Arzneimittel und Therapie

Impfung gegen onkogene Viren

Eine Impfung gegen die onkogenen Papillomaviren vom Typ 16 und 18 könnte weltweit mehr als 70% aller Zervixkarzinome verhindern. In einer Studie konnten Wirksamkeit und Sicherheit eines bivalenten Impfstoffs bestätigt werden. Werden diese Ergebnisse durch weitere Untersuchungen belegt, wird bald der erste Impfstoff gegen eine sexuell übertragbare Krankheit auf dem Markt sein.

Humane Papillomaviren (HPV), insbesondere HPV-16 und HPV-18, sind maßgeblich bei der Entstehung eines Zervixkarzinoms beteiligt. HPV-16 sind für rund 60%, HPV-18 für etwa 10% aller Gebärmutterhalskarzinome verantwortlich. Aufgrund des engen Zusammenhangs zwischen einer persistierenden HPV-Infektion und malignen Veränderungen liegt es nahe, bereits präventiv eine Impfung gegen diese onkogenen Viren vorzunehmen. In einer multizentrischen Impfstudie wurde dieses Therapiekonzept genauer untersucht.

Internationale Impfstudie

An der randomisierten, doppelblinden und plazebokontrollierten Studie nahmen 1113 Frauen im Alter von 15 und 25 Jahren aus Brasilien und Nordamerika teil. 560 Studienteilnehmerinnen erhielten drei Dosen einer bivalenten HPV-16/18-Vakzine zu Studienbeginn, nach einem Monat und nach sechs Monaten. Den 533 Probandinnen der Vergleichsgruppe wurde ein Plazebo injiziert. Die erste Studienphase dauerte 18 Monate, ihr folgte eine zweite Phase für weitere neun Monate (bis Monat 27). Das Serum der Patientinnen wurde regelmäßig auf Antikörper gegen HPV-16 und HPV-18 untersucht, wobei sich zeigte, dass alle geimpften Frauen hohe Antikörpertiter entwickelt hatten.

Viel versprechende Ergebnisse

Bei allen 721 Frauen, die drei Impfungen erhielten und die zu allen vorschriftsmäßigen Kontrolluntersuchungen erschienen, war der Impfstoff zu 100% wirksam gegen eine bestehende HPV-16/18-Infektion. Aber auch bei einer nur ein- oder zweimaligen Impfung oder unregelmäßigen Wahrung der Untersuchungstermine war die Impfung in 95% aller Fälle wirksam. In 93% aller Fälle verhinderte die Impfung auffällige PAP-Befunde, die mit HPV-16/18-Infektionen assoziiert sind, das heißt, die Impfung schützte die Frauen vor präkanzerösen Gewebeveränderungen am Gebärmutterhals.

Bei Frauen, die das Impfprotokoll vollständig erfüllt hatten, zeigte die Vakzine in 91,6% der Fälle eine schützende Wirkung gegenüber einer neu auftretenden HPV-16/18 Infektion. Der Impfstoff wurde im Allgemeinen gut vertragen.

Positiver Begleitkommentar

Diese Studienergebnisse werden in einem Begleitkommentar sehr positiv gewertet. Sollten größere und langfristige Studien diese Ergebnisse bestätigen, steht der Lizenzierung eines Impfstoffes nichts mehr im Wege. Es wäre dann der erste Impfstoff, der gegen eine sexuell übertragbare Infektion eingesetzt wird. Allerdings müssen vorab noch einige Punkte geklärt werden. Das sind zum Beispiel, wie sich die HPV-Impfung in die nationalen Impfprogramme integrieren lässt, ob Jungen und Mädchen geimpft werden sollen und wie viele onkogene HPV-Typen die Vakzine enthalten soll.

 

Quelle

Harper D., et al.: Efficacy of a bivalent L1 virus-like particle vaccine in prevention of infection with human papillomavirus types 16 und 18 in young women: a ran- domised controlled trial. Lancet 364, 1757– 1765 (2004).

Lehtinen M., et al.: Vaccination against hu- man papillomaviruses shows great pro- mise. Lancet 364, 1731 (2004).

Dr. Petra Jungmayr, Esslingen

 

 

Daten zum Zervixkarzinom

  • Weltweit erkranken jährlich rund 470.000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs und 230.000 Todesfälle pro Jahr sind auf diese Krebsart zurückzuführen.
  • 80% aller Gebärmutterhalskarzinome treten in Entwicklungsländern auf.
  • In einigen Regionen ist das Zervixkarzinom die häufigste Krebserkrankung junger Frauen.
  • In einigen Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas senkt Gebärmutterhalskrebs die Lebenserwartung stärker als Tuberkulose oder AIDS.
  • In Deutschland liegt die Inzidenz bei 15 bis 20 Fällen/100.000 Frauen/Jahr. Das durchschnittliche Alter bei der Erkrankung liegt zwischen 35 und 50 Jahren; 25% der betroffenen Frauen sind jünger als 25 Jahre.
  • Der Zusammenhang zwischen einem Zervixkarzinom und bestimmten HP-Viren wurde bereits vor mehr als 20 Jahren vermutet; in der Folgezeit haben zahlreiche Studien diese Korrelation bestätigt, was schlussendlich zur Entwicklung einer Vakzine führte.

Zum Weiterlesen

Zervixkarzinom: Neue Möglichkeit zur Prävention Med Monatsschr Pharm 2004;27(5): 152-8. www.medmopharm.de

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