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Arzneimittel und Therapie
AT1-Rezeptorantagonist Telmisartan: Blutdrucksenkung mit Zusatznutzen
Bei der Behandlung von Patienten mit metabolischem Syndrom geht es darum, möglichst viele Risikofaktoren günstig zu beeinflussen und so in das "metabolisch kardiovaskulär-renale Kontinuum" einzugreifen und das Risiko von Endorganschäden und kardio- sowie zerebrovaskulären Komplikationen nachhaltig zu senken. Mit der Wahl des richtigen Antihypertensivums lässt sich entscheidend dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen. Denn die derzeitigen Hochdruckmittel wirken im Hinblick auf den Stoffwechsel unterschiedlich: Während Betablocker und Diuretika das Auftreten einer diabetischen Stoffwechsellage begünstigen, verhalten sich Calciumantagonisten und ACE-Hemmer stoffwechselneutral. Die Sartane vermitteln dagegen sogar günstige Wirkungen, von denen vor allem Hypertoniker mit Adipositas und metabolischem Syndrom profitieren.
"Antidiabetische Rezeptoren"
In besonderem Maße gilt das für den Wirkstoff Telmisartan, der mehr als jedes andere Sartan bereits in therapeutischer Dosierung vergleichbar den Glitazonen eine Aktivierung von PPAR-γ-Rezeptoren (Peroxisome Proliferator Activated Receptor Gamma) bewirkt. Es handelt sich hierbei um nukleäre Rezeptoren, welche die Regulation des Kohlenhydratstoffwechsels und speziell der Insulinempfindlichkeit steuern und auch als "antidiabetische Rezeptoren" bezeichnet werden. Ihre Aktivierung bessert auf vaskulärer Ebene eine endotheliale Dysfunktion, hemmt Adhäsionsmoleküle und wirkt antiinflammatorisch. Auf metabolischer Ebene hat sie eine Senkung der Glucose- und Insulinspiegel zur Folge, ein Absinken der Triglyceride und einen Anstieg des HDL-Cholesterins. Wie jüngst in der PROactive-Studie gezeigt wurde, führt die durch Pioglitazon vermittelte Aktivierung der PPAR-γ-Rezeptoren außerdem zu einer Senkung der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität.
SPPARM - selektiver PPAR-γ-Modulator
Anders als die Glitazone, die eine volle PPAR-γ-Aktivierung bewirken, fungiert Telmisartan nur als partieller Agonist der Hormonrezeptoren, was erklärt, warum es unter dem Sartan nicht wie bei den Glitazonen zur Ödembildung und zur Gewichtszunahme kommt. Telmisartan wird daher auch als selektiver PPAR-γ-Modulator (SPARRM) bezeichnet.
Die partielle PPAR-γ-Aktivierung hat vor allem eine Besserung der Insulinresistenz zur Folge wie präklinische und auch erste klinische Studien belegen. Beim Menschen konnte in einer klinischen Studie neben der Senkung des Blutdrucks unter Telmisartan eine Besserung der Insulinresistenz und eine Senkung der Blutzuckerspiegel belegt werden. Eine erste Studie von Derosa et al. weist außerdem auf eine Besserung des Lipidprofils hin, die unter anderen Sartanen aber nicht gesichert werden konnte. So führte Telmisartan bei 119 hypertensiven Diabetikern zu einer signifikanten Reduktion des Blutdrucks, aber auch des Gesamtcholesterins, der Triglyceride und des LDL-Cholesterins, ein Effekt, der so unter Eprosartan nicht gesehen wurde.
Doch das Sartan hat nicht nur günstige Zusatzeffekte auf Herz und Gefäße sondern auch auf die Nieren. Denn die DETAIL-Studie (Diabetics exposed to Telmisartan and Enalapril), eine Endpunktstudie über fünf Jahre, in der 250 Typ 2-Diabetiker mit leichter bis mittelschwerer Hypertonie und beginnender Nephropathie doppelblind randomisiert mit 40 bis 80 mg des Sartans oder 10 bis 20 mg Enalapril behandelt wurden, hat dokumentiert, dass sowohl das Sartan wie auch der ACE-Hemmer nephroprotektiv wirksam sind und das in vergleichbarem Ausmaß.
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