahnpflege inzwischen für verzichtbar. Zahnbeläge können von diesen Wasserstrahlgeräten nämlich nicht entfernt werden. Außerdem kann es im Wasserschlauchsystem zur Anreicherung gefährlicher "Feuchtkeime" wie z. B. Pseudomonaden kommen.

Zungenhygiene

In letzter Zeit wurde zunehmend die Bedeutung der Zungenreinigung erkannt. Die raue Zungenoberfläche stellt eine gute Grundlage für bakterielle Besiedlung und Plaqueablagerung und damit für die Entstehung von Mundgeruch (Halitosis) dar. Zur Reinigung stehen verschiedene Zungenbürsten und -schaber bzw. Zahnbürsten mit Reinigungslamellen auf der Bürstenkopfrückseite zur Verfügung.

Zahnpflege von Anfang an

Kinder in Deutschland haben mittlerweile deutlich bessere Zähne als noch vor zehn oder 20 Jahren. Konsequente häusliche Zahnpflege ist wesentlich für ein gesundes Kindergebiss verantwortlich. Und die sollte schon mit dem Durchbruch des ersten Milchzahns beginnen – also im Alter von etwa sechs bis acht Monaten. Zur Reinigung kann in diesem Alter ein mit Zahnpasta betupftes Wattestäbchen verwendet werden. Um das Baby an diese Prozedur zu gewöhnen, kann man schon im Säuglingsalter mit der Fingerkuppe regelmäßig über die zahnlosen Kieferkämme fahren.

Ab ca. zwei Jahren machen Kinder im Allgemeinen die ersten eigenen Zahnputzversuche. Hierzu empfiehlt sich eine Zahnbürste mit kleinem Bürstenkopf, weichen Borsten und einem langen Griff, so dass Eltern die Hand des Kindes mitführen können (z. B. elmex® Lernzahnbürste). Für Kinder ab sechs Jahren können Kinderzahnbürsten (z. B. aronal® öko-dent Kinder) verwendet werden. Das Kinderzahnbürsten-Programm von Dr. Best® orientiert sich an drei kindlichen Entwicklungsphasen (Phase 1: Zahnbürste ab sechs Monaten für die ersten Milchzähne, Phase 2: Bürste ab ca. drei Jahren für das Selbstputzen des vollständigen Milchzahngebisses, Phase 3: ab ca. sechs Jahren für Wackelzahnkinder). Die dicken Griffe dieser Bürsten können von Kinderhänden gut geführt werden.

Mindestens bis zum Schuleintritt sollten Eltern die Zähne ihrer Kinder nach dem Putzen kontrollieren bzw. nachputzen.

Putzen mit KAI

Die für Kinder empfohlene und inzwischen weithin bekannte Putztechnik ist die KAI-Methode: Zuerst werden die Kauflächen, danach die Außenflächen und zum Schluss die Innenflächen der Zähne gebürstet. Die Zähne sollten mit kleinen, kreisenden Bewegungen geputzt werden. Zur Reinigung der Schneidezahnaußenflächen werden die Zähne aufeinander gebissen.

Dipl.-Biol. Ulrike Weber-Fina

 

Quelle
www.zahnwissen.de www.rundum-zahngesund.de www.dgzmk.de www.kzbv.de
www.dental-world.de www.elmex.de www.dr-best.de
www.zungenhygiene.de www.dentaplus.de Stiftung Warentest
Öko-Test

DAZ-Schwerpunkt - Gesunde Zähne

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