ADEXA Info

Umfrage: Übertarifliche Bezahlung stark gesunken

Etwa alle zwei Jahre führt ADEXA eine ausführliche Umfrage zu Gehältern und anderen Arbeitsbedingungen in den öffentlichen Apotheken durch. Rund 18% der Mitglieder haben geantwortet Ų ihnen allen herzlichen Dank! Die Auswertung der Umfrage liefert Erkenntnisse über die Gehaltsentwicklung, spiegelt die jeweils aktuellen Probleme im Apothekenalltag wider und gibt der Tarifkommission wichtige Hinweise für die Tarifverhandlungen.

Gefragt hatten wir diesmal nach Gehältern, Sonderzahlungen und Zusatzleistungen. Außerdem wollten wir wissen, ob es zu Kündigungen oder Neueinstellungen kam und wie die derzeitige Stimmung in der Apotheke ist. Die Ergebnisse dieser Auswertung stellen wir Ihnen in diesem ADEXA-Info vor.

Auswirkungen von GMG und neuen Tarifverträgen

Leider gibt es bei den Arbeitsbedingungen immer noch gravierende Unterschiede zwischen den jungen und den alten Bundesländern, sodass wir auch in diesem Jahr nach Ost und West unterscheiden. Die KollegInnen aus Sachsen wurden gesondert nach der Gültigkeit des BRTV in ihrem Arbeitsverhältnis gefragt.

Die Umfrage fand statt, nachdem zwei Jahre nach Kündigung des alten ein neuer Gehaltstarif und Bundesrahmentarifvertrag für Apothekenmitarbeiter in Kraft getreten war. Zur Erinnerung: Das Jahr 2003 war durch das Beitragssatzsicherungsgesetz geprägt, 2004 durch das GKV-Modernisierungsgesetz. Personalkosten wurden in großem Umfang reduziert, was die Gewinnsituation der Apothekenleiter unter dem Strich verbessert hat.

Übertarifliche Bezahlung gesunken

Die prozentuale übertarifliche Bezahlung ist seit der letzten Umfrage 2003 um rund 1 Prozentpunkt gesunken. Es wird jetzt durchschnittlich 7,1% über Tarif gezahlt. Im Westen sank die übertarifliche Bezahlung mit 1,8 Prozentpunkten stärker als im Bundesdurchschnitt: von 11,5% (2003) auf jetzt 9,7%. Überdurchschnittlich gut verdienen Angestellte in Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein.

Im Osten ist die Bezahlung um 0,5 Prozentpunkte auf –0,4% unter Tarif gesunken – ein trauriger kontinuierlicher Abwärtstrend von 1,6% über Tarif (2001) und 0,1% (2003). Das liegt vor allem an dem schlechten Ergebnis für Sachsen: Dort ist die durchschnittliche Bezahlung weiter von –2,4% auf –2,7% unter Tarif gesunken.

Sonderzahlung

7% der Umfrageteilnehmer mussten eine Kürzung des 13. Monatsgehaltes verkraften. Davon haben 37% eine Kürzung von mehr als der Hälfte und 59% von bis zur Hälfte des Gehaltes hinnehmen müssen. Auch deshalb sank bei der Sonderzahlung insgesamt das Niveau drastisch. Bekamen die Mitarbeiter 2002 noch ca. 6,3% über Tarif, so sank die durchschnittliche Sonderzahlung 2004 auf –0,5% unter Tarif. (Hier ist jeweils das Jahr der Auszahlung des 13. Gehaltes gemeint.) In den alten Bundesländern gab es stärkere Kürzungen, wie schon bei den übertariflichen Gehältern.

Gehälter nach Berufsgruppen

Die übertarifliche Bezahlung der ApothekerInnen ist seit der letzten Umfrage 2003 von 11% auf 9,4% gesunken. Auch bei den PTA gab es eine Reduzierung der übertariflichen Gehälter. Sie sanken bundesweit von 9,2% auf 7%. Die Pharmazieingenieure können nur im Westen mit übertariflichen Gehältern rechnen. Sie stiegen dort von 3,8% (2003) auf jetzt 5%.

Bei den PKA ist die Bezahlung weiter gestiegen! Ein begrüßenswerter Trend, denn die Tarifgehälter der PKA sind extrem niedrig. Die durchschnittliche übertarifliche Bezahlung stieg von 8,4% (2001) über 9,3% (2003) auf jetzt 11,2%. Für alle Berufsgruppen gilt: Zwischen Ost und West ist weiterhin ein großer Unterschied zu verzeichnen.

 

 

Wie viele Angestellte erhalten Übertarif?

Insgesamt ist der Anteil der Angestellten, die über Tarif verdienen, drastisch auf jetzt 62,3% gesunken – von einst 72,1% (2001) über 70,3% (2003). Es gibt aber auch hier wieder deutliche Unterschiede: Im Westen sank der Anteil der übertariflich Bezahlten um 8 Prozentpunkte (auf 73,2%), im Osten "nur" um knapp 5 Prozentpunkte (auf 29,5%). Dafür stieg der Anteil derer, die im Osten nach Tarif bezahlt werden, von 27,9% auf 39,3%. Damit ist der Anteil der Angestellten, die unter Tarif bezahlt werden, im Osten gesunken: von 37,5% auf 31,2%. Das 13. Monatsgehalt scheint die größte Spielwiese der Apothekenleiter zu sein. Hier war die Entwicklung extrem. Der Anteil der Angestellten insgesamt, die eine übertarifliche Sonderzahlung erhalten, sank von 58,8% (2003) auf jetzt 41%.

Aus der Umfrage ist zu erkennen: Viele Apothekenleiter haben drastische Maßnahmen zu Lasten der Mitarbeiter vorgenommen, obwohl die Umsatz- und Gewinnzahlen für das Jahr 2004 deutlich besser waren als öffentlich befürchtet. Auch Anfang 2005 wurde schon etlichen Angestellten mitgeteilt, dass sie in diesem Jahr mit einer Kürzung zu rechnen hätten.

Letzte Gehaltserhöhung

Nach massivem Druck von ADEXA kamen offensichtlich viele Apothekenleiter nicht um die tarifliche Gehaltserhöhung Anfang des Jahres herum. Denn die vorherige tarifliche Gehaltserhöhung lag immerhin schon drei Jahre zurück. Trotzdem haben fast 30% der Angestellten die 4,9% Tariferhöhung (bzw. 2,3% ohne Arbeitszeitverlängerung) nicht erhalten. Lediglich 70,6% erhielten die Gehaltserhöhung. 22,4% gaben an, die letzte Gehaltserhöhung vor ein bis vier Jahren bekommen zu haben, und fast 7% erhielten die letzte Erhöhung vor über fünf Jahren.
 

Zusatzleistungen

Dieses Instrument der besonderen Anerkennung für den Einsatz der Mitarbeiter hat sich in den Apotheken weiterentwickelt. Der Anteil derer, denen Leistungen über das Gehalt und das 13. Monatsgehalt hinaus gewährt werden, ist von 33% (2003) auf jetzt 42,4% gestiegen.

40% (2003 waren es noch 60%) derer, die eine solche Leistung bekommen, erhalten einen Fahrgeldzuschuss, der von 30 Euro bis 200 Euro variiert. 45% der Angestellten (2003 waren es nur 13,4%) erhalten vermögenswirksame Leistungen, und 12% gaben "Sonstiges" an. Dahinter verbirgt sich z. B.

  • Erstattung von Fortbildungskosten,
  • persönliche Zulage,
  • Essenszuschuss,
  • Erstattung von Parkplatzgebühren,
  • Kindergartenzuschuss.

Die Altersvorsorge scheint mehr Gewicht zu bekommen. 2003 hatten nur 6% der Angestellten diese Zusatzleistung erhalten. Inzwischen bekommt jeder fünfte Angestellte eine zusätzliche Altersvorsorge. 5% der Apothekenmitarbeiter erhalten eine Provision, Gewinnbeteiligung oder Prämie, die bis zu 1000 Euro im Jahr ausmacht. Dass sich die Gewinnbeteiligung als Instrument der besonderen Anerkennung nicht stärker durchsetzt, liegt sicher daran, dass sich die Arbeitgeber nach wie vor scheuen, Einblick in die Umsatzzahlen zu geben.

 

 

Einstellungen und Kündigungen

Wir haben nach Entlassungen bzw. Neueinstellungen von Mitarbeitern in der Apotheke gefragt. Insgesamt haben mehr Apotheken eingestellt (43,1%) als entlassen (39,9%). Überdurchschnittlich viele Apotheken (46,3%) stellten eine PTA neu ein, während 35% der Apotheken eine PTA entließen. 25,9% entließen eine PKA, aber nur 16,5% stellten eine PKA neu ein. Bei den Apothekern hielt sich die Anzahl der Kündigungen mit 23% und der Neueinstellungen mit 26% in etwa die Waage.

Zufriedenheit der Mitarbeiter

Wie schon 2003 erfragten wir in diesem Jahr abermals die Stimmung in der Apotheke allgemein, die Stimmung des Teams sowie den Eindruck der Stimmung des Apothekenleiters. Es gab leichte Veränderungen zu dem Ergebnis von 2003. Nur die Stimmung des Leiters scheint sich leicht verbessert zu haben. War sie 2003 noch von 63% als weniger gut bis schlecht bezeichnet worden, sagten dies 2005 nur noch 58%.

Die Bewertung "schlechte Stimmung im Team" hat von 4,2% (2003) auf 6,3% zugenommen, und für die Apotheke allgemein ist der Wert von 6,8% auf 10,4% angewachsen. Dazu haben mit Sicherheit die drastischen Kürzungen und die Ankündigungen hierzu beigetragen.

 

Auswertung komplett

Die Analyse zu den Themen Teilzeit, Wochenarbeitszeiten und Überstunden sowie der Zahl der Angestellten im Team finden Sie auf der ADEXA-Website www.adexa-online.de und in einem der nächsten ADEXA-Infos.

 

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