Prisma

Candidosen: Die Schnittstelle vom Pilz zum Mensch beeinflussen

ral | Wird das Immunsystem geschwächt, können an sich harmlose Hefepilze zur tödlichen Bedrohung werden: Mithilfe verschiedener Proteine dringen sie in menschliches Gewebe vor. Wie sich eines davon in Pilzzellen verhält, war Thema einer Diplomarbeit. Sie könnte Ansatz für neue Therapiemöglichkeiten für Candidosen sein.

Einen Untermieter namens Candida albicans beherbergen etwa die Hälfte aller Menschen in ihrem Körper. Normalerweise hält das Immunsystem diese Pilzart in Schach. Ist es jedoch geschwächt, z. B. bei Patienten auf Intensivstationen, kann sich eine tödliche Candidose entwickeln. Bislang gibt es nur wenige Präparate, um Candidosen zu therapieren. Verbesserungen in Diagnostik, Therapie und Prävention erhofft man sich von Forschungsarbeiten, die derzeit am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik in Stuttgart durchgeführt werden. Unter anderem wurde dort ein neuer Ansatz entwickelt, um zu bestimmen, in welcher Konzentration bestimmte Proteine im Inneren von Pilzzellen, in der Zellwand und auf deren Oberfläche auftreten. Hintergrund dafür: In neuen Therapien wird vermieden, die Pilzzellen einfach abzutöten, denn dies führt zu Resistenzbildung. Vielmehr versucht man medikamentös zu bewirken, dass der Hefepilz in seiner harmlosen Form verbleibt. Proteine in und auf seiner Zellwand bieten dazu ideale Ansatzpunkte, denn mit ihrer Hilfe haftet er am Wirtsgewebe.

Wird Candida aggressiv, bildet er Hyphen genannte Fortsätze, die in Häute und Organe hineinwachsen. Ein zentrales und aussichtsreiches Ziel ist es also, diese "Schnittstellen" vom Pilz zum Mensch zu beeinflussen. In seiner Diplomarbeit ermittelte Xin Xiong erstmals, unter welchen Bedingungen das für das Hyphenwachstum wichtige Protein Tsa1p gebildet wird und an der Zelloberfläche auftritt. "Dank der Ergebnisse verstehen wir nun den Zusammenhang zwischen dem Aufenthaltsort des Proteins und den unterschiedlichen Wachstumsformen des Pilzes besser", betont Steffen Rupp, der Xiongs Arbeit betreut hat.

Quelle: Pressemitteilung der Fraunhofer-Gesellschaft, 19. 10. 2005

Das könnte Sie auch interessieren

Wie Dermatophyten und Co. von Haut und Schleimhäuten vertrieben werden können

Ein Paradies für Pilze

Candidalysin perforiert Zellwand

Candidas chemische Waffe

Echinocandin bietet neue Behandlungsoption für Erwachsene

Mit Rezafungin gegen invasive Candidosen

Empfehlungsoption: Adiclair Mundgel und Salbe

Mit Nystatin gegen Mund- oder Windelsoor

Empfehlungen zur Prophylaxe und Therapie von Vaginalmykosen

Lästiger Juckreiz

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.