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Ernährung aktuell
Rückstände in Muttermilch sind unbedenklich
Die Muttermilch ist eine besonders sensible Matrix, da sie der Ernährung des Neugeborenen dient. In der Frauenmilch finden sich insbesondere Kontaminanten, die ubiquitär sind, lange Halbwertszeiten haben, die fettlöslich sind, sich daher im Fettgewebe einlagern und entlang der Nahrungskette anreichern, an deren Spitze der Mensch steht. Zu diesen Kontaminanten gehören Organochlorpestizide (DDT, HCH, HCB, Aldrin, Dieldrin, Toxaphen), deren Herstellung und Anwendung seit den 1970er-Jahren verboten ist.
Aufgrund ihrer langen Halbwertszeit findet man sie aber noch heute, und der größte Teil der Aufnahme beim Menschen findet über Lebensmittel statt. Eine weitere Stoffgruppe sind die polychlorierten Biphenyle (PCB), deren offene Anwendung seit den 1970er-Jahren verboten ist, seit 1989 gibt es ein generelles Anwendungsverbot (bis auf wenige Ausnahmen), bis 2010 müssen in der EU alle PCBs sachgerecht entsorgt sein. Für die Dioxine und Furane gibt es seit Mitte der 1980er-Jahre emissionsmindernde Maßnahmen.
Schadstoffe aus
Computer und Co.
Umfangreiche Untersuchungen in Deutschland in den vergangenen 30 Jahren zeigen, dass die Verbote eine positive Wirkung auf den Rückstandsgehalt dieser Stoffe in der Frauenmilch haben. Die Gehalte sind um 70% (Dioxine) bis über 90% (Organochlorpestizide) zurückgegangen. Eine erst seit relativ kurzer Zeit erfasste Stoffgruppe sind die als Flammschutzmittel in Computern, Druckern, Fernsehern, Kopierern, Isolierungen, Polstermaterialien, Theatervorhängen etc. eingesetzten polybromierten Diphenylether (PBDE), von denen auch schon einige verboten sind.
Bereits durch die Wärmeentwicklung im Normalbetrieb kann es zu einem Übergang in die Raumluft und damit zu einer Aufnahme durch den Menschen kommen. PBDE sind lipophil und werden in der Nahrungskette angereichert. Ihnen werden mögliche endokrine, immun- und reproduktionstoxische Wirkungen zugeschrieben. In Schweden wurde eine Verdopplung der Gehalte in Frauenmilch alle fünf Jahre gefunden, für Deutschland sind die Daten noch lückenhaft.
Stillen: Mindestensvier Monate lang
Die Nationale Stillkommission hat bereits 1995, bestätigt 1999, in den Rückständen kein gesundheitliches Risiko für den Säugling und keinen Anlass für eine Einschränkung des Stillens gesehen. Als optimal werden vier bis sechs Monate angesehen, auch danach besteht kein Risiko. Aus Gründen der Vorsorge sollen Maßnahmen zur weiteren Minimierung der Rückstände ergriffen werden. Ein noch sehr schwieriges und wenig erforschtes Feld ist die gegenseitige Beeinflussung der verschiedenen, gleichzeitig in der Muttermilch vorhandenen Kontaminanten.
Quelle
Dr. Peter Fürst, Münster; Journalistenseminar der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: Essen und Trinken in Deutschland. Ergebnisse des DGE-Ernährungsberichts 2004; 26./27. Januar 2005, Freising
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