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- DAZ 39/2005
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Arzneimittel und Therapie
Sicher diagnostizieren und operieren
Durch eine medikamentöse Monotherapie kann bei 50 bis 60% der Patienten erfolgreich therapiert werden - das heißt sie werden anfallsfrei. Weitere zehn bis 15% der Patienten können durch Umstellung auf ein anderes Antikonvulsivum oder eine andere Kombinationstherapie weitestgehend von den Anfällen befreit werden. Bei den verbleibenden Patienten treten jedoch trotz mehrjähriger Behandlung mit verschiedenen Antiepileptika weiterhin Anfälle auf. Besonderes bei diesen so genannten therapieresistenten Epilepsien gilt es, die Anfallsaktivität so gut wie möglich zu kontrollieren und dabei die Lebensqualität durch die Wahl möglichst nebenwirkungsarmer Antiepileptika weitgehend zu erhalten. Rund 20% der Patienten kann unter Umständen eine Operation helfen. Die Möglichkeiten zur gezielten Epilepsiediagnostik und -chirurgie wurden in den vergangenen Jahren im Erlanger Zentrum Epilepsie Erlangen (ZEE) erforscht und mitentwickelt.
Überaktive Hirnregionen präzise lokalisieren
Eine Operation kann erfolgreich sein, sofern als Auslöser klar abgrenzbare Areale im Gehirn zu finden sind. Eine solche überaktive Hirnregion kann allerdings nur dann entfernt werden, wenn dabei keine Region bedroht ist, die für wichtige Gehirnfunktionen zuständig ist. Von entsprechender Bedeutung sind daher Verfahren, die einen epileptischen Fokus lokalisieren sollen. Das EEG liefert weiträumige, aber etwas unscharfe Informationen über die Hirnaktivität. Ableitungen direkt von der Hirnrinde fördern sehr klare Details auch von tief gelegenen Herden zutage, doch nur aus eng begrenzten Gebieten. Zudem erfordert dies einen belastenden und nicht ungefährlichen Eingriff, der heute möglichst vermieden wird.
Magnetfeldänderungen im Gehirn erfassen
Die im Zentrum Epilepsie Erlangen angewendete Magnetenzephalographie dient der ambulanten, kontaktlosen Aufzeichnung von Hirnaktivitäten. Dieses Verfahren ist im Unterschied zur alten Methode, nach der Elektroden bei einer Operation in das geöffnete Gehirn gesteckt werden mussten, sehr patientenfreundlich. Anstelle der Elektroden erfassen Sensoren Magnetfeldänderungen im Gehirn, die durch Stromschwankungen in Nervenzellen (Neuronenverbänden) ausgelöst werden. Die Signale werden anschließend digitalisiert und computergestützt ausgewertet.
Dadurch kann festgestellt werden, in welchem Gehirnteil bestimmte Erregungsmuster ablaufen, die epileptische Anfälle auslösen, und wo z. B. das Sprach-, Seh-, Bewegungs- oder Erinnerungszentrum liegt. Auf Grundlage der Diagnostikergebnisse können medikamentöse Therapien optimiert oder chirurgische Eingriffe vorbereitet werden. Das Zentrum epileptischer Aktivität im Gehirn und seine räumliche Beziehung zur funktionell wichtigen Hirnregion kann mit dreidimensionalen bildgebenden Verfahren während einer Operation für den Chirurgen sichtbar gemacht werden. Dies ermöglicht eine substanz- und funktionsschonende, sichere Operation von bestimmten Epilepsie-Formen.ck
Quelle
Pressemitteilung des Zentrum Epilepsie Erlangen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
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