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IQWiG spricht Atorvastatin Überlegenheit ab

KÖLN (ks). Patienten mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung bietet eine Behandlung mit Atorvastatin (Sortis®) keinen größeren therapeutischen Nutzen als eine Therapie mit einem anderen Statin. Zu diesem Schluss kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in seiner am 2. September veröffentlichten Nutzenbewertung zu Statinen. Für diese hat das Institut klinische Studien aus aller Welt analysiert und bewertet. Es fand dabei keine Anhaltspunkte für eine Überlegenheit von Atorvastatin – auch nicht bei ausgewählten Patientengruppen.

Damit widersprechen die Kölner Wissenschaftler dem Sortis-Hersteller Pfizer. Dieser ist davon überzeugt, dass sein Präparat für bestimmte Patienten durchaus einen Zusatznutzen hat. So etwa, wenn eine stabile koronare Herzerkrankung, ein akutes Koronarsyndrom oder ein Diabetes mellitus vorliegen. Daher, so Pfizer, habe der Gemeinsame Bundesausschuss Sortis zu Unrecht in eine gemeinsame Festbetragsgruppe mit anderen – patentfreien – Statinen eingeordnet.

Lebensverlängernde Effekte nicht nachgewiesen

Wie das IQWiG in seiner 148 Seiten starken Nutzenbewertung ausführt, ist ein lebensverlängernder Effekt bei Patienten mit einer chronischen Erkrankung der Herzkranzgefäße nur für die Wirkstoffe Simvastatin und Pravastatin wissenschaftlich nachgewiesen. Bei der Untergruppe von Patienten mit Diabetes mellitus gelte dies sogar ausschließlich für Simvastatin (s. a. unser Artikel auf S. 38). Für Atorvastatin, Fluvastatin und Lovastatin fehlen hingegen entsprechende Belege.

Studienlage beim akuten Koronarsyndrom schlecht

Beim akuten Koronarsyndrom gibt es dem IQWiG zufolge nur für Atorvastatin, Pravastatin und Simvastatin Studien, die Aussagen zu patientenrelevanten Endpunkten treffen. Bei dieser Indikation sei ein direkter Vergleich der Wirkstoffe nur eingeschränkt möglich, weil das Design und die Art der Publikation dieser Studien zum Teil mangelhaft seien. Auf keinen Fall lasse sich aus ihnen ableiten, dass eine der drei Substanzen das Risiko eines Herzinfarkts oder die Sterblichkeit besser senkt als andere.

Auch in der Höchstdosistherapie nicht besser

Pfizer hatte zudem argumentiert, dass Atorvastatin in der Hochdosistherapie besser verträglich sei. Doch auch hier kommt das jüngste IQWiG-Arbeitspapier zu einem gegenteiligen Ergebnis: So mussten in den analysierten klinischen Studien Sortis-Therapien in höchster zugelassener Dosierung häufiger wegen Nebenwirkungen abgebrochen werden, als Therapien mit Simvastatin.

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