Aus Kammern und Verbänden

Pharmaziestudierende: 100. Verbandstagung des BPhD

Pharmaziestudierende von heute und von gestern begingen gemeinsam ein Jubiläum: Am 27. Mai fand in Frankfurt die 100. Bundesverbandstagung des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) statt. Dies war ein Anlass, Rückschau auf eine nunmehr 58-jährige Geschichte zu halten, die gegenwärtige Lage der Pharmazie zu überdenken und die Perspektiven des Apothekerberufs aufzuzeigen. Nicht weniger als elf Grußworte wurden gesprochen. Acht "Ehemalige" berichteten aus ihrer aktiven Zeit beim BPhD, und zwei wissenschaftliche Vorträge rundeten das Programm ab.

Glückwünsche von der Apothekerschaft

Dr. Andreas Kiefer, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der ABDA, überbrachte die offiziellen Glückwünsche der Apothekerschaft. Er gab zu, dass mancher Apotheker Schwierigkeiten habe, einen Studenten, der noch keine Berufserfahrung hat, als Gesprächspartner in Diskussionen über das Berufsbild ernst zu nehmen. Gegenüber einem Pharmaziepraktikanten sei eine solche überhebliche Haltung jedoch fehl am Platze. Er ermutigte die Anwesenden, im Praktischen Jahr hohe Ansprüche an die ausbildenden Apotheken zu stellen. Ferner forderte er sie auf, mehr die Substanz als die Interpretation des Apothekerberufs fortzuentwickeln. Substanz bedeute insbesondere fachliche Qualität, die auf einer soliden wissenschaftlichen Ausbildung beruhe. Es stehe einem Apotheker gut an, wenn er außer dem Staatsexamen auch noch ein Diplom oder sogar eine Promotion vorweisen kann.

Dr. Hildegard Mauthner, Landesapothekerkammer Hessen, hob das besondere Verhältnis "ihrer" Kammer mit dem BPhD hervor. Da der BPhD kein Antragsrecht auf der Vollversammlung der Apotheker (Deutscher Apothekertag) hat, hat die LAK Hessen eine Art Patenschaft übernommen und dort einige vom BPhD vorformulierte Anträge gestellt. Prof. Dr. Hartmut Morck, Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung, ließ ein Grußwort verlesen, in dem er feststellte, dass der BPhD und die Berufsorganisationen zwar nicht immer einer Meinung seien – so gebe es entgegen gesetzte Standpunkte bezüglich des Master-Studiengangs in der Pharmazie –, dass aber die Studierenden selbstverständlich das Recht haben, ihre Meinung in den Medien der Apothekerschaft zu Gehör zu bringen.

"Intrinsisch wichtig" werden

Karin Wahl, Vorsitzende des Deutschen Pharmazeutinnen Verbands (DPV) und frühere Präsidentin der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, sprach sich dafür aus, den Vertretern der Studierenden mehr Mitspracherecht und sogar Stimmrecht in berufspolitischen Gremien zu geben. Die Begründung dafür sei einfach: "Sie sind die Zukunft des Berufs, Sie löffeln die Suppe aus, die wir Ihnen einbrocken." Da sei es nur recht und billig, dass die Studierenden die Möglichkeiten erhalten, am Rezept der "Suppe" mitzuwirken. Der DPV setzt sich dafür ein, dass mehr Frauen in Führungspositionen gelangen, er diskriminiert jedoch männliche Studierende nicht und führt z. B. an Pharmazeutischen Instituten für alle Studierenden gemeinsam Informationsabende zum Praktischen Jahr durch.

Wahl wies darauf hin, dass die Gesellschaft einen Bedarf an Pharmazeuten habe. Der Wissensstand der Ärzte über Arzneimittel sei zu schlecht; dies sei eine Ursache für die vielen falschen Arzneimittelanwendungen, die lauf Wahl für 40% der Krankenhaus-Einweisungen verantwortlich sind. Sie rief den Studierenden zu, selbstbewusst zu sein, Forderungen zu stellen, Positionen zu besetzen und vor allem: als Apotheker "intrinsisch wichtig" zu werden.

Dr. Wolfgang Caesar, Redakteur der Deutschen Apotheker Zeitung, berichtete von seinen persönlichen Eindrücken auf zahlreichen Bundesverbandstagungen des BPhD. Er lobte die demokratischen Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse der Delegierten im Plenum und die stets anspruchsvollen Begleitprogramme. Er forderte die Studierenden auf, sich nach Beendigung ihrer Ausbildung nicht nur für ihren Berufsstand, sondern auch politisch zu engagieren, um ihren Beitrag für eine friedliche Zukunft zu leisten.

Chancen nutzen

Dr. Gert Schorn, Ministerialrat a. D. im Bundesministerium für Gesundheit, gab den Studierenden Tipps für ihre Berufswahl. Aufgrund der breit gefächerten Ausbildung bieten sich dem Apotheker vielfältige Tätigkeitsfelder, beispielsweise auch im Management und in der Öffentlichkeitsarbeit. Schorn wörtlich: "Achten Sie auf Chancen in untypischen Bereichen!" Der Apotheker habe oft einen besseren Überblick als Akademiker aus stärker spezialisierten Fächern. Schorn kritisierte, dass viele Apotheker zu sehr nach rückwärts schauen und aktuelle Verschlechterngen beklagen, wobei sie Gefahr laufen, sich im Gesundheitswesen zu isolieren. Der Apotheker solle sich lieber Gedanken darüber machen, was er der Gesellschaft von morgen bieten kann. Stichwortartig nannte Schorn "Moderator im Gesundheitswesen", "Vertrauensperson", "Wellness" sowie als wachsende Klientel die älteren Personen. Der GKV-Markt allein werde die Existenz der Apotheke kaum noch sichern.

Gemeinsame Interessen in der Hochschule ...

Prof. Dr. Ulrich Jaehde, Universität Bonn, sprach als Vertreter des Verbands der Professoren an Pharmazeutischen Hochschulinstituten, der etwa 140 Mitglieder zählt. Er konstatierte, dass es in den letzten Jahren einen konstruktiven Gedankenaustausch zwischen den Vertretern der Studierenden und der Professoren gegeben habe, z. B. bei der Novellierung der Approbationsordnung. Derzeit erstelle eine gemeinsame Arbeitsgruppe Empfehlungen zur Einführung eines Master-Studiengangs sowie zur Modularisierung des Studiums und der damit verbundenen Bewertung der Leistungen durch Credit Points. Die Ziele von Studierenden und Professoren seien großenteils deckungsgleich. Jaehde rief den anwesenden Studierenden zu: "Bleiben Sie aktiv, denn die Professoren und die Pharmazie brauchen Ihre Anregungen und Ideen."

Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz überbrachte die Grüße der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft. Er freute sich, dass 20% der DPhG-Mitglieder Studierende sind, und hob die Vorteile einer Mitgliedschaft hervor. So sei die DPhG-Zeitschrift Pharmazie in unserer Zeit wie ein wachsendes pharmazeutisches Lexikon, das die in größeren zeitlichen Abständen aktualisierten Lehrbücher hervorragend ergänze.

... und im Beruf

Dr. Steffen Amann, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands der Krankenhausapotheker (ADKA), würdigte die ausgesprochen gute Zusammenarbeit zwischen Krankenhausapotheken und Universitäten, die durch die Einführung der Klinischen Pharmazie als Prüfungs- und Wahlpflichtfach intensiviert wurde. Christian Weber, Vorsitzender des Forum Leipzig und ehemaliger Vorsitzender des BPhD, resümierte, dass die Beschlüsse auf den Bundesverbandstagungen des BPhD oft den Anstoß für Entwicklungen im Apothekerberuf gegeben haben. Das Forum Leipzig sei der ideale Gesprächspartner für den BPhD, weil seine Mitglieder das ganze Spektrum pharmazeutischer Tätigkeiten abdecken.

Patrick Busch von der Noweda eG wies auf das gute Verhältnis zwischen pharmazeutischem Großhandel und den öffentlichen Apotheken hin. Die Noweda sehe in den Studierenden zukünftige Partner und bietet daher an den Universitäten eine Seminarreihe zur praktischen Betriebswirtschaft an, die bisher 3000 Studierende absolviert haben. Aufgrund einer Initiative der Noweda, die auch die Speisen und Getränke der Jubiläumsveranstaltung sponserte, wurde vor zwei Jahren der Verein zur Förderung der Pharmaziestudierenden und des BPhD gegründet, der derzeit etwa 200 Mitglieder zählt – und natürlich noch gern weiter wachsen würde.

Von der AgPha zum FVP

Acht "Ehemalige", die dem Vorstand des BPhD oder seiner Vorgängerorganisationen angehört hatten, ließen in persönlichen Erinnerungen die Geschichte der letzten fünfeinhalb Jahrzehnte lebendig werden. Der erste überregionale Zusammenschluss der Pharmaziestudierenden in den westlichen Besatzungszonen war die 1948 gegründete Arbeitsgemeinschaft Pharmaziestudenten (AgPha) im Verband Deutscher Studentenschaften (VDS), die sich später in Fachverband Pharmazie (FVP) umbenannte. Ihr Vorsitzender von 1952 bis 1954 war Ludwig Vogl, der sich auf der Jubiläumsveranstaltung gleichwohl nicht als "Veteran" bezeichnen lassen wollte. Als er in Frankfurt studierte, war nur die Hälfte der 24 Studierenden seines Semesters in einem "normalen" Studentenalter, die übrigen waren ältere Kriegsteilnehmer oder andere Personen, die wegen des 2. Weltkriegs und seiner Folgen nicht hatten studieren können. Für die Studierenden der Nachkriegszeit waren die seit 1951 bestehenden Kontakte mit der International Pharmaceutical Students' Federation (IPSF) besonders wichtig, weil die Bundesrepublik damals noch politisch isoliert war und Auslandsreisen auch aus finanziellen Gründen kaum möglich waren. 1954 richtete die Fachschaft in Frankfurt den IPSF-Kongress aus. Zu den IPSF-Kongressen nach Dubrovnik (1956) und Dublin (1957) fuhren 45 bzw. 90 deutsche Studierende, die von diesen Erlebnissen ihr weiteres Leben gezehrt haben.

Über die Jahre 1959/60 berichteten Dr. Rudolf Perger und Dr. Karljörg Nestel. Das zweijährige Praktikum mit einem Vorexamen, das damals vor dem Pharmaziestudium obligatorisch war, empfanden sie als gesunde finanzielle Basis für das Studium, denn sie waren damit qualifiziert, in den Semesterferien in Apotheken zu arbeiten und Geld zu verdienen. Als wackere Mitstreiter für die studentischen Belange nannten sie u. a. Otto Föcking, der nicht nur FVP-, sondern auch IPSF-Präsident war und seine Kommilitonen durch seine rhetorische Begabung beeindruckte, sowie Barbara Schimmel von der Fachschaft der TH Karlsruhe. Sie nahmen 1959 an einem der vorerst letzten gesamtdeutschen Apothekertage in Leipzig teil.

68-er Studentenbewegung und Rote Zelle Pharmazie

Gleich mehrere Ehemalige berichteten über die 68er-Bewegung, die auch die Pharmaziestudierenden erfasst hatte. Karl-Hermann Haack, langjähriges Mitglied des Bundestags, führte aus, dass schon einige Jahre zuvor der Ruf nach Reformen in verschiedensten Bereichen des gesellschaftlichen Lebens erscholl. Politiker unterschiedlicher Couleur stellten die Institution der inhabergeführten Apotheke in Frage. Der Contergan-Skandal schärfte das Bewusstsein für die gesellschaftliche Verantwortung der Naturwissenschaftler. Alexander Mitscherlichs psychosomatische Medizin ließ Zweifel an der breiten Verordnung von Psychopharmaka aufkommen.

In dieser unruhigen Zeit forderten die Pharmaziestudierenden Aufklärung über das Verhalten der Apothekerschaft im Dritten Reich und begingen damit, so Haack, einen Tabubruch. Die ABDA und ihre Organisationen straften den widerspenstigen FVP, indem sie die Kontakte abbrachen, und manche Fachschaft war in sich zerstritten, so z. B. an der FU Berlin, wo einige Studierende eine Rote Zelle Pharmazie gegründet hatten. Laut Haack hatten die Studierenden damals ein durchaus konstruktives Konzept zur Reform der Ausbildung erarbeitet, das ein pharmazeutisches Grundstudium mit darauf aufbauenden Spezialisierungen für verschiedene pharmazeutische Tätigkeitsfelder vorsah. Zudem forderten die Studierenden einen Diplom-Studiengang, um den wissenschaftlichen Aspekt der Pharmazie zu betonen.

Ullrich Schwier bestätigte, dass die Studierenden noch Anfang der 70er-Jahre "nicht auf ABDA-Kurs zu bringen" waren, und gab zum Besten, wie er von dem damaligen Hauptgeschäftsführer der ABDA, Günther Büsch, abgekanzelt worden war, als er um einen Zuschuss für die nächste Bundesverbandstagung gebeten hatte. Zum Glück traf er noch am selben Tag, als er sich enttäuscht auf den Heimweg nach Münster machte, auf dem Frankfurter Hauptbahnhof den Kammerpräsidenten von Nordrhein, Richard Fellmann, der ihn gleich in den Speisewagen zu einer Flasche Wein einlud und sich dann als Retter in der verzwickten Lage erwies: Er veranlasste eine Spende von 1000 DM.

Alles kritisch hinterfragen

Wolfgang Hartmann-Besche, etwa vom gleichen Semester wie Haack und Schwier, legte dar, was ihn seinerzeit zum Pharmaziestudium motiviert hatte:

  • ein allgemeines Interesse an den Naturwissenschaften und
  • der Wunsch, anderen helfen zu können. Er fühlte sich der Aufklärung Kants und dem kritischen Rationalismus Poppers verpflichtet, der den Zweifel zum konstituierenden Prinzip der Erkenntnis erhoben hatte. Dieses kritische Bewusstsein sei auch hilfreich, um den gesellschaftlichen Wandel zu erkennen und daraus seine Schlüsse zu ziehen. Wo stand die Apotheke damals, wo steht sie heute, und was wird morgen sein? Die Arzneimittelherstellung – Hartmann-Besche: "Ich habe noch 1100 Zäpfchen pro Stunde in der Apotheke gegossen" – ging der Apotheke weitgehend verloren, ebenso die Entwicklung und die Prüfung von Arzneimitteln; es blieben die Distribution und die Beratung, wobei auch hier schon Konkurrenten in Erscheinung treten. Laut Hartmann-Besche hat die Pharmazie seither auch Funktionsgewinne verzeichnet, nämlich in der Wissenschaft, in der Industrie und in der Verwaltung, aber leider nicht in der öffentlichen Apotheke. Ihm und anderen stelle sich die Frage: Ist für die Arzneimitteldistribution in ihrer jetzigen Art ein Vollstudium erforderlich? Oder anders gesagt: Worin besteht der Mehrwert, den die Gesellschaft davon hat, dass sie die Arzneimittel aus der öffentlichen Apotheke bezieht?

    Für eine bessere Ausbildung

    Über Ereignisse in den letzten zehn Jahren – der FVP hatte sich inzwischen in BPhD umbenannt und wurde im Jahr 2000 auch e. V. – berichteten die ehemaligen Präsidenten Thomas Luft und Matthias Pfannkuche. Die Studierenden haben bei der letzten Novellierung der Approbationsordnung durchgesetzt, dass beim 1. Staatsexamen ein alternatives Prüfungsverfahren zum Antwortwahl-Verfahren (MC) prinzipiell ermöglicht wurde, das aber bisher erst an einer Universität, in Heidelberg, umgesetzt worden ist.

    Neuere Aktivitäten waren oder sind eine Umfrage zu den Studienbedingungen (ca. 1000 ausgewertete Fragebögen), das Uni-Ranking des BPhD, das manchen Professor empört hat, und das PharmaWeekend, ein Fortbildungskongress für Studierende, der hingegen die wohlwollende Billigung und Unterstützung der Professoren findet. Die Historie des BPhD ist nachzulesen unter: www.bphd.de, weiter über "Wir über uns".

    Moderner Unterricht mit E-Learning

    Die Jubiläumsveranstaltung schloss mit einem wissenschaftlichen Teil. Über den Einsatz des E-Learning im Pharmaziestudium berichtete Christina Weber vom Institut für Molekulare Pharmazie der Universität Basel. Dort ist als Joint Venture mit der ETH Zürich und der Universität Genf das Lernprogramm pharma2 entwickelt worden, das sich seit einigen Semestern im Unterricht bewährt (www.pharmasquare.org). Es ersetzt keine Lehrveranstaltungen, sondern steigert deren Nutzen, indem es den Studierenden die Möglichkeit gibt, sich auf die jeweiligen Inhalte vorzubereiten und das Gehörte nachzubereiten. Das Programm enthält außerdem verschiedene Tools (Glossar, Periodensystem der chemischen Elemente, Datenbank von 3D-Molekülen) sowie Tests zum Überprüfen der Lernfortschritte (PharmAskYou).

    Pharmakotherapie – eine Herausforderung für Apotheker

    Das Thema "Apothekerberuf im Wandel – wozu brauchen wir die Klinische Pharmazie" erörterte Prof. Dr. Ulrich Jaehde, Universität Bonn. Ein Problem der modernen Pharmakotherapie sind die für viele Mediziner unüberschaubar gewordenen Interaktionen und Kontraindikationen. So gehören unerwünschte Arzneimittelwirkungen heute zu den häufigsten Todesursachen. Eine in den USA durchgeführte Studie schätzt die Kosten, die im Jahr 2000 durch falsche Arzneimittelanwendungen bei ambulanten Patienten verursacht worden waren, auf 177 Mrd. Dollar; dies ist etwa die doppelte Summe, die bei einer entsprechenden Erhebung im Jahr 1995 geschätzt worden war. In Deutschland werden die Folgekosten der Non-Compliance auf 10 Mrd. Euro geschätzt – zum Vergleich: Das Arzneimittelbudget der Krankenkassen beträgt 15 Mrd. Euro. Laut Jaehde ist der Apotheker dafür prädestiniert, diese Kosten zu senken. Wenn er diese Herausforderung annimmt und dabei erfolgreich ist, macht er sich der Allgemeinheit unverzichtbar.

    Klinische Pharmazie bedeutet patientenorientierte Pharmazie. Insofern ist sie nicht auf das Krankenhaus beschränkt, sondern gehört auch zum Aufgabenbereich der öffentlichen Apotheke. Sie bringt eine andere Qualität in die Beziehung zwischen Apotheker und Patient, die Jaehde so umschrieb: Aus Beratung wird Betreuung. Die Betreuung richtet sich insbesondere an folgende Patientengruppen:

  • Patienten mit chronischen Erkrankungen,
  • Patienten, die mehrere Arzneimittel erhalten,
  • Patienten, die abwechselnd ambulant und stationär behandelt werden. Der betreuende Apotheker hat bei diesen drei Patientengruppen schwerpunktmäßig die Aufgabe, bestimmte physiologische Parameter zu überwachen, Interaktionen zu vermeiden bzw. eine nahtlose Fortführung der Medikation zu gewährleisten ("seamless care").

    Evidenz-basierte Pharmazie in der Apotheke

    Viele Apotheker haben die Zeichen der Zeit erkannt. So findet Jaehde das im Jahr 2004 von der ABDA formulierte Berufsbild des Apothekers sehr aktuell. Seiner Meinung nach klafft aber eine Lücke zwischen Anspruch und Realität, es besteht also ein Problem, das Konzept in die Praxis umzusetzen. Einer der Gründe sei die mangelhafte Zusammenarbeit zwischen Universität und Offizinapotheke. Jaehde hält es für zukunftsweisend, die Apotheken in wissenschaftliche Forschungsprojekte einzubinden, etwa so wie Arztpraxen an multizentrischen Anwendungsbeobachtungen teilnehmen. Die Themen sollten sich sinnvollerweise auf den spezifischen Beitrag der Apotheke zur Qualität der Pharmakotherapie erstrecken. Das Ergebnis solcher Untersuchungen wäre eine Evidenz-basierte Pharmazie, das heißt: pharmazeutische Leistungen mit nachgewiesenem therapeutischem Nutzen. Ein Projekt, das in der öffentlichen Apotheke durchgeführt werden kann, sei zum Beispiel der Vergleich der HbA1C-Werte von Diabetikern vor und sechs Monate nach Beginn der pharmazeutischen Betreuung.

    Die Evidenz-basierte Pharmazie sollte ein Bestandteil strukturierter Behandlungsprogramme (engl. disease management programmes, DMPs) sein, die durch die vorletzte Gesundheitsreform in Deutschland etabliert wurden und nach und nach für verschiedene Indikationen erarbeitet werden. Jaehde kritisierte, dass die Apotheker bei der Umsetzung der DMPs zu passiv sind und anderen Heilberuflern die Initiative überlassen; auch das Hausapothekenmodell werde von vielen Apothekern nicht mitgetragen, obwohl es von den Berufsvertretungen befürwortet wird.

    In der Diskussion äußerten Anwesende im Plenum die Ansicht, dass vermutlich nicht alle Apotheken die Anforderungen des Wandels werden erfüllen können oder wollen. Wenn – was Experten vorhersagen – die Gewinnspanne im Bereich der bloßen Arzneimitteldistribution weiter sinkt und die Krankenkassen dafür zum Ausgleich die dokumentierten Leistungen im Rahmen der pharmazeutischen Betreuung honorieren, seien nur diejenigen Apotheken überlebensfähig, die die Evidenz-basierte Pharmazie implementiert haben. Dies sei auch den Berufspolitikern bewusst, aus Rücksichtnahme auf die wandlungsunfähigen Kollegen seien sie jedoch bestrebt, die unvermeidliche Entwicklung hinauszuzögern.

    Mit diesen kritischen Anmerkungen zur Zukunft des Apothekerberufs endete die Jubiläumsveranstaltung. Die Studierenden – so viel ist sicher – ließen sich davon nicht entmutigen, sondern eher anspornen, das Beste aus ihrer Ausbildung zu machen. Dass die Chancen dafür recht gut stehen, haben sie zuvor in vielen Grußworten gehört.

    Ehrenkolben des BPhD

    Zweimal hat der BPhD einen Ehrenkolben vergeben für Personen, die sich besonders für die Studierenden eingesetzt haben und dies auch weiterhin tun: an Karin Wahl, die unter Kollegen für eine qualitativ hochwertige Ausbildung der Pharmaziepraktikanten wirbt und den Studierenden in zahlreichen Informationsveranstaltungen Tipps zum Berufseinstieg gegeben hat, und an Thomas Luft, der in den nationalen und internationalen Gremien der Pharmaziestudierenden besonders aktiv gewesen ist.

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