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Arzneimittel und Therapie
Humanes Papillomavirus: Impfstoff schützt vor Zervixkarzinom
Gebärmutterhalskrebs ist nach Brustkrebs die zweithäufigste Todesursache bei jungen Frauen in Europa. Jährlich erkranken rund 33500 Frauen in Europa, 15000 davon sterben an dieser Erkrankung. Dies bedeutet, dass täglich 40 Frauen in Europa an Gebärmutterhalskrebs sterben.
HPV-Virus löst das Karzinom aus
Gebärmutterhalskrebs wird durch das humane Papillomavirus (HPV) verursacht. Dabei ist der Zusammenhang zwischen der HPV-Infektion und dem Zervixkarzinom stärker als der zwischen Rauchen und Lungenkrebs. Insgesamt könnten 70 Prozent aller sexuell aktiven Menschen irgendwann im Laufe ihres Lebens Papillomaviren ausgesetzt sein. Genitale Infektionen mit dem HP-Virus sind sehr häufig. Humane Papillomaviren sind hoch infektiös.
Im Allgemeinen wird das Virus von selbst eliminiert oder verursacht keinerlei Symptome. Dennoch kann die Infektion mit dem Virus in einer bedeutsamen Anzahl von Fällen zu (geringgradigen) Läsionen der Zervix sowie zu äußeren genitalen Läsionen (inklusive Genitalwarzen) führen. In einigen Fällen können sich diese zu höhergradigen Läsionen oder Präkanzerosen weiterentwickeln, die schlimmstenfalls zum Zervixkarzinom führen können.
GardasilTM wurde zur Prävention von Erkrankungen durch die HPV-Typen 16 und 18, die für 70 Prozent aller Zervixkarzinome verantwortlich sind, sowie durch die Typen 6 und 11, die 90 Prozent aller Genitalwarzen hervorrufen, entwickelt. Diese vier Typen 6, 11, 16 und 18 verursachen zudem auch eine bedeutende Anzahl niedriggradiger Zervixläsionen.
Placebokontrollierte Studie
In einer placebokontrollierten Studie wurde GardasilTM bei Frauen getestet, die bei Studieneinschluss nicht mit HPV 16 und 18 infiziert waren und die während der kompletten Impfserie infektionsfrei blieben. Der Beobachtungszeitraum ab Studienbeginn lag bei durchschnittlich zwei Jahren. Die Daten wurden erstmals Anfang Oktober auf der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten (Infectious Disease Society of America, IDSA) vorgestellt.
Die Studie ist Teil des laufenden Phase-III-Programms für GardasilTM, das weltweit über 25.000 Menschen in 33 Ländern einschließt. Merck arbeitet weiter daran, im vierten Quartal 2005 einen Zulassungsantrag für GardasilTM bei der amerikanischen Bundesbehörde (FDA) einzureichen. Im unmittelbaren Anschluss wird Sanofi Pasteur MSD die Zulassung bei der Europäischen Zulassungsbehörde (EMEA) beantragen.
Über 12.000 Frauen aus 13 Ländern
Die Phase-III-Studie Future II ist eine prospektive, randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte Studie. Dabei wurden Frauen zwischen 16 und 26 Jahren per Zufall jeweils einem Dreidosenschema der Impfstoff- oder Placebogruppe zugeordnet. Am Tag eins, sowie nach zwei und sechs Monaten erhielten sie entweder den Impfstoff GardasilTM oder ein Plazebo. Insgesamt wurden 12.167 Frauen aus 90 Studienzentren in Brasilien, Kolumbien, Dänemark, Finnland, Island, Mexiko, Norwegen, Peru, Polen, Singapur, Schweden, Großbritannien und USA (einschließlich Puerto Rico) zu gleichen Teilen einer der beiden Gruppen zugewiesen. Dabei erhielten 6082 Frauen GardasilTM und 6075 Plazebo.
In Future II wurde das Auftreten HPV 16/18-assoziierter Präkanzerosen, CIN (Cervicale Intraepitheliale Neoplasie) 2/3 genannt, sowie nichtinvasiver Frühformen des Zervixkarzinoms bewertet. Bei CIN 2 handelt es sich um eine mittelgradige Zervixläsion, CIN 3 repräsentiert sowohl hochgradige Läsionen als auch CIS (carcinoma in situ), den unmittelbaren Vorläufer des invasiven Plattenepithelkarzinoms. AIS bezeichnet die Frühform des Adenokarzinoms des Gebärmutterhalses. In Anlehnung an die Klassifikation der Internationalen Föderation der Gynäkologie und Geburtshilfe (International Federation of Gynecology and Obstetrics, FIGO) sind CIN 3 und AIS definiert als frühe Krebsformen im Stadium 0.
Impfung schützt vor Krebs
In der ersten Analyse dieser Studie wurde das Auftreten von CIN 2/3 und AIS bei Frauen untersucht, die drei Dosen GardasilTM erhalten hatten, keine wesentlichen Abweichungen vom Studienprotokoll zeigten und bis zum siebten Monat frei von HPV-Infektionen der Typen 16 und 18 waren. Die Untersuchung startete 30 Tage nach Abschluss der Impfserie und erfasste einen Nachbeobachtungszeitraum von durchschnittlich 17 Monaten nach Ende der Impfserie. In dieser Gruppe verhinderte GardasilTM 100 Prozent (p<0,001) der Fälle hochgradiger HPV 16- und 18-assoziierter Präkanzerosen und Karzinom-Frühformen (CIN 2/3 oder AIS). In der Impfstoffgruppe (n=5301) wurden keine Fälle von CIN 2/3 oder AIS beobachtet. Im Vergleich dazu traten in der Placebogruppe 21 Fälle (n=5258) auf.
Krebsrisiko um 97 Prozent reduziert
In einer zweiten Studie wurde das Auftreten von CIN 2/3 und AIS in einer breiter gefassten Gruppe von Frauen untersucht. Diese Untersuchung begann 30 Tage nach Gabe der ersten Dosis GardasilTM oder Placebo und schloss alle Frauen der ersten Untersuchungsgruppe und auch Frauen ein, die sich möglicherweise noch während der Impfserie mit HPV 16 oder 18 infiziert oder das Studienprotokoll wesentlich verletzt hatten (z. B. indem sie wichtige Nachuntersuchungen verpassten). Im Schnitt wurden diese Frauen über einen Zeitraum von zwei Jahren nachbeobachtet.
In dieser Gruppe reduzierte GardasilTM das Risiko, mit HPV 16 und 18 assoziierte hochgradige Präkanzerosen oder Krebs im Frühstadium (CIN 2/CIN 3 oder AIS) zu entwickeln, um 97 Prozent. Verglichen mit der Placebogruppe (n=5766), in der es zu 36 Krebserkrankungen kam, erkrankte in der Impfstoffgruppe (n=5736) nur eine Frau.
Es gab keine Therapieabbrüche aufgrund schwerwiegender Impfstoff-bedingter unerwünschter Ereignisse. Unerwünschte Ereignisse in der Impfstoffgruppe traten jedoch häufiger auf als in der Placebogruppe. Die am häufigsten beobachteten Impfstoff-bedingten unerwünschten Ereignisse waren Beschwerden an der Einstichstelle.
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