Prisma

Ungleichgewicht im Immunsystem

Bei Multipler Sklerose werden durch Entzündungen in Gehirn und Rückenmark die Markscheiden um die Nervenfasern zerstört. Zwar ist der genaue Mechanismus noch immer unbekannt, Heidelberger Forscher vermuten jedoch einen Defekt von so genannten regulatorischen T-Zellen des Immunsystems.

Normalerweise sorgen diese regulatorischen T-Zellen für eine organisierte Abwehrreaktion des Körpers. Sie besitzen die Fähigkeit, Abwehrzellen, die körpereigene Strukturen angreifen, zu hemmen und das Gleichgewicht zu bewahren. Ist ihre Funktion beeinträchtigt, kann es zu Überreaktionen des Immunsystems kommen und gesundes Gewebe zerstört werden. Dann spricht man von Autoimmunerkrankungen, zu denen auch Multiple Sklerose zählt. Sie tritt häufig schubartig auf und kann zu Sehstörungen, Nervenschmerzen oder Muskellähmungen führen.

Den Einfluss der regulatorischen T-Zellen belegten die Wissenschaftler in einer Studie, an der 73 MS-Patienten und ebenso viele gesunde Personen teilnahmen. In den Blutproben der Teilnehmer war jeweils die gleiche Anzahl regulatorischer T-Zellen vorhanden, jedoch zeigten sich die Zellen der erkrankten Patienten als weniger aktiv. Zusätzlich fanden die Forscher eine unnormale Abwehrreaktion gegen bestimmte Proteinbestandteile der Markscheiden, die vorrangig aus Fettzellen und Eiweißen bestehen.

In weiteren Untersuchungen soll die Entwicklung der regulatorischen T-Zellen analysiert und die Ursache einer auftretenden Funktionsstörung genauer geklärt werden. Wenn durch medikamentöse Behandlung eine Reparatur des defekten Immunapparates möglich wäre, könnten sich neue Therapien bei MS ergeben, hoffen die Mitarbeiter der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg. war

Quelle: Pressemitteilung der Universitätsklinik Heidelberg, 2.12. 2005

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