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DAZ aktuell
Großhandel wehrt sich gegen Pfizer-Modell
Die Versorgung von Patienten mit Arzneimitteln ist Aufgabe der über 21.000 Apotheken. Dieser öffentliche Versorgungsauftrag kann erfüllt werden, weil die Phagro-Mitglieder eine zeitnahe und kontinuierliche Belieferung mit ihrem herstellerneutral zusammengesetzten Sortiment garantieren.
Dieses gut funktionierende System möchte die Firma Pfizer durch ihr neues Distributionsmodell ersetzen. Sollte – wie das Modell es vorsieht – nur ein Teil der Phagro-Mitglieder von Pfizer ausgewählt werden, verlören die nicht beteiligten Großhandlungen einen wichtigen Bestandteil ihres Sortiments und würden dadurch im Wettbewerb gravierend benachteiligt. Eine massive Veränderung des bestehenden Marktgefüges wäre die Folge. Weiterhin will sich der Hersteller das Eigentum an der Ware bis zur Übergabe an die Apotheken vorbehalten und auch sonst soll(en) der/die ausgewählte(n) "Partner" nur nach seinen Anweisungen handeln dürfen. Die Kontrolle über die Ware bis zur Übergabe an den Apotheker soll durch eine umfassende Dokumentation, die die täglichen Lieferungen an jede einzelne Apotheke einschließt, gewährleistet werden.
Die Rechnungen für Pfizer-Produkte müssten separat erstellt, die Produkte selbst nach Anweisung des Herstellers im Großhandelslager platziert werden. Das würde eine Verteuerung der Distributionskosten nach sich ziehen, denn die organisatorischen Effizienzvorteile durch die ausgefeilte Logistik des pharmazeutischen Großhandels würden damit zunichte gemacht.
Unter Umgehung der Arzneimittelpreisverordnung soll der "Partner" eine Logistik-Gebühr und damit keine eigene, hersteller- unabhängige Erwerbsgrundlage mehr erhalten. Über dieses Entgelt darf er auch nicht selbstständig verfügen, denn Pfizer untersagt ihm eigene Konditions- verhandlungen mit seinen Apotheken-Kunden. Damit verlöre der Großhandel ein wichtiges Wettbewerbsinstrument zur Förderung und Honorierung einer wirtschaftlichen Bestellweise seiner Kunden, die folglich einen Teil ihrer Erträge verlören.
Die als "Partner" ausgewählten pharmazeutischen Großhandlungen werden zu reinen Logistik-Dienstleistern herabgestuft. Die an dem Modell nicht beteiligten Großhandlungen verlieren einen wichtigen Bestandteil ihres Sortiments und werden dadurch im Wettbewerb benachteiligt. In der Folge werden gewachsene Kundenbeziehungen zerstört, denn viele Apotheken könnten zukünftig nicht mehr von ihren bisherigen Vertragspartnern mit Pfizer-Arzneimitteln beliefert werden. Dies bedeutet eine schwerwiegende Beschränkung ihres Rechts auf freie Wahl ihrer Lieferanten mit allen damit verbundenen Konsequenzen. Zudem würde mit dem Pfizer-Modell eine absolute Transparenz über die täglichen Bezugsmengen jeder Apotheke entstehen. Der Rückschluss auf die arzneimittelbezogenen Verordnungen von Arztpraxen wäre dann nachvollziehbar. Hierdurch würde der heute bestehende Wettbewerb beeinträchtigt und einem Hersteller ein einseitiger Vorteil verschafft.
Der Bundesverband Phagro ist sich mit Pfizer und der deutschen Apothekerschaft einig, dass die Versorgungssicherheit und die Verhinderung von Arzneimittelfälschungen absoluten Vorrang haben. Pfizer ignoriert jedoch mit seiner Planung wesentliche Umstände. Weder ist das Modell geeignet, Exporte aus Apotheken zu stoppen, noch wird die Einschleusung von Fälschungen wirksam verhindert, da Pfizer den Handel mit seinen Produkten nicht verbieten kann. Vor allem aber ist das Vorhaben von Pfizer völlig unverhältnismäßig. Die geltend gemachten Lieferengpässe treten nur bei einigen wenigen umsatzstarken Produkten auf, deren Preis im Ausland deutlich über dem deutschen liegt. Und für diese Arzneimittel wurde bereits eine Kontingentierung eingeführt.
Der Bundesverband Phagro ist jedoch jederzeit bereit, über Verbesserungen des Systems zu sprechen, die das bewährte Distributionssystem nicht gefährden. Die von Pfizer gewünschte Datenlieferung wäre z.B. technisch möglich, könnte aber nur erfolgen, wenn die betroffenen Apotheken damit einverstanden wären. Auch erscheint eine politische Lösung zur Regelung der von Pfizer geltend gemachten Probleme in absehbarer Zeit realistisch, denn es gibt aussagekräftige Anzeichen dafür, dass die europäische Bürokratie ihre bisherige einseitige Bevorzugung des liberalen Warenverkehrs im Arzneimittelbereich zugunsten der Versorgungssicherheit der nationalen Märkte relativiert. Ein entsprechendes gemeinsames Vorgehen der Verbände sollte daher auf jeden Fall im Interesse aller Marktbeteiligten in Berlin und Brüssel unverzüglich eingeleitet werden.
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