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Arzneimittel und Therapie
Ginkgo für Gesunde: Bessere Leistung am Computer
Computerarbeit ist anstrengend. Sie führt zu Konzentrationsstörungen, innerer Unruhe und Erschöpfung bis hin zu erhöhter Reizbarkeit und Schlafstörungen. Die Fehlerquote am Computer steigt an. Die Lebensqualität sinkt. Eine aktuelle Studie zeigte nun, dass der Ginkgo-biloba-Extrakt EGb 761® (Tebonin®) sich günstig auf Fehlerquote und Stresstoleranz bei der Computerarbeit auswirkt – und damit auch die Lebensqualität verbessert.
Weniger Stress – weniger Fehler
101 gesunde, berufstätige Männer und Frauen (Mindestalter: 45 Jahre, Durchschnittsalter: 51 Jahre), die mehr als 50% ihrer Arbeitszeit am Computer verbrachten, erhielten über acht Wochen entweder täglich zweimal 120 mg Ginkgo-biloba-Extrakt (n = 64) oder Placebo (n = 37). Untersucht wurde der Einfluss auf Stressempfinden, Daueraufmerksamkeit und Lebensqualität. Wer den Ginkgo-Extrakt eingenommen hatte, erwies sich am Ende der Studie weitaus stressresistenter als noch zu Beginn. Das Stressempfinden, das die Teilnehmer auf einer Skala zwischen 0 und 100 eintrugen, ging innerhalb des Beobachtungszeitraums um 16% zurück. In der Kontrollgruppe stieg es dagegen um 17% an. Auch die Konzentrationsfähigkeit verbesserte sich. Im Daueraufmerksamkeitstest über 35 Minuten machten die Probanden, die den Pflanzenextrakt einnahmen, signifikant weniger Fehler. Im Vergleich zur Eingangsuntersuchung sank die Fehlerquote um 30%, unter Placebo dagegen nur um 6%. Dabei profitierten drei Viertel der Probanden mit einer Verbesserung von mehr als 20%. Die Arbeitsleistung steigt unter dem Ginkgo-Extrakt also deutlich an. Mindestens ebenso wichtig ist der Einfluss auf die Lebensqualität, die per SF-36 erhoben wurde, einem validierten Fragebogen, der mit 36 Fragen alle Bereiche des täglichen Lebens abdeckt. Der Ginkgo-Extrakt steigerte die Vitalität um 8%, während unter Placebo ein Rückgang um 2% zu verzeichnen war. Nun soll der Extrakt auch in Doppelblinduntersuchungen bei Gesunden geprüft werden.
Ziel: Hirnleistung erhalten
Mit dieser Untersuchung stellt sich zwangsläufig auch die Frage, ob sich das "natürliche" altersbedingte Nachlassen der Hirnleistung bei gesunden Menschen medikamentös bremsen lässt. Dabei verbieten sich Antidementiva bei Gesunden derzeit von selbst, wegen möglicher Nebenwirkungen, unzureichendem Nachweis der Wirksamkeit bei Gesunden oder nicht ausreichender Datenlage. Auch für Vitamin E ist keine Wirkung auf die Hirnleistung bei Gesunden oder die Prävention der Alzheimer-Demenz belegt. Dagegen gibt es Daten für den Ginkgo-biloba-Extrakt, die eine positive Wirkung auf die mentale Leistungsfähigkeit bei gesunden Menschen zeigen. Diskutiert als mögliche Mechanismen werden ein Schutz der Mitochondrien in den Zellen sowie, ganz aktuell, eine reduzierte Ablagerung von Eiweißverbindungen im Gehirn, die als Risikofaktoren für die Entwicklung der Alzheimer-Demenz gelten. Klarheit wird allerdings erst im Jahr 2011 herrschen.
Dann liegen die Daten einer großen amerikanischen Präventionsstudie vor, die den langfristigen Effekt von Ginkgo biloba über fünf Jahre bei Menschen jenseits des 75. Lebensjahrs untersucht.
Apothekerin Dr. Beate Fessler
Quelle
Prof. Dr. Dr. Reinhard Rychlik, Bochum; Dr. Jutta Kresimon, Bochum; Prof. Peter Wippermann, Duisburg-Essen; Prof. Dr.
Dipl. Psych. Ralf Ihl, Köln: Pressekonferenz „Computerzeitalter: steigende Anforderungen in Beruf und Alltag“, Frankfurt,
28. Oktober 2005, veranstaltet von der Dr. Willmar Schwabe Arzneimittel, Karlsruhe.
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