Prisma

Impfstoff auf Zuckerbasis in Entwicklung

Amerikanische Forscher sind bei der Entwicklung eines Krebsimpfstoffes einen wichtigen Schritt vorangekommen. Ihr vollsynthetischer Impfstoff-Kandidat besteht aus einem Mehrfachzucker, einem Peptid und einem Lipopeptid.

Wie bringt man das Immunsystem dazu, Tumorzellen – nicht jedoch auch gesunde Zellen – anzugreifen? Dem Immunsystem muss ein ausschließlich für Tumorzellen charakteristischer Bestandteil präsentiert werden, damit es gegen diesen Antikörper bilden kann. Was Tumorzellen von gesunden unterscheidet, ist unter anderem eine abnorm erhöhte Menge bestimmter Mehrfachzucker (Oligosaccharide). Ein solcher Zucker wäre ein geeignetes Antigen. Versuche, Zucker als Basis für einen Impfstoff einzusetzen, scheiterten bisher jedoch. Denn unglücklicherweise sind Kohlenhydrate zwar in der Lage, B-Lymphozyten, nicht aber T-Lymphozyten zu aktivieren. Für eine ausreichende Immunisierung ist aber die Kooperation beider Zelltypen notwendig.

Ein Forscherteam um Geert-Jan Boons an der University of Georgia in Athens fand nun eine Lösung für das Problem: Sie synthetisierten einen Drei-Komponenten-Impfstoff. Komponente 1 ist das so genannte Tn-Antigen, ein Mehrfachzucker, der in großer Zahl auf der Oberfläche bestimmter menschlicher Tumorzellen sitzt. Komponente 2 ist das Peptid YAF, das einer 20 Aminosäuren langen Sequenz aus einem Membranprotein des Hirnhautentzündungserregers Neisseria meningitides entspricht und T-Lymphozyten aktiviert. Die dritte Komponente ist das Lipopeptid Pam3Cys, das einer Sequenz aus einem Lipoprotein von Coli-Bakterien nachempfunden wurde. Es soll dem Immunsystem ein zusätzliches "Gefahrensignal" geben.

"Mäuse, die mit dem neuen Impfstoff immunisiert wurden, bildeten Antikörper gegen das Tn-Antigen", berichtete Boons. "Damit haben wir bewiesen, dass ein solches Dreiergespann aus Zucker, Peptid und Lipid prinzipiell eine Immunantwort hervorrufen kann – sogar gegen Tumor-Antigene." ral

Quelle: Angewandte Chemie: Presseinformation 33/2005

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