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- DAZ 6/2005
- Liposomales Doxorubicin
Arzneimittel und Therapie
Liposomales Doxorubicin
Durch supportive, hormonelle und chemotherapeutische Behandlungen ist es möglich, auch bei fortgeschrittenem Brustkrebs das Tumorwachstum so zu kontrollieren, dass die Erkrankung nicht innerhalb kurzer Zeit zum Tode führt, sondern in eine chronische Phase übergeht. Damit diese chronische Phase möglichst lange anhält und mit keinem oder nur geringem Verlust an Lebensqualität einhergeht, sind individuelle, dem jeweiligen Krankheitsverlauf angepasste Therapien erforderlich.
Das therapeutische Vorgehen richtet sich hier nach mehreren Faktoren; das sind unter anderem der Rezeptor- und Menopausenstatus sowie Art und Umfang bereits durchgeführter Chemotherapien. Ist zum Beispiel aufgrund eines negativen Hormonrezeptorstatus oder Fortschreiten der Erkrankung eine Chemotherapie angezeigt, richtet sich diese nach der psychischen und physischen Verfassung sowie den individuellen Wünschen der Patientinnen.
So wird eine Frau, die erst vor kurzem eine Alopezie-verursachende Therapie erhalten hat, ein Medikament, das zu erneutem Haarausfall führt, ablehnen. Aber auch vom medizinischen Standpunkt aus betrachtet, können bestimmte Zytostatika aufgrund ihres kumulierenden Nebenwirkungspotenzials nicht beliebig oft verabreicht werden. Ferner spielen Resistenzmechanismen und Ansprechbarkeiten bei der Auswahl weiterer Therapien eine Rolle.
Therapie in der chronischen Phase
Bei der Metastasierung eines Mammakarzinoms sind Anthrazykline und Taxane Mittel der Wahl für die erste Chemotherapie (First-line-Therapie). Für die nachfolgenden Therapien (Second- oder Third-line-Therapien) werden bevorzugt Capecitabin (Xeloda®), Vinorelbin (Navelbine®), Gemcitabin (Gemzar®) und wiederum pegyliertes liposomales Doxorubicin (Caelyx®) eingesetzt.
Von einer Therapie mit liposomalem Doxorubicin profitieren vor allem ältere Patientinnen, Frauen mit bereits bestehenden kardialen Risikofaktoren sowie Patientinnen mit einer vorausgegangenen Anthrazyklinbehandlung oder nach Bestrahlung. Eine im Dezember 2004 auf dem Krebskongress in San Antonio vorgestellte Studie hat gezeigt, dass durch eine Dosisreduktion von 50 mg/m2 Caelyx® auf 40 mg/m2 alle vier Wochen bei gleich bleibender Wirksamkeit die unerwünschten Nebenwirkungen nochmals gesenkt werden können.
Zwei Jahre liposomales Doxorubicin
Liposomales Doxorubicin (Caelyx®) ist in Deutschland seit zwei Jahren zur Monotherapie des metastasierenden Mammakarzinoms zugelassen. Die bislang vorliegenden Daten zeigen eine gleich gute Wirksamkeit von liposomalem und konventionellem Doxorubicin mit einer verringerten Herz- und Knochenmarkstoxizität unter Caelyx®. Im Vergleich zur konventionellen Anthrazyklintherapie ist das kardiale Risiko je nach klinischer Situation zwei- bis siebenfach geringer.
In einigen Studien wurde liposomales Doxorubicin gegen andere Substanzen geprüft, die ebenfalls in der palliativen Phase eingesetzt werden. Im Vergleich mit Vinorelbin (bzw. Mitomycin/Vinblastin) zeigten sich hinsichtlich des Gesamtüberlebens keine Unterschiede. Dasselbe gilt für den Vergleich mit Docetaxel (Taxotere®), bei dem das progressionsfreie Überleben und das mediane Gesamtüberleben ähnlich waren. Unterschiede zeigten sich hier bei den Nebenwirkungen: Unter Caelyx® kam es häufiger zu Hautreaktionen, unter Docetaxel häufiger zu Krankenhausaufenthalten aufgrund therapiebedingter Nebenwirkungen.
In zwei weiteren Studien wird liposomales Doxorubicin in der Kombinationstherapie (einmal mit Trastuzumab [Herceptin®] alleine und einmal mit Trastuzumab und Docetaxel) untersucht. Den vorläufigen Ergebnissen zur Folge führt die Kombinationstherapie zu keiner erhöhten Kardiotoxizität.
Dr. Petra Jungmayr, Esslingen
Quelle
Prof. Dr. Carsten Bokemeyer, Hamburg; Prof. Dr. Nadia Harbeck, München; Priv.- Doz. Dr. Christian Jackisch, Marburg; Prof. Dr. Manfred Kaufmann, Frankfurt; Prof.
Dr. Siegfried S. Seeber, Essen: Fachpresse- gespräch „Caelyx beim Mammakarzinom – eine Idee setzt sich durch“, Hamburg,
19. Januar 2005, veranstaltet von der essex pharma GmbH, München.
Vom konventionellen zum liposomalen Doxorubicin
Die häufigsten Nebenwirkungen konventioneller Anthrazykline (Doxorubicin, Epirubicin) sind Übelkeit und Erbrechen, Mukositis, Alopezie und eine dosislimitierende Kardiotoxizität (es können maximal bis zu 450 bis 500 mg Doxorubicin/m2 gegeben werden ). Um diese unerwünschten Wirkungen zu reduzieren, wurde ein liposomales Doxorubicin entwickelt, bei dem die wirkstoffhaltigen Liposomen mit einer Polyethylenglykolschicht umhüllt sind, und so relativ lange unter Umgehung des Immunsystems vor Phagozytose geschützt sind. Aufgrund ihrer kleinen Größe können die Liposomen über Endotheldefekte oder Lücken in die Mikrogefäße des Tumors gelangen.
Die liposomale Arzneiform führt zu einer deutlichen Verlängerung der Halbwertszeit, so dass das Anthrazyklin nur alle vier Wochen gegeben wird. Ferner ist das Spektrum der Nebenwirkungen verändert, insbesondere sind Kardiotoxizität, Haarausfall und Nekroserisiko bei einer Paravasation deutlich reduziert; erhöht ist hingegen die Hauttoxizität. Präparate mit liposomalem Doxorubicin sind Caelyx®, Myocet®, DaunoXome®; sie unterscheiden sich u. a. durch ihre unterschiedliche Partikelgröße.
Zugelassene Indikationen für Caelyx®
1996: Zur Behandlung des AIDS-assoziierten Kaposi-Sarkoms 2000: Therapie des fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms bei Platin-vorbehandelten Patientinnen 2003: Monotherapie des metastasierenden Mammakarzinoms bei Patientinnen mit erhöhtem kardialem Risiko.
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