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Arzneimittel und Therapie
Anästhesie und Notfallmedizin: Im Notfall den Blutdruck schnell erhöhen
Die zugelassenen Anwendungsgebiete von Akrinor® sind hypotones Kreislaufversagen, primäre und sekundäre Hypotonie sowie orthostatische Kreislaufregulationsstörungen.
Die Kombination von Theodrenalin und Cafedrin zeigt eine spezifische Wirkung, die sich von der der einzelnen Arzneistoffe unterscheidet. Chemisch gesehen handelt es sich bei den zwei Wirkstoffen um Xanthinverbindungen, die mit sympathomimetisch aktiven Substanzen konjugiert sind. Cafedrin ([1R, 2S]-7-[2-(1-Methyl-2-hydroxy-2-phenylethylamino)-ethyl]-theophyllin HCl) ist eine Verbindung aus Theophyllin und Norephedrin. Theodrenalin (7-{2-[2-Hydroxy-2-(3,4dihydoxyphenyl)-ethylamino]-ethyl}-theophyllin HCl ist ein Konjugat aus Theophyllin und Noradrenalin.
Erhöhung des Herzschlag- und Minutenvolumens
Der Wirkungsmechanismus der Kombination beruht im Wesentlichen auf einer Stimulation der beta-Rezeptoren, eine Beeinflussung der alpha-Rezeptoren liegt nicht vor [1].
Die Kombination führt letztendlich zu einer Erhöhung des Blutdrucks ohne negative Wirkungen auf die koronare und renale Perfusion. Durch Theodrenalin werden bei schnellem Wirkungseintritt die Kontraktilität, der Blutdruck, das Herzschlagvolumen und gering das Herz-Minuten-Volumen sowie der periphere Gefäßwiderstand gesteigert. Durch Cafedrin kommt es zu einer langsam einsetzenden, dem Theodrenalin gleichgerichteten Wirkung, ohne jedoch den peripheren Gefäßwiderstand zu erhöhen. Die Einzelsubstanzen Theodrenalin und Cafedrin besitzen eine unterschiedliche Wirkung auf die Herz-Kreislauf-Dynamik, so dass bei der kombinierten Anwendung beider Substanzen im Verhältnis 1: 20 eine Theodrenalin-ähnliche, aber durch Cafedrin modifizierte hämodynamische Wirkung resultiert. Der Wirkungseintritt erfolgt durch Theodrenalin schnell (ca. 5 Minuten) und die Wirkungsdauer wird durch Cafedrin verlängert (60 bis 90 Minuten) [2]. Pharmakokinetische Daten für die Kombination der Inhaltsstoffe liegen nur für das Cafedrin vor.
Nach der Gabe von 200 mg Cafedrin lag der initiale Plasmaspiegel bei 6 µg/ml. Die Plasmahalbwertszeit beträgt eine Stunde. Als Hauptmetabolit wurde Norephedrin (40%) identifiziert, wobei jedoch eine große Anzahl von Nebenprodukten vorliegt. Die Ausscheidung der Metabolite erfolgt renal.
Einsatz in der Anästhesie und Intensivmedizin
Durch die rasche Wirksamkeit und gute Verträglichkeit wird die Kombination aus Theodrenalin und Cafedrin in vielen Bereichen der Anästhesie und Intensivmedizin sowie in der Notfallmedizin bei hypotonem Kreislaufversagen eingesetzt. Die Anwendungsgebiete von Akrinor® sind in der Behandlung von hypotonem Kreislaufversagen, primärer und sekundärer Hypotonie und orthostatischen Kreislaufregulationsstörungen zu sehen. Im anästhesiologischen Bereich erfolgt der Einsatz vor allem bei Hypotonie, unter Allgemeinanästhesie und hypotonen Zuständen infolge von Spinal- bzw. Periduralanästhesie oder neurogenen Gefäßregulationsstörungen [2]. Ein weiteres anästhesiologisches Einsatzgebiet von Akrinor® besteht in der therapeutischen Applikation zur Vermeidung von Blutdruckabfällen in der Geburtshilfe. Außerdem gehört es zur Standardausrüstung medizinischer Notfallkoffer.
Durch titrierte Applikation von Akrinor® kann das individuell erwünschte Blutdruckniveau innerhalb weniger Minuten erreicht werden. Die Wirkung auf den Vasotonus bei gleichzeitiger Stimulation der betaadrenergen Rezeptoren am Herzen führt zu einem Anstieg des arteriellen Blutdruckes und in einer leichten Steigerung des Herz-Zeit–Volumens, ohne Verschlechterung der Organperfusion. Der Vorteil im Vergleich zu den alpha-adrenergen Katecholaminen besteht insbesondere in der fehlenden Beeinträchtigung der Durchblutung kritischer Organstromgebiete wie der koronaren, zerebralen und renalen Zirkulation.
Rhythmusstörungen oder Tachykardien, die häufig unter Katecholamintherapie auftreten, wurden unter Akrinor® kaum beobachtet.
Die synergistisch wirkende Kombination aus Cafedrin und Theodrenalin wurde 1963 als Antihypotonikum (Akrinor®) in Deutschland zugelassen. Akrinor® ist mit seinem jetzigen Zulassungsstatus verkehrsfähig.
Im Bereich der Antihypotonika sind in Deutschland außer der Kombination aus Cafedrin und Theodrenalin (Akrinor®) nur wenige Substanzen zur intravenösen Gabe zugelassen. Neben den sehr kurz wirksamen Adrenalin-, Noradrenalin-, Dobutamin- und Dopamin-haltigen Arzneimitteln steht nur noch eine Ameziniummetilsulfat-haltige Zubereitung Suptratonin® zur Verfügung.
Ameziniummetilsulfat führt nach intravenöser Gabe zu einem länger anhaltenden Blutdruckanstieg und ist somit schwerer steuerbar. Ein Einsatz bei einem Notfall (z. B. im Notarztwagen) ist aus diesem Grund – wie auch durch das Handling einer Trockenampulle – eher schwierig. Ephedrin und Ephedrin ähnliche Substanzen enthaltende Arzneimittel zur intravenösen Gabe sind in Deutschland nicht bzw. nicht mehr zugelassen. 2004 wurde als letzter Vertreter dieser Substanzklasse Etilefrin zur intravenösen Gabe vom Markt genommen.
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