DAZ Feuilleton

Sächsisches Apothekenmuseum: Exlibris der Pharmazie

Exlibris aus der Werkstatt des polnischen Künstlers und Pharmazeuten Krzysztof Kmieć sind noch bis zum 1. Dezember im Sächsischen Apothekenmuseum Leipzig zu sehen. Gezeigt werden außerdem graphische Entwürfe sowie Werkzeuge und Materialien für die Herstellung der Druckstöcke.

Exlibris, die als Besitzvermerk in Bücher geklebt werden, spiegeln oft sehr individuell die emotionale Verbindung zwischen dem Eigentümer und seinen Büchern wider. Die Miniaturgraphiken verraten – zuweilen mit einem Schuss Ironie – etwas über seinen Beruf, seine persönlichen Interessen oder Charaktereigenschaften. Im Sächsischen Apothekenmuseum belegt eine kleine Auswahl von Arbeiten aus der Werkstatt von Dr. pharm. Krzysztof Kmieć, dass auch der Krakauer Pharmazeut und Künstler nach diesen goldenen Regeln Bucheignerzeichen für Freunde, Berufskollegen und andere Auftraggeber entwirft.

Seit frühester Jugend beschäftigte sich Krzysztof Kmieć mit der Bildenden Kunst, 1985 schuf er die ersten Exlibris. Sein Œuvre umfasst mittlerweile mehr als 1900 Graphiken in verschiedenen Techniken, darunter befinden sich etwa 330 Bucheignerzeichen, die er meist als Holzschnitte schuf.

Vom "Wappen" zum "Exlibris"

Die Geschichte des Exlibris geht bis in das ausgehende 15. Jahrhundert zurück. Albrecht Dürer, Lucas Cranach und andere Künstlern der Renaissance verdankte das Bucheignerzeichen seine Blütezeit im 16. Jahrhundert. Viele Jahrzehnte lang waren die Wappen der meist adeligen oder patrizischen Auftraggeber bevorzugte Motive. Deshalb wurden Bucheignerzeichen insbesondere in der Barockzeit auch "Wappen" genannt. Auch die Bezeichnungen "Emblem" oder einfach "Kupfer" (wegen der Druckplatte) waren üblich. Kennzeichneten einst "Ex bibliotheca", "Ad bibliothecam", "Liber", "Signetum", "In usum", "Sum" und andere Hinweise in Verbindung mit dem persönlichen Namen, wem das Buch gehörte, so setzte sich der Begriff "Ex libris" erst vor relativ kurzer Zeit durch.

Nach einer Vernachlässigung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts rückte das Bucheignerzeichen etwa 1870 erneut in den Mittelpunkt des Interesses. Nun begannen bibliophile Bürger, insbesondere Akademiker, aber auch Angehörige anderer Berufe, ihre Bücher mit Exlibris zu versehen. Und es sollte nicht mehr lange dauern, bis das Exlibris – Nutzobjekt wie Kleinkunstträger gleichermaßen – zu einem Sammelobjekt avancierte.

Hommage für einen ganzen Berufsstand

Krzysztof Kmieć hat im Jahr 2003 auch ein allen Pharmazeuten Polens – "Aptekarze Polscy" – gewidmetes Exlibris entworfen, eine sonst nicht übliche Hommage für einen ganzen Berufsstand. Die Inspiration dazu gab ihm das 150-jährige Jubiläum der Erfindung der Kerosinlampe durch den Krakauer Apotheker Ignacy Łukasiewicz (1822–1882). Dieser hatte die Lampe gebastelt, um die Schaufenster seiner Offizin zu illuminieren und dadurch Kunden anzulocken. Schnell erwies sich die Kerosinlampe als geniale Erfindung, die vielfältig einsetzbar war. So konnte 1853 im Lemberger Krankenhaus (heute: Lviv in der Ukraine) erstmals eine Operation bei Kunstlicht durchgeführt werden.

Reinhard Wylegalla

Krzysztof Kmieć

1950 in Cieplice Śłaskie Zdrój (Bad Warmbrunn) geboren, studierte Krzysztof Kmieć in Krakau Pharmazie und ist heute wissenschaftlicher Mitarbeiter am dortigen Lehrstuhl für Pharmakognosie. Ein Schwerpunkt seiner Forschungen sind die Wirkstoffe der Rosskastanie, er publizierte aber auch Untersuchungen zu Punica granatum, Olea europaea und Hedera helix sowie zu Arzneipflanzen des Fernen Ostens. Eines seiner Hobbys ist die Pharmaziegeschichte.

Museum

Sächsisches Apothekenmuseum, Thomaskirchhof 12, 04109 Leipzig, Tel. (03-41) 33-65-20

Geöffnet: dienstags, mittwochs, freitags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr, donnerstags von 14 bis 20 Uhr

 

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