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Die Seite 3
Der Energie-Euro
Energiekostenzuschuss - das Reizwort, mit dem derzeit einige Großhandlungen die Apotheken verärgern. Energiekostenzuschuss - es könnte zum Unwort des Jahres werden. Knapp einen Euro pro Lieferung verlangen seit kurzem einige Großhandelspartner von uns. Nein, nein, da liegt keine Absprache vor, dass just zum 1. Oktober oder kurz danach oder davor Großhandlungen fast unisono den Energie-Euro verlangen. Es ist halt nur ein Zufall. Es ist einfach ähnlich wie bei den Spritpreisen: Geht Shell zwei Cent hoch, geht BP zwei Tage später mit - oder umgekehrt. Das funktioniert auch ohne Absprache prächtig.
Noch vor wenigen Jahren oder gar Monaten hätte wohl kaum jemand daran gedacht, dass die Apotheken die Lieferungen ihres Großhändlers bezuschussen müssen. Oder ihm Geld geben müssen für Heizöl und Gas, damit er seine Lagerhalle und Büros beheizen kann. Als man früher die Großhändler auf die Treibstoffkosten ansprach, war das keiner Rede wert. Die Lieferfrequenz war so gut wie nie ein Kostenthema, sondern eher ein Wettbewerbsinstrument, etwa nach dem Motto "Werde mein Kunde, dann beliefere ich dich statt dreimal sogar sechsmal am Tag".
Früher, ja da gab es auch noch andere Margen für den Großhändler, mit denen er Wettbewerb treiben konnte, beispielsweise um den Apotheken ordentliche Rabatte zu gewähren, die zwischen vier und neun oder mitunter noch mehr Prozenten lagen. Heute ist Skonto fast alles, was wir erwarten dürfen. Und was gab es früher vom Großhandel nicht alles "umsonst". Der Wettbewerb zwischen den Großhandlungen war mächtig. Da wurden Warenlager langfristig finanziert, da gab's Ausflugsfahrten, Fortbildungsabende mit leckeren Buffets, Marketinghilfen und Unterstützung jedweder Art. Vieles von dem mag zwar angenehm sein, ob es aber zum Leistungsspektrum eines Großhändlers gehört(e), sei dahingestellt.
Mittlerweile sind viele dieser Marketinginstrumente bereits dem Sparhammer zum Opfer gefallen - und das ist sicher gut so. Denn Kritiker hätten einwenden können, dass es nicht Aufgabe der GKV sein kann, Marketingaktionen des Großhandels - indirekt - zu finanzieren.
Wird mit dem Energiekostenzuschuss nun eine neue Ära eingeläutet? Schwappt die Sparwelle über die Großhandlungen? Ist das erst der Anfang von drastischen Kostenkürzungen zu Lasten der Apotheken? Wie weit wird der Energiekostenzuschuss steigen? Wie kann die Apotheke die Energiekosten auffangen? Von wem erhält die Apotheke einen Zuschuss für Strom, Gas, Öl und Benzin? Oder wird der Energiekostenzuschuss schon bald wieder dem Wettbewerb zum Opfer fallen und zur Verhandlungsmasse für Großhandelskonditionen?
Nicht nur Energiekosten werden die Apotheke in Zukunft belasten, sondern auch neue Investitionen in Hard- und Software: Die Einführung der Gesundheitskarte erfordert Zusatzgeräte in der Apotheke wie spezielle Kartenlesegeräte, die mit dem Heilberufsausweis arbeiten können, Konnektoren und eine entsprechende Software. Doch so rasch wie ursprünglich geplant wird's nicht werden. Einst war Januar 2006 als Einführungsdatum vorgesehen - davon sind inzwischen alle abgerückt. Flächendeckend wird es die Gesundheitskarte mit abgespeckten Funktionen voraussichtlich erst Anfang 2007 geben. Da stehen noch einige Grundsatzfragen zwischen Kassen und Ärzten zur Klärung an, wer nun welche Daten verwaltet. Es ist noch nicht einmal klar, was die Gesundheitskarte eigentlich leisten muss. Um das endgültig zu klären, wird man ein Testlabor erstellen müssen, in dem der Umgang mit der Karte zwischen Krankenkassen, Krankenhäusern, Ärzten und Apothekern simuliert wird. Dann folgt die Erprobung der Karte in Modellregionen, wo das sein wird, ist ebenfalls noch offen. Bis dann alle Arztpraxen und Apotheken mit den Geräten ausgestattet sind und diese auch funktionieren, werden noch einige Monate ins Land gehen. Ihre endgültige Ausbaustufe wird die Gesundheitskarte wohl frühestens 2010 erreicht haben. Ob wir für die Geräte einen Kostenzuschuss bekommen?
Peter Ditzel
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