Arzneimittel und Therapie

Proteinkinase-C-Hemmer: Gegen hyperglykämische Gefäßschäden

Nicht nur makrovaskuläre Ereignisse, sondern auch mikrovaskuläre Komplikationen wie die Retinopathie, die Neuropathie und die Nephropathie gefährden den Diabetiker. Sie sind für Erblindungen, Amputationen und Dialysenotwendigkeit verantwortlich. Mit dem Proteinkinase-C-Hemmer Ruboxistaurin könnte bald ein Wirkstoff zur Verfügung stehen, der diese Gefahren abwendet.

Bis zu 80% der Diabetiker entwickeln im Verlaufe ihres Lebens mikrovaskuläre Folgeschäden, und es ist keine Seltenheit, dass Retinopathie und Neuropathie oder auch Nephropathie nebeneinander vorliegen. Zwar lässt sich nach dem Ergebnis der DCCT-Studie (Diabetes Complication Controll Trial) diesen Komplikationen durch eine sehr strenge, möglichst normnahe Blutzuckereinstellung vorbeugen, streng genommen wurde dies aber nur für den Typ-1-Diabetes belegt.

Unabhängig von der Blutzuckerkontrolle - und speziell im Hinblick auf die Nephropathie auch von einer strikten Blutdruckkontrolle - sind die Möglichkeiten der Prävention wie auch der Therapie diabetischer mikrovaskulärer Komplikationen begrenzt. Umso wichtiger ist die Suche nach neuen medikamentösen Möglichkeiten, die drohenden mikrovaskulären Veränderungen aufzuhalten oder wenn möglich sogar zurückzubilden.

Eingriff in das Krankheitsgeschehen

Chancen, direkt in das Krankheitsgeschehen einzugreifen, bietet wahrscheinlich der Proteinkinase-C-Hemmer (PKC-Hemmer) Ruboxistaurin, ein Wirkstoff, der derzeit bei der Neuropathie, der Retinopathie und auch der Nephropathie erprobt wird. Denn es gibt eindeutige Hinweise dafür, dass die Proteinkinase C bei Diabetikern aktiviert ist, was unter anderem eine Veränderung der Nervenfunktion nach sich zieht. Erste Studien zeigen, dass sich diese Veränderungen unter Ruboxistaurin offenbar teilweise zurückbil-den und damit auch eine Verbesserung der Symptomatik einher geht mit besseren Werten im Vibrationstest, also mit einer wieder besseren Empfindlichkeit.

 

Ruboxistaurin wird entwickelt, um hyperglykämische Gefäßschäden bei Diabetikern zu verhindern.

Veränderungen an den Blutgefäßen

Bei der Retinopathie kann Ruboxistaurin offensichtlich die Progression des Visusverlustes aufhalten, wie eine randomisierte placebokontrollierte Studie bei 252 Patienten ergeben hat. Der PKC-Hemmer reduzierte dabei den weiteren Visusverlust bei Patienten mit schwerer Retinopathie wie auch bei Patienten mit einem Makulaödem.

Auch bei der Nephropathie gibt eine erste Pilotstudie zu Hoffnungen Anlass, möglicherweise mit Ruboxistaurin einen Wirkstoff gegen die mikrovaskulären Komplikationen in den Händen zu halten. So wurde in Athen das Ergebnis einer zwölfmonatigen Pilotstudie bei 123 Patienten mit diabetischer Nephropathie vorgestellt, die zusätzlich zu ihrer Standardtherapie placebokontrolliert mit dem PKC-Hemmer behandelt wurden. Bereits nach dem ersten Behandlungsmonat war unter Ruboxistaurin ein Rückgang der Albuminurie zu verzeichnen, der im Verlaufe der Studie anhielt. Während bei Patienten in der Placebogruppe eine signifikante Verschlechterung der Nierenfunktion zu beobachten war, blieb diese bei Patienten unter Ruboxistaurin stabil.

Christine Vetter, freie Medizinjournalistin

Quelle 
Dr. Solomon Tesfaye, Sheffield; Prof. Dr. Dan Ziegler, Düsseldorf; Prof. Dr. Massimo Porta, Turin, Pressekonferenz und Symposium „It´s a new era: breakthrough innovations in diabetes”, Athen, 11. September 2005, veranstaltet von Eli Lilly and Company, Bad Homburg.

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