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DAZ aktuell
Im Kampf gegen Aids und Arzneimittelfälschungen
FIP-Präsident Jean Parrot sprach in seiner Eröffnungsrede die wichtigsten Probleme an, mit denen sich der Weltapothekerverband im vergangenen Jahr und heute beschäftigt. Die furchtbare Tsunami-Katastrophe, die Anfang des Jahres die Küste von Südostasien traf, löste eine große Bereitschaft zur Hilfe auf der ganzen Welt aus. Auch Arzneimittel wurden in großer Menge gespendet. Doch wie bereits bei früheren Katastrophen musste man auch hier mit ansehen, wie sich die Arzneimittel an den Flughäfen anhäuften und nicht verteilt wurden, da kompetente Fachleute hierfür fehlten. Dabei habe die Weltgesundheitsorganisation erst vor sechs Jahren klare Richtlinien erlassen, wie mit Arzneimittelspenden zu verfahren sei. Bereits 1997 hatte die FIP in einem Statement das Thema aufgegriffen. "In unserer Rolle als Apotheker und Arzneimittelfachleute", so Parrot, "dürfen wir solche Missstände nicht hinnehmen". Mit Hilfe nationaler pharmazeutischer Organisationen sollten Gesundheitsbehörden Notfalleinheiten einrichten, die in Katastrophenfällen eine bessere Verteilung von Arzneimittelspenden managen. Parrot appellierte an alle FIP-Mitgliedsorganisationen, solche pharmazeutischen Spezialeinheiten ins Leben zu rufen.
Hilfe gegen Aids
Nach wie vor ist Aids eines der großen Gesundheitsprobleme, insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent. Eine Untersuchung der FIP-Arbeitsgruppe "Apotheker und Aids" zeigt ernste Lücken bei der professionellen Hilfe für Aids-Patienten in Afrika. Immerhin hätten sich jetzt die G8-Staaten mit der Gesundheitssituation in Afrika beschäftigt und erkannt, dass eine Verbesserung der Gesundheitssysteme dringend notwendig sei.
Arzneimittelfälschungen – ein weltweites Problem
Parrot sprach in seiner Eröffnungsrede auch den schwierigen Kampf der Pharmaindustrie gegen Arzneimittelfälschungen an. In den letzten Jahren ist es deutlich geworden, dass alle Länder der Welt potenziell von solchen Parallelmärkten und den Risiken durch gefälschte Produkte bedroht sind. Mehr denn je erhebt sich die Forderung nach vollständiger Transparenz bei allen Beteiligten, die an der Herstellung, beim Großhandel und beim Einzelhandel von Arzneimitteln beteiligt sind. Der FIP-Präsident sprach sich dafür aus, sich zunächst auf die Arzneimittel zu konzentrieren, die am häufigsten gefälscht werden.
Manche Gesundheitspolitiker sprechen sich dafür aus, bestimmte Arzneimittel vom normalen Vertriebsweg über die Apotheke auszuschließen. Das allerdings könnte die Sorgfaltspflicht, mit der Arzneimittel gehandelt werden sollten, vermindern. Die FIP werde nicht nachlassen, den EU- und nationalen Behörden den besonderen Status von Arzneimitteln zu verdeutlichen. Arzneimittel sollten nicht von einer Politik reglementiert werden, die nur auf kommerziellen Kriterien, offenen Märkten und exzessiver Deregulation besteht. Parrot erwähnte in diesem Zusammenhang die im März eingerichtete Internetseite der FIP zum Thema gefälschte Arzneimittel (www.fip.org, unter Health Topics, Counterfeit Medicines).
Apotheker mit neuen Rollen
Gesundheitssysteme aller Länder kämpfen mit steigenden Ausgaben und suchen nach Möglichkeiten, Kosten zu reduzieren. Auswirkungen dieser Anstrengungen bekommen auch die Apotheker zu spüren. Hinzu kommt eine neue Rollenverteilung unter den Gesundheitsberufen. Apotheker spielen eine größere Rolle bei der Prävention, die klinische Pharmazie gewinnt im Berufsalltag an größerer Bedeutung. Die Apotheke gewinnt die unterschiedlichsten Arten von Patientendaten, die bisher nur unzureichend als Informationsquelle genutzt werden. In manchen Ländern werden bereits elektronische Patientenordner eingerichtet. Ziel ist, Qualität und Sicherheit der Behandlung zu verbessern bei gleichzeitiger Kostenreduzierung. Apotheker können in diesem System eine bedeutende Rolle spielen, nicht zuletzt über einen Datenaustausch mit anderen Heilberufen, so Parrot.
Arzneimitteltherapie für alle
Mit einem Grundsatzstatement setzt sich die FIP dafür ein, dass alle Menschen, auch in Ländern der Dritten Welt, Zugang zu einer Arzneimitteltherapie haben. Die Arzneimitteltherapie ist heutzutage die Hauptwaffe für eine erfolgreiche Prävention und Behandlung von Krankheiten. Man sollte daher überlegen, den Zugang zu einer effektiven Arzneimitteltherapie zu einem Menschenrecht zu erklären. Ein Drittel der Weltbevölkerung hat heute noch keinen Zugang zu essenziellen Arzneimitteln. In den ärmsten Teilen von Afrika und Asien steigt diese Zahl auf die Hälfte der Population. Es gibt eine direkte Beziehung zwischen dem Auftreten von Tuberkulose und Armut. Etwa 200 bis 450 Millionen Kinder sind mit Malaria infiziert, an Malaria sterben jährlich bis zu drei Millionen Menschen. 95% der 42 Millionen Menschen, die an Aids leiden, leben in Entwicklungsländern. Die Forschung und Entwicklung von Arzneimitteln für Krankheiten, die in den armen Ländern vorherrschen, stagniert aufgrund der fehlenden ökonomischen Anreize. Das letzte neue Arzneimittel für Tuberkulose kam vor 30 Jahren auf den Markt.
Die Situation in den Ländern der Dritten Welt wird erschwert durch Korruption oder ineffektive Gesetze. Manche Länder sind unfähig, den Zustrom gefälschter Arzneimittel aufzuhalten, andere Länder haben nicht die Ressourcen, die Qualität der Arzneimittel zu überprüfen, die bei ihnen auf den Markt kommt. Wieder andere haben keine Infrastruktur, Arzneimittel effizient und kostengünstig auf dem Markt zur Verfügung zu stellen.
Vor diesem Hintergrund setzt sich die FIP für einen sicheren und wirksamen Gebrauch von qualitativ hochwertigen Arzneimitteln ein ebenso wie für einen verbesserten Zugang zu essenziellen Arzneimitteln für alle, insbesondere in benachteiligten und unterentwickelten Ländern. Die FIP will dazu beitragen, den Wissenstransfer, Erfahrungen und Informationen von entwickelten zu unterentwickelten Ländern zu erleichtern.
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