Die Seite 3

Sicher kennen viele von Ihnen das aus eigener, schmerzvoller Erfahrung: attackenweise, häufig einseitig, treten pulsierend-pochende Kopfschmerzen auf, die normale Alltagsaktivitäten fast unmöglich werden lassen – Migräne. Sie zählt zu den häufigsten Kopfschmerzformen, von denen in Deutschland etwa 6 bis 8% aller Männer und 12 bis 14% aller Frauen betroffen sind.

Migräneattacken treten häufig bis zu sechsmal im Monat auf. Sie machen sich durch starke bis sehr starke hämmernde und pulsierende Schmerzen bemerkbar, die sich langsam anbahnen und bis zu 72 Stunden anhalten können. Begleitet werden Migräneschmerzen oft von einer Lärm- und Lichtscheu, von Übelkeit und Erbrechen. Die Folgen für die Betroffenen sind extrem belastend.

Das Schlimmste an der Migräne ist meistens der akute Schmerz. Aber auch zwischen den einzelnen Krankheitsattacken leiden die Betroffenen. Denn die Krankheit beeinträchtigt auch in der schmerzfreien Zeit die Lebensqualität: Sie ist nicht berechenbar und bedroht deshalb ständig die Planung im Familien- und Arbeitsalltag. Diese ständige Ungewissheit stellt eine hohe Dauerbelastung dar, erzeugt Stress – und begünstigt so das Auftreten eines neuen Anfalls. Migräne ist eine chronische Erkrankung, die nicht geheilt werden kann. Zur Behandlung der Migränekopfschmerzen steht eine Vielzahl an Wirkstoffen zur Verfügung: von der altbewährten Acetylsalicylsäure bis hin zu modernen Therapeutika wie den Triptanen. Die Entscheidung für einen Arzneistoff sollte auf der Grundlage von Evidenz-basierten Leitlinien zur Behandlung und Prophylaxe der Migräne fallen, die ganz aktuell erstmals von den beiden Fachgesellschaften Deutsche Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft gemeinsam herausgebracht wurden. Wir haben diese aktuellen Empfehlungen für Sie praxisnah aufgearbeitet und bieten Ihnen wieder die Möglichkeit, im Rahmen der zertifizierten Fortbildung Ihr Wissen zu überprüfen und zu erweitern (siehe S. 50). So können auch Sie einen Beitrag zur optimalen Behandlung der akuten Migräneattacke und der Prophylaxe leisten, denn viele Patienten kommen mit ihren Kopfschmerzen zuerst in die Apotheke, bevor sie einen Arzt aufsuchen.

Und demnächst muss sich Ihr Wissen sicherlich auch an gut informierten Migränepatienten in der Selbstmedikation bewähren. Denn mit Naratriptan wurde ein hochwirksamer Arzneistoff zur Behandlung des Migränekopfschmerzes zur oralen Anwendung in Konzentrationen bis 2,5 mg je abgeteilter Form und in einer Gesamtmenge von 5 mg je Packung aus der Verschreibungspflicht entlassen (siehe S. 26). Damit ist dieser Arzneistoff aus der Gruppe der 5-HT1-Agonisten der einzige, der für den Handverkauf im Laufe des Jahres zur Verfügung stehen wird.

Hauptgründe dafür, Naratriptan aus der Verschreibungspflicht zu entlassen, waren die Wirksamkeit und das gute Nebenwirkungsprofil, das sich nicht von Placebo unterscheidet. Aber die Triptane – 1. Wahl bei der Behandlung von Migräneattacken – sind keine unproblematischen Arzneistoffe, es gibt viele Gegenanzeigen, die beachtet werden müssen: Naratriptan darf nicht einfach jedem potenziellen Migränepatienten mitgegeben werden! Es ist gedacht für Patienten, die bereits wissen, dass sie unter einer Migräne leiden. Denn Triptane sind bei Spannungskopfschmerz nicht wirksam.

Wichtig ist auch der Zeitpunkt der Einnahme, denn Triptane wirken besser, wenn sie zu Beginn einer Migräneattacke eingenommen werden, solange der Kopfschmerz noch leicht oder "nur" mittelschwer ist. Je früher eine beginnende Migräneattacke medikamentös behandelt wird, umso erfolgreicher lässt sie sich bekämpfen. Auch hier gilt: Helfen Sie Ihren Kunden!

Lassen Sie sich genau beschreiben, von welcher Art und Intensität die Kopfschmerzen sind. Fragen Sie gezielt nach, mit welchen Arzneistoffen der Patient schon Erfahrung gemacht hat. Und vor allem, wann und wie er sein Medikament einnimmt und wie zufrieden er damit ist! Und wenn Ihr Patient nicht zufrieden ist und weiterhin häufig Attacken auftreten, dann weisen Sie ihn doch auf Möglichkeiten der Prophylaxe hin, denn – auch das steht in den neuen Leitlinien – das Spektrum der als 1. Wahl mit höchstem Evidenzgrad empfohlenen Migräneprophylaktika wurde erweitert: Neben den Betablockern Metoprolol und Propranolol und dem Calciumantagonisten Flunarizin stehen dem Arzt nun auch die Antikonvulsiva Topiramat und Valproinsäure zur Verfügung. Und wenn es damit und dank Ihrer Zuwendung und Beratung gelingt, die Häufigkeit, Schwere und Dauer der Migräneattacken zu reduzieren, werden Sie zufriedene und dankbare Kunden in Ihrer Apotheke begrüßen können!

Carolina Kusnick

Helfen Sie Migränepatienten!

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.