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- DAZ 41/2005
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Arzneimittel und Therapie
Mit Homöopathie gegen den "Zappelphilipp"
In Deutschland wird geschätzt, dass gegenwärtig zwischen drei und sieben Prozent der Kinder im schulpflichtigen Alter an einem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) leiden. In den Leitlinien der Kinder- und Jugendpsychiater wird zur Behandlung dieser Störung eine Kombination verschiedener Therapiestrategien - eine so genannte multimodale Therapie - empfohlen.
Dazu gehören:
- eine ausführliche Aufklärung und Beratung von Eltern und Kind, gegebenenfalls ein Eltern-Training;
- die Erfassung und Therapie komorbider Störungen (z. B. Legasthenie, Störung des Sozialverhaltens, Depressionen, Angst);
- die Pharmakotherapie (Methylphenidat oder Atomoxetin);
- eine Psychotherapie (z. B. Verhaltenstherapie als Einzel- oder Gruppentherapie).
Komplexmittel als Alternative zu Methylphenidat geprüft
In dem untersuchten homöopathischen Komplexmittel (Zappelin®) sind Calcium hypophosphorosum, Chamomilla, Cuprum metallicum, Kalium phosphoricum, Staphisagria und Valeriana miteinander kombiniert (siehe Kasten). Die Wirksamkeit und Verträglichkeit dieses Mittels im Vergleich zu Methylphenidat (Ritalin®) wurde im Rahmen einer prospektiven Kohortenstudie an 375 Patienten im Alter zwischen sieben und 14 Jahren in 75 deutschen Kinderarztpraxen untersucht.
Über insgesamt zwölf Wochen wurden 216 Patienten mit dem Homöopathikum und 159 Patienten mit Methylphenidat behandelt. Die Auswahl der Therapieart erfolgte durch den behandelnden Arzt. Der Behandlungserfolg wurde mit international anerkannten Bewertungsinstrumenten wie dem Conners Index der ADHS-Monitoring Skala und dem CGI (Clinical Global Impression) bei Studienbeginn sowie nach sechs und nach zwölf Wochen dokumentiert. Zusätzlich wurden die Patienten körperlich untersucht und zu Nebenwirkungen befragt.
Bei leichten und mittleren Beschwerden Gleichwertigkeit
Unter der homöopathischen Therapie kam es bereits nach sechs Wochen zu einer Verbesserung der Konzentration und einer signifikanten Reduktion der Hyperaktivität. Als Folge davon verbesserten sich das Verhalten der Kinder in der Schule sowie das Zusammenleben in der Familie. Nach zwölf Wochen waren die Effekte noch stärker sichtbar. Während bei Kindern mit stark ausgeprägter Symptomatik Methylphenidat geringfügig besser wirksam war, zeigten sich bei den leichten und mittelschweren Fällen keine Unterschiede in der therapeutischen Wirksamkeit der beiden Präparate.
Homöopathisches Mittel besser verträglich
Unterschiede ergaben sich erwartungsgemäß hinsichtlich der Verträglichkeit: unter Methylphenidat traten bei fast einem Drittel der Patienten vor allem die bekannten Nebenwirkungen Appetitlosigkeit und Schlafstörungen auf. Unter der homöopathischen Therapie waren bei 86% der Patienten keinerlei Nebenwirkungen zu beobachten.
Die Elternbefragung, die im Rahmen der Studie durchgeführt worden war ergab, dass 78% der Eltern, deren Kinder Methylphenidat erhalten hatten, eine etwas weniger wirksame, dafür aber verträglichere Alternative bevorzugen würden.
Apothekerin Dr. Claudia Bruhn
Quelle
Karl-Heinz Siewert, Ettlingen; Dr. med. Annette Dröge, Köln; Dr. med. Walter Hultzsch, München; Dr. med Traugott Ull- rich, Ettlingen; Prof. Hademar Bankhofer, Klosterneuburg: Pressekonferenz „Unruhi- ge, nervöse, unkonzentrierte Kinder – muss es beim ,Zappelphilippsyndrom‘ immer gleich Chemie sein?“, 28. September 2005, Berlin, veranstaltet von der Spitzner Arz- neimittelfabrik GmbH, Ettlingen.
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