Pharmaspektrum

Stada: Übernahme der serbischen Hemofarm geplant

BAD VILBEL (tmb). Die Stada AG kündigte am 14. Juli ein Übernahmeangebot für die serbische Hemofarm zu einem Kaufpreis von etwa 485 Millionen Euro an. Der Plan für die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte der Stada wurde an der Börse mit einem deutlichen Kursgewinn honoriert.

Die Stada bietet 12.345 Serbische Dinar (etwa 147 Euro) je Hemofarm-Aktie, was einem Gesamtkaufpreis von 40.739 Millionen Serbischen Dinar (etwa 485 Millionen Euro) entspricht. Das Angebot ist 21 Tage gültig und wird nur wirksam, wenn der Stada mindestens 67 Prozent der Hemofarm-Aktien angedient werden. Da sich die Stada in Verträgen mit verschiedenen Anteilseignern bereits den Zugriff auf mindestens 59 Prozent der Anteile gesichert hat, dürfte diese Grenze gut zu erreichen sein. Das Management von Hemofarm begrüßt die Übernahme. Falls ihr mindestens 95 Prozent der Aktien angeboten werden, strebt die Stada aus heutiger Sicht ein Squeeze-Out für die übrigen Anteile an. Ziel der Stada ist die vollständige Übernahme. Die Genehmigung der serbischen Kartellbehörden steht aus.

In elf Ländern tätig Die Hemofarm mit Sitz im serbischen Vrasc wird seit 2002 an der Belgrader Börse notiert, gilt als wichtiger Generikaanbieter in Osteuropa und ist Marktführer auf den Arzneimittelmärkten von Serbien und Montenegro, wo sie im Vorjahr 62 Prozent ihrer Umsätze erzielte. Weitere wichtige Märkte für das Unternehmen sind Russland, Bosnien-Herzegowina und Rumänien. Weltweit war Hemofarm Ende 2005 mit 3625 Mitarbeitern und 27 Tochtergesellschaften in elf Ländern tätig, darunter auch in Deutschland mit der Hemopharm. Das gesamte Unternehmen setzte im Vorjahr insgesamt etwa 205 Millionen Euro um und erzielte einen Konzerngewinn von etwa 27,3 Millionen Euro einschließlich der Anteile Dritter.

Wachstum und Synergien Die Stada plant die Finanzierung der Übernahme aus bestehenden Kreditlinien ohne Kapitalerhöhung, doch wurde eine solche Maßnahme für die Zukunft auch nicht ausgeschlossen. In einer Presseinformation erklärte Hartmut Retzlaff, Vorstandsvorsitzender der Stada, "mit der Übernahme von Hemofarm erschließen wir uns weitere wichtige Märkte in Osteuropa und verstärken unsere Produktions- und Entwicklungskapazitäten auf erstklassigem Niveau an Standorten, die unter Kosten- und Steuergesichtspunkten hochattraktiv sind". So setze die Stada ihre Expansion in internationale Wachstumsmärkte fort. Die Übernahme sei für die Stada strategisch wichtig und wertsteigernd und leiste aus heutiger Sicht bereits 2007 einen positiven Beitrag zum Konzerngewinn. Das operative Ergebnis werde durch die Akquisition voraussichtlich nicht belastet, da bereits ab 2007 ein Ergebnisbeitrag der Hemofarm erwartet wird, der den Zinsaufwand und die Abschreibungen überschreitet. Ab 2007 sollen Synergien in "signifikanter Höhe" realisiert werden. Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr wurde bestätigt.

Wie aus verschiedenen Stellungnahmen von Seiten der Stada hervorgeht, zielt das Unternehmen mit der Übernahme sowohl auf den Absatz und die strategische Positionierung in attraktiven Wachstumsmärkten als auch auf Skaleneffekte bei der Beschaffung und Produktion, Synergien und kostengünstige Produktionsstandorte. So sei geplant, einen Teil der Fremdfertigung an Produktionsstätten in Niedriglohnländer zu verlagern.

Die Börse und verschiedene Analysten reagierten in einem insgesamt schwachen Markt sehr positiv auf die Mitteilung der Stada. Denn der Kaufpreis für die Hemofarm liegt mit dem 2,4-fachen des Umsatzes deutlich unter den Preisen, die in jüngerer Zeit für andere Generikahersteller gezahlt wurden. Außerdem passe die Übernahme zur Strategie der Stada.

Der Kurs der Stada-Aktie stieg am Freitag in der Spitze um über neun Prozent auf über 34 Euro. Einen Tag vor der Ankündigung der Übernahme in Serbien hatte die Stada den Verkauf ihrer US-Tochtergesellschaft bekannt gegeben (siehe auch AZ 29, S. 8).

Osteuropäischer Pharmamarkt umkämpft Das Interesse der Stada zeigt, dass Osteuropa zunehmend zu einem umkämpften Pharmamarkt wird, insbesondere für Generikafirmen. So bieten sich die US-amerikanische Barr Pharmaceuticals und die sehr expansive isländische Actavis weiterhin einen Übernahmekampf um die kroatische Pliva. Auch die Stada soll an weiteren Zukäufen interessiert sein.

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