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Gesundheitsreform: Erste Zwischenergebnisse werden am 1. Mai beraten
Schmidt bezeichnete den Auftakt der Arbeitsgruppengespräche als "sehr konstruktiv und freundschaftlich". Der hier versammelte Sachverstand biete die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Tätigkeit. Die Gruppe setzt sich aus jeweils acht Vertretern der Union und der SPD zusammen; die Hälfte von ihnen sind oder waren Landesgesundheitsminister. Schmidt betonte, dass es bei den anstehenden Beratungen vor allem wichtig sei, dass ein breites Verständnis für die Notwendigkeit von Strukturreformen entstehe. Diese seien es letztlich, die vielen kranken Menschen das Leben leichter machen werden. Die Ministerin: "Wir wollen Defizite in der Versorgung beseitigen, Bürokratie abbauen, die Qualität der medizinischen Leistungen noch erhöhen und das alles auf ein solides finanzielles Fundament stellen".
Vorbereitungsarbeiten konkretisieren sich
Die nun an die Fachleute aus Bund und Ländern vergebenen Arbeitsaufträge betreffen die Entwicklung und Bewertung von
- wirksamen Instrumenten zur Intensivierung des Wettbewerbs in allen Versorgungsbereichen,
- konkreten Maßnahmen, die die Transparenz der Angebote, Leistungen und Abrechnungen verbessern und den bürokratischen Aufwand vermindern, sowie
- Vorschlägen, wie alle entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit an der Finanzierung den Solidarleistungen im Gesundheitswesen beteiligt werden können.
Der Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums, Klaus Vater, erklärte, dass die Zeit bis zum nächsten Treffen genutzt werde, diese Arbeitsaufträge in Angriff zu nehmen. "Was bis zum 1. Mai vorliegt, wird besichtigt und bewertet werden". Am selben Tag soll auch die Spitzenrunde der Koalition zusammenkommen, um über den erreichten Zwischenstand zu beraten. Ziel ist es, bis zur Sommerpause Eckpunkte für die Reform vorzulegen, sodass noch in diesem Jahr ein Gesetzentwurf ausgearbeitet werden kann. Es mehren sich allerdings die Zweifel, ob die Reform tatsächlich als Gesamtpaket zum 1. Januar 2007 in Kraft treten kann. Vater deutete an, dass die Ziele der Reform auch stufenweise erreicht werden könnten.
Sympathien für Konsensmodell
Medienberichten zufolge wird man sich auch mit dem Reformmodell befassen, das der Wissenschaftliche Beirat des Bundesfinanzministeriums im vergangenen Oktober vorgelegt hat (siehe AZ Nr. 43/2005, S. 1). Dieses legt sich weder auf ein Prämiensystem noch eine Bürgerversicherung fest. Es sieht unter anderem vor, dass sämtliche Krankenkassenbeiträge künftig von einer zentralen Inkassostelle eingesammelt werden sollen. Diese stellt den Versicherten dann einen Gutschein aus, dessen Wert dem durchschnittlichen Kassenbeitrag aller Versicherten entspricht.
Mit dieser Gutschrift kann der Versicherte sodann seine Versicherungsprämie begleichen. Laut "Spiegel" wird dieses Konsensmodell von den Fraktionschefs Volker Kauder (CDU) und Peter Struck (SPD) positiv bewertet. Auch die SPD-Parteispitze sowie Ministerin Schmidt hätten Sympathie geäußert.
Die neu aufgestellte "Arbeitsgruppe Gesundheitsreform" ist am 7. April erstmals zusammengekommen. Die 16 Fachpolitiker aus Bund und Ländern haben ihren Fahrplan abgesteckt und Arbeitsaufträge erteilt. Diese Aufträge sollen der Vorbereitung des nächsten Treffens der Arbeitsgruppe am 1. Mai dienen.
Eine Mehrheit der Bundesbürger sieht das Gesundheitswesen in Deutschland in einer ernsten Krise. Das hat in der vergangenen Woche eine Umfrage des ZDF-Politbarometers ergeben. Dass die große Koalition die Probleme in den Griff bekommen kann, glaubt nur ein gutes Drittel der Befragten. Für 38 Prozent der befragten Bundesbürger steht das Gesundheitssystem kurz vor dem Zusammenbruch. 56 Prozent sehen größere Probleme und nur fünf Prozent bewerten es als leistungsfähig. 70 Prozent der Befragten halten das System sogar für nicht reformierbar und wollen grundlegende Veränderungen. Lediglich 23 Prozent plädieren für weitere Reformmaßnahmen innerhalb des bestehenden Systems und drei Prozent finden die bisher beschlossenen Maßnahmen ausreichend. Obwohl die große Koalition die Gesundheitsreform zu einem ihrer zentralen Anliegen erklärt hat, trauen ihr nur 36 Prozent der Bürger die Lösung der Probleme zu. 61 Prozent erwarten hingegen, dass es der amtierenden Regierung in den nächsten Jahren nicht gelingen wird, das Gesundheitssystem zukunftsfähig zu machen.
Die Gesundheitsreform gehört zu den wichtigsten Reformen, die sich die große Koalition noch für dieses Jahr vorgenommen hat. Ein so großes Projekt bedarf guter Vorbereitung. Bundesgesundheitsministerin Schmidt hat für die Erarbeitung der Reform eine 16-köpfige Arbeitsgruppe aus Fachpolitikern ins Leben gerufen, die erste Vorschläge bis zum 1. Mai ausarbeiten sollen. Das sind die Mitstreiter:
Von der CDU:
- Annette Widmann-Mauz, 39, MdB, steht für die Rechte von Privatversicherungen, Pharmaindustrie und Ärztelobby
- Hildegard Müller, 38, Staatsministerin im Kanzleramt
- Jens Spahn, 25, Immobilienbanker, MdB, Junge Union
- Josef Hecken, 46, Jurist, saarländischer Sozialminister, setzt sich für den Ausbau der Privatversicherung ein
- Karl-Josef Laumann, 48, Maschinenschlosser, Sozialminister in Nordrhein-Westfalen, vertritt den Arbeitnehmerflügel
- Silke Lautenschläger, 37, Juristin, hessische Sozialministerin, hat die Idee, die Kinderversicherung umzufinanzieren
- Christa Stewens, 60, bayerische Sozialministerin
Von der CSU:
- Wolfgang Zöller, 63, Ingenieur, Fraktionsvize für Gesundheit, hat nichts gegen die CDU-Kopfpauschale
Von der SPD:
- Birgit Fischer, 55, bis 2005 Gesundheitsministerin in Nordrhein-Westfalen
- Carola Reimann, 38, gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion
- Dagmar Ziegler, 45, Finanzkauffrau in der DDR, brandenburgische Gesundheitsministerin
- Elke Ferner, 47, Programmiererin
- Gitta Trauernicht, 54, Soziologin, schleswig-holsteinische Sozialministerin
- Karl Lauterbach, 43, Mediziner, MdB, steht für eine Bürgerversicherung
- Malu Dreyer, 45, Sozialministerin in Rheinland-Pfalz, befürwortet wesentliche Elemente der Bürgerversicherung
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