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Karl und Veronica Carstens-Stiftung: Was wirkt in der Homöopathie?
Unter einer homöopathischen Behandlung kann es zu erheblichen gesundheitsrelevanten Effekten kommen. Verschiedene Kohortenstudien berichten konsistent, dass weit über 60% aller homöopathisch behandelten Patienten relevante Verbesserungen ihres Gesundheitszustands erfahren [1 - 4], die Beschwerdestärke nimmt deutlich ab, die Lebensqualität steigt beträchtlich und nachhaltig [5]. Bei einigen Erkrankungen sind die Erfolge einer homöopathischen Behandlung denen einer konventionellen Therapie vergleichbar [6].
Diese Ergebnisse sind weitgehend unbestritten! Wie seit 200 Jahren schon entbrennt aber ein heftiger Streit darüber, ob die homöopathischen Arzneimittel zur Wirksamkeit der Homöopathie beitragen. Aus chemischer Sicht sind homöopathische Arzneimittel oft so verdünnt ("potenziert"), dass ein üblicher pharmakologischer Wirkmechanismus ausgeschlossen werden kann. Dieses schließt aber nicht per se andere Wirkwege aus, über die wir heute mangels eindeutiger Forschungsergebnisse nur spekulieren können.
In der klinischen Forschung gibt es deutliche Hinweise darauf, dass die Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel über die eines Placebos hinausgehen. Nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft kann die klinische Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel unterstellt werden bei allergischer Rhinitis [7, 8], kindlicher Diarrhoe [9], Fibromyalgie [10 - 12], postoperativem Ileus [13] und Atemwegsinfektionen [14]. Bei mehreren anderen Indikationen ist anzunehmen, dass der Arzneimitteleffekt nicht (oder nur unwesentlich) über einen Placeboeffekt hinausgeht.
Neuere Übersichtsarbeiten kommen daher zu dem Schluss, dass eine globale Wirksamkeit aller homöopathischen Arzneimittel bei allen Indikationen nicht nachgewiesen werden kann [15]. Subgruppenanalysen zeigen aber, dass bei Erkrankungen der oberen Atemwege die Effekte homöopathischer Arzneimittel die eines Placebos statistisch signifikant übersteigen [15].
Die Frage, ob und in welchem Maße die homöopathischen Arzneimittel zum Gesamterfolg der homöopathischen Behandlung beitragen, ist daher sicherlich nicht eindeutig, und vor allem nicht undifferenziert, zu beantworten, auch wenn dieses in einer völligen Überinterpretation der Datenlage immer wieder geschieht [16]. Die Behauptung, die Homöopathie wirke, aber nicht ihre Arzneien, ist somit wissenschaftlich nicht haltbar. Stattdessen ist dringend geboten, die Forschung zur Homöopathie zu intensivieren, um zu verstehen, welche Elemente der homöopathischen Therapie (Arzt, Patient, Arznei, Setting und ihre jeweiligen Wechselwirkungen) ihre unbestreitbaren Behandlungserfolge determinieren. Wissenschaftliche Aussagen zu homöopathischen Arzneien sind nicht nur äußerst kritisch zu überprüfen, wie es die DPhG in ihrer Stellungnahme fordert [17], sie sind zunächst erst einmal aus der klinischen Forschung zu generieren!
Dabei kann auf einen beträchtlichen Wissensstand aus der Grundlagenforschung zurückgegriffen werden: In einer Bilanz für die WHO hat die Carstens-Stiftung im vergangenen Jahr erhoben, dass es über 1000 Versuche aus der experimentellen Grundlagenforschung gibt (davon 93% mit positivem Ergebnis für die Homöopathie).
Es muss den unvoreingenommenen Beobachter daher erstaunen, wie die DPhG als wissenschaftliche Fachgesellschaft aus dem Bereich der Biowissenschaften ohne Würdigung der internationalen Literatur zur Auffassung kommen kann, dass homöopathische Arzneimittel per se unwirksam seien.
Zumal die Stellungnahme der DPhG in unmittelbarem Zusammenhang mit der Berichterstattung über die in den Arbeitsgruppen von Frau Prof. Nieber und Herrn Prof. Süß durchgeführten Leipziger Experimenten steht [18]. Diese haben sich nicht im luftleeren Raum abgespielt, sondern basieren auf einer Reihe von früheren Forschungsergebnissen: In den von uns identifizierten Experimenten zur Grundlagenforschung handelt es sich in 588 Fällen um Tierversuche, von denen 212 Ratten verwendeten; 53 Versuche erfolgten an isolierten Organen, 60 Experimente untersuchten die auch in Leipzig verwendete Substanz Belladonna (bzw. Atropin).
Der speziell in Leipzig gewählte Versuchsansatz, die isometrische Kontraktion des isolierten Ratten-Ileums, ist unabhängig voneinander bereits von mehreren Autoren [19 - 23] verfolgt worden, wobei der Ansatz von Cristea [21] bis in Details dem Leipziger Ansatz entspricht; Cristea konnte dabei auch für sog. homöopathische Hochpotenzen Effekte des Arzneimittels nachweisen.
Schließlich sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es auch im Bereich der Veterinärmedizin weit über 100 randomisierte Therapiestudien zur Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel gibt (von denen 55% positiv verlaufen sind).
Placeboeffekte sind in diesem Bereich sicherlich nicht auszuschließen. Wie sich aber die von der DPhG beschworene persönliche Zuwendung, die Überzeugung und der Glaube (!) im Schweinestall unter den Bedingungen der modernen Massentierhaltung an mehr als 4000 Tieren, verabreicht über das Trinkwasser, unter Doppelblindbedingungen gegenüber Placebo bzw. Antibiotika durchsetzen kann [24], ist jedenfalls höchst erklärungsbedürftig.
Dipl.-Stat. R. Lüdtke,
Dr. rer. nat. H Albrecht,
Karl und Veronica Carstens-Stiftung
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