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Pharmaspektrum
Merck und Schering: Mögliche Übernahme unter Traditionsfirmen
Bereits am Wochenende war über die mögliche Übernahme berichtet worden. Aufgrund der Ankündigung von Merck am Montagmorgen stieg der Kurs der Schering-Aktie um über zwanzig Prozent auf mehr als 83 Euro und damit über das Angebot hinaus. Bereits seit dem 9. März war die Schering-Aktie zunächst ohne ersichtlichen Grund und später unter Verweis auf besondere Wachstumschancen gestiegen.
Unerwünschtes Angebot
Am Wochenende hatte der Schering-Vorstand die Offerte von Merck als erheblich zu niedrig bezeichnet. Die Zukunftsaussichten von Schering als unabhängiger Pharmaspezialist würden erheblich unterbewertet. In der Montagsausgabe des Handelsblattes erklärte Schering-Vorstandschef Hubertus Erlen, das Angebot reflektiere nicht den wahren Wert der Aktie und sei nicht im Interesse der Aktionäre. In Börsenkreisen wird der gebotene Kaufpreis dagegen als "großzügig" eingeschätzt. Die Allianz AG, die zwölf Prozent der Schering-Aktien hält, teilt die ablehnende Haltung von Schering nicht. Die Merck-Aktie verlor am Montagmorgen etwa 2,7 Prozent.
Mögliche Vorteile und Synergien
Aus der Perspektive der Merck KGaA böte die Übernahme die Chance, den Pharmabereich zu diversifizieren und die Abhängigkeit des Konzerns von den Erträgen aus Flüssigkristallen und aus dem monoklonalen Antikörper Erbitux® (Cetuximab) zu verringern. Merck erwartet Vorteile bei der Entwicklung und globalen Vermarktung neuer Arzneimittel. Die Pipeline der beiden Unternehmen umfasse zusammen über 30 Produkte. Die beiden Onkologie-Geschäfte würden sich sehr gut ergänzen. Mit Betaferon® von Schering und dem bei Merck geplanten neuen Parkinsonmittel Sarizotan® könne ein neuer Bereich für das zentrale Nervensystem aufgebaut werden. Darüber hinaus erwartet Merck Synergien von 500 Millionen Euro pro Jahr, die ab 2009 vollständig realisiert werden könnten.
Analysten verweisen dagegen auf eher geringe Überschneidungen.
Übernahmevorbereitungen
Am Montag teilte Merck mit, Dr. Karl-Ludwig Kley werde zum 1. September als neuer stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsleitung bestellt und solle die Integration von Schering betreuen. Die Ernennung stehe unter dem Vorbehalt der Auflösung des bisherigen Dienstverhältnisses von Kley bei der Deutschen Lufthansa.
Die E. Merck oHG als persönlich haftende Gesellschafterin der Merck KGaA möchte eine Eigenkapitalbeteiligung von einer Milliarde in die Fusion einbringen. Außerdem plant Merck zur Finanzierung der Übernahme für das dritte Quartal 2006 eine Kapitalerhöhung, die bis zu vier Milliarden Euro umfassen könne. Merck hält bereits etwa fünf Prozent der Schering-Aktien, strebt eine vollständige Übernahme an und erklärte, die Schering-Aktien vom Markt nehmen zu wollen.
Beide Unternehmen sind etwa gleich groß: Im vorigen Geschäftsjahr setzte Merck 5,9 Milliarden Euro und Schering 5,3 Milliarden Euro um. Ende 2005 beschäftigte Merck etwa 29.000 und Schering knapp 25.000 Mitarbeiter. Während Merck zum MDAX gehört, notiert die Schering-Aktie im DAX. Durch den Zusammenschluss würde ein global relevantes Pharma- und Chemieunternehmen entstehen. In den Medien geäußerte Spekulationen über eine angebliche Zerschlagung von Schering erteilte Merck eine Absage. Von Merck hieß es am Montag, eine Zerschlagung wäre widersinnig. Die Kombination von Chemie und Pharma bei Merck werde durch die Übernahme gestärkt. Analysten sehen die Fusion als Einstieg in eine lange erwartete Konsolidierung im deutschen Pharmamarkt, sind sich aber uneinig, ob nun ein Bieterwettstreit um Schering zu erwarten ist. Es wird über Novartis und Roche als mögliche weiße Ritter spekuliert.
Zwei große Namen der deutschen Pharmaindustrie könnten demnächst zusammengehören. Die Darmstädter Merck KGaA hat für Ende März ein Übernahmeangebot für die Berliner Schering AG angekündigt. Merck will demnach 77 Euro pro Aktie und damit 14,6 Milliarden Euro für den Schering-Konzern bieten. Der Kurs der Schering-Aktie stieg um über zwanzig Prozent auf mehr als 83 Euro.
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