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Gesundheitsforen im Internet: Die Schattenseiten der Selbstmedikation

Die Bereitschaft der Deutschen zur Selbstmedikation ist hoch. Bei leichteren Beschwerden oder zu Beginn einer Erkrankung versuchen 58 Prozent, sich mit OTC-Produkten zu kurieren. Das wird auch von der Gesundheitspolitik unterstützt: Der Patient soll mehr Eigenverantwortung übernehmen Ų und das heißt vor allem mehr finanzielle Selbstbeteiligung. Wenn Patienten ihre Gesundheitsfürsorge selbst in die Hand nehmen Ų ohne Rücksprache mit Arzt oder Apotheker Ų, treibt das aber auch merkwürdige Blüten.

So warnte bereits die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen vor Internetforen, in denen sich Laien gegenseitig über rezeptfreie Medikamente beraten (siehe auch AZ vom 6.3.2006). Dabei geht es insbesondere um solche scheinbar unabhängigen Kaufberatungsforen wie Ciao, Yopi oder Dooyoo. Hier kann man nicht nur die Meinung von Forennutzern zu bestimmten Staubsaugern oder Digitalkameras lesen, sondern auch Laien-Testberichte zu OTC-Produkten und Nahrungsergänzungsmitteln. So schreibt "Django 006" in Yopi zum Thema Wick Medinait einen 1200 Wörter langen Erfahrungsbericht (zum Vergleich: dieser Artikel hat 500 Wörter) mit folgendem Fazit:

"Ich kann es dennoch empfehlen, auch wenn man bedenkt, es ist kostspielig, aber es hilft, zumindest mir und ich bin darin sehr erprobt, da ich es schon seid dem es Wick gibt, es als Mittel nutze. Über all die Jahre, habe ich nie Nebenwirkungen gehabt, die ich als Krass bezeichnen könnte, wie Herzrasen oder sonstiges."

Zweifelhafte Motive

Das ist kein Einzelbeispiel. In den Kaufberatungsforen tummeln sich vielfach Selbstdarsteller und Spinner. Und ein finanzielles Interesse lässt sich auch nicht ausschließen. Denn für Testberichte, die von anderen Forennutzern als hilfreich bewertet werden, gibt es Geld – wenn auch nur geringe Centbeträge. Wer also fleißig in diversen Foren über möglichst viele Produkte schreibt, kann sich ein kleines Taschengeld verdienen – und erhält eine Selbstbestätigung als Schreiber beliebter Testberichte.

Natürlich werden auch im Bekanntenkreis Empfehlungen und Laienmeinungen zu bestimmten Arzneimitteln ausgetauscht. Doch die Foren haben eine ganz andere Breitenwirkung und sind deshalb viel gefährlicher, wenn schwarz auf weiß gesundheitsgefährdende Ratschläge verbreitet werden.

In Spezialforen zu bestimmten Krankheitsbildern wird zwar auch über rezeptfreie und auch verschreibungspflichtige Arzneimittel diskutiert, doch haben viele der Betroffenen beachtliche Kenntnisse, wenn es um ihre Krankheit und deren Therapieoptionen geht.

Vermarktung im Vordergrund

Dass es wohl weniger um Beratung, sondern mehr um Vermarktung geht, zeigt die offensive Verlinkung der Foren mit eBay-Angeboten und Versandapotheken. Fraglich ist auch, ob und inwieweit Hersteller hier ein Rolle spielen. Interessant war jedenfalls, dass auf der Ciao-Website in der Rubrik "Einzelvitamine" nur drei von 96 Präparaten einen Testbericht mit weniger als 3,5 von 5 möglichen Sternen bekamen. Gute Testberichte haben sicherlich eine verkaufsfördernde Wirkung.

Den Beratungsunterschied spürbar machen

Apothekenangestellte werden spätestens dann mit diesem Thema konfrontiert, wenn Kunden mit einer im Forum aufgeschnappten Empfehlung in die Apotheke kommen. Hier ist eine qualifizierte und sensible Beratung besonders wichtig. Denn die Eigeninitiative der Kunden ist ja generell erwünscht. Der Kunde sollte also den fundamentalen Unterschied zwischen der Beratung in der Apotheke einerseits und den vielen fragwürdigen Websites andererseits direkt erleben können.

Hier kann insbesondere punkten, wer sich durch regelmäßige Fortbildung und die Lektüre von Fachzeitschriften fachlich wie kommunikativ fit hält.

PTA-Tag in Berlin: Anmeldeschluss: 28. April

"...mit Haut und Haaren", Beratung bei Haarausfall, Nagelpilzerkrankungen, Akne, Couperose und Rosazea

Samstag, den 13. Mai von 9.00 bis 17.00 Uhr im Logenhaus Berlin Emser Str. 12 – 13 10719 Berlin Info: www.adexa-online.de

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