Arzneimittel und Therapie

Transkranielle Magnetstimulation: Helfen Magnetfelder Parkinson-Patienten?

Möglicherweise kann eine neuartige Behandlungsmethode Patienten mit Erkrankungen wie Parkinson, Depressionen oder Tinnitus helfen. Sogar nach einem Schlaganfall profitieren Patienten durch eine verbesserte Rehabilitation.

Die Rede ist von der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) in Verbindung mit einem neuartigen TMS-Navigator. Seit rund 20 Jahren ist die transkranielle Magnetstimulation im Einsatz. Wirklich neu ist das vom TMS-Labor am Universitätsklinikum Aachen in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut FIT entwickelte Navigationssystem TMS-Navigator. Es ermöglicht die exakte anatomische Ausrichtung des stimulierenden Magnetfeldes während der jeweiligen Behandlung. Die erzielten Bilder sind dreidimensional und in Farbe.

Prinzip der Magnetstimulation

Die Magnetstimulation beruht auf dem physikalischen Prinzip der elektromagnetischen Induktion, nach der ein elektrischer Strom fließt, wenn ein Magnetfeld auf- oder abgebaut wird. Eine Magnetspule generiert das gewünschte Magnetfeld, durch das in dem bestrahlten Hirnareal Induktionsströme freigesetzt werden. Diese Induktionsströme bewirken die eigentliche Stimulation.

Bisher konnte die Navigation der elektromagnetischen Felder innerhalb des Gehirns nur statisch erfolgen. Das heißt, einmal ausgerichtet muss das Ende des Behandlungszyklus abgewartet werden um eine Neujustierung vornehmen zu können. Mit dem TMS-Navigator ist es nun möglich, die Magnetspule der TMS-Anlage computergestützt millimetergenau auszurichten. Der TMS-Navigator erfasst die aktuelle Position der TMS-Spule durch ein optisches Tracking-System.

Das Fraunhofer-Institut FIT hat für den TMS-Navigator eine entsprechende Software entwickelt, die funktionelle Bereiche des Gehirns wie Hör- oder Sprachzentrum ebenso wie anatomische Strukturen dreidimensional darstellt. Dazu sind allerdings Kernspintomographie-Aufnahmen nötig. Die Software färbt die stimulierten Gehirnareale farblich ein. So kann der behandelnde Neurologe erkennen, welche Bereiche noch stimuliert werden müssen und eine Neupositionierung der TMS-Spule vornehmen.

Starke Magnetfelder helfen auch bei schwersten Depressionen

Psychiater der Bonner Universitätsklinik sehen darin eine mögliche Alternative zur unbeliebten Elektrokrampf-Therapie (EKT), die in der Behandlung von neuronalen Erkrankungen wie M. Parkinson oder schwerster Depressionen eingesetzt wird. Sie untersuchten in einer Vergleichsstudie die Wirkung beider Therapien. Diese war bei beiden Methoden gleich, die Nebenwirkungen der TMS auf das Gedächtnis könnten dagegen geringer sein, schreiben sie im British Journal of Psychiatry (Svenja C. Schulze-Rauschenbach, et al.: Distinctive neurocognitive effects of repetitive transcranial magnetic stimulation and electroconvulsive therapy in major depression. Brit. J. Psych., 186, 410 – 416 [2005]). Eine weitere Studie unterstreicht die Wirkung der TMS. In dieser doppelblind placebokontrollierten Studie wurde die TMS bei depressiven Parkinson-Patienten mit einer medikamentösen Therapie (Fluoxetin) verglichen. Dabei wurde festgestellt, dass die Magnetstimulation ebenso effektiv wie die medikamentöse Behandlung war. Zudem war sie gut verträglich und verursachte weniger Nebenwirkungen.

Der TMS-Navigator ist mittlerweile an zwei deutschen Universitätskliniken im Einsatz und auch die Klinik und Poliklinik für Neurologie in Bern besitzt einen solchen Behandlungsplatz.

Zum Weiterlesen

Repetitive transkranielle Magnetstimulation

Anwendung bei Depression. Med Monatsschr Pharm 2003;26(7):227 – 31. www.medmopharm.de

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