Arzneimittel und Therapie

Obstipation: Laxanzien nur bei klarer Indikation

Änderungen des Lebensstils helfen nicht bei allen Formen der Obstipation. Bei klarer Indikation kann die Einnahme von Laxanzien auch über einen längeren Zeitraum hinweg angezeigt sein.

Zuverlässige Daten liegen hauptsächlich für Senna, Bisacodyl und Polyethelenglygole vor.

Die Ursachen einer Verstopfung sind vielfältig und man unterscheidet die idiopathische (primäre) Obstipation

  • ungünstige Ernährungsgewohnheiten, mangelnde Bewegung
  • psychische Gründe (Stress, Trauer, Einsamkeit)
  • Slow-transit-Obstipation
  • Beckenbodendysfunktion (häufig bei jungen Frauen) und die sekundäre Obstipation
  • medikamentös induziert (z. B. durch Opiate, trizyklische Antidepressiva, Antiepileptika, Diuretika, Calciumblocker, Eisen, aluminiumhaltige Antazida)
  • metabolisch-endokrinologische Ursachen (Diabetes mellitus, Schwangerschaft, Hypokaliämie, Hypercalciämie, Hypothyreose)
  • Muskel- und Bindegewebserkrankungen (Sklerodermie, Amyloidose, Dermatomyositis)
  • kolorektales Karzinom

Einige Obstipationsformen können durch Änderung des Lebensstils behoben werden, bei anderen ist eine medikamentöse Therapie angezeigt. Am besten dokumentiert ist der Einsatz von Makrogolen, Bisacodyl und Sennesextrakten.

Therapie mit Senna

Sennesblätterextrakte (z. B. Midro® in Tee- oder Tablettenform) können bei unterschiedlichen Obstipationsformen eingesetzt werden. Dies gilt auch für die Slow-transit-Obstipation, die auf Quell- und Ballaststoffe nicht anspricht. Die längerfristige Einnahme anthrachinonhaltiger (oder anderer) Abführmittel wurde lange Zeit kritisch –beurteilt. Befürchtet wurden Nervenschädigungen im Dickdarm, Genotoxizität, Kanzerogenität und Elektrolytverluste. Neueren Untersuchungen zufolge sind diese Befürchtungen nicht gerechtfertigt. Im Hinblick auf den Elektrolytverlust und den Circulus vitiosus muss zwischen Laxanzienabusus (z. B. zur Gewichtsreduktion) und einer bestimmungsgemäßen Anwendung (das heißt zur Schaffung eines weichen, nicht flüssigen Stuhls) unterschieden werden. Die kontrollierte Einnahme von Sennosiden führt zu keinen Elektolytverlusten. Was die Genotoxizität anbelangt, so konnten weder für die Sennoside noch für ihre Metaboliten genotoxische oder kanzerogene Risiken festgestellt werden. Die nach mehrmonatiger Einnahme anthrachinonhaltiger Laxanzien mögliche Pigmenteinlagerung in der Darmmucosa (Pseudomelanosis coli, PCM) hat keine funktionelle Bedeutung und ist nicht als Vorstufe eines Karzinoms zu werten. Es handelt sich dabei um eine harmlose, reversible Verfärbung der Kolonmukosa, die als eine Art Indikator für die Laxanzienanwendung genutzt werden kann.

Slow-transit-Obstipation

Die Slow-transit- oder kologene Obstipation beruht auf einer gestörten Balance zwischen propulsiven Kontraktionen und nicht-propulsiven Mischbewegungen und einem dadurch bedingtem langsamen Transport des Darminhaltes durch das gesamte Kolon oder Teile des Kolons. Mögliche Ursachen sind Innervationsstörungen (Neuropathien in den intramuralen Nervenplexi, neurologische Erkrankungen, Morbus Parkinson), hormonelle Einflüsse, Muskel- und Bindegewebsveränderungen sowie die Einnahme bestimmter Medikamente. Änderungen des Lebensstils (mehr Bewegung, ballaststoffreiche Kost, vermehrte Flüssigkeitszufuhr) zeigen bei dieser Art der Obstipation wenig Erfolg; sinnvoll sind Anthrachinone, Bisacodyl oder Makrogole.

Verstopfung – was kann man tun?

  • Erstversuch, Prophylaxe, Begleitmaßnahmen: ballaststoffreiche Kost mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr, körperliche Aktivität, Toilettentraining
  • die Wirksamkeit dieser allgemeinen Maßnahmen ist begrenzt und in den meisten Fällen ist die Einnahme eines Laxans erforderlich
  • Auswahl des Abführmittels richtet sich nach der Schwere der Obstipation, den Nebenwirkungen und der Compliance
  • Vermeiden einer täglichen Laxanzieneinnahme; die Einnahme zweimal pro Woche ist ausreichend
  • Auslassversuche bei chronischer Anwendung

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