Nahrungsergänzungsmittel

Zimt bei Diabetes mellitus

Zimtprodukte, die als Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt sind und von der Industrie zur diätetischen Unterstützung bei der Behandlung des Diabetes mellitus empfohlen werden, finden bei etablierten Diabetologen wenig Resonanz, wie verschiedene Beiträge zeigten. Nachfolgend ein Meinungsbeitrag, der die Seite der Befürworter von Zimtprodukten darstellen möchte.

Zimt und Bittermelone finden aktuell Einsatz in Lebensmitteln zur diätetischen Unterstützung der Behandlung des Diabetes mellitus. In verschiedenen Stellungnahmen wandte sich der Pharmakologe Prof. H.P.T. Ammon (Deutsche Diabetische Gesellschaft) in jüngerer Zeit gegen die Empfehlung dieser beiden Pflanzen als supportive diätetische Maßnahme bei Diabetes mellitus [1 bis 3]:

  • Zimt- und Bittermelonenzubereitungen hätten keine Zulassung als Arzneimittel und seien somit als Antidiabetika nicht verkehrsfähig.
  • Es gebe keine randomisierten Studien zum Nachweis der Wirksamkeit.
  • Es sei nicht bekannt, ob Zimt bei längerer Einnahme Nebenwirkungen oder toxische Effekte habe.

Diese Themenkomplexe sollen im Folgenden am Beispiel des Zimts beleuchtet werden.

Zur Frage des Verkehrsstatus Zimtprodukte zur diätetischen Unterstützung der Therapie des Diabetes mellitus sind keine Arzneimittel und benötigen somit auch keine Arzneimittelzulassung. Sie werden als Nahrungsergänzungsmittel oder diätetische Lebensmittel klassifiziert. Diätetika sind vom Gesetzgeber explizit für die diätetisch-unterstützende Verwendung bei bestimmten Grunderkrankungen vorgesehen, darunter an prominenter Stelle die Zuckerkrankheit. Vor dem Hintergrund, dass Diabetes mit zum Teil erheblichen Einschränkungen der Nahrungsmittelauswahl und Ernährungsgewohnheiten einhergeht, und somit eine Vollabdeckung des gesamten Nährstoffspektrums über die normale Ernährung nicht erreichbar ist, ist die ergänzende Zufuhr bestimmter sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe sinnvoll.

Diese sekundären Pflanzeninhaltsstoffe aus Zimt sind auch nach der heute üblichen Unterteilung in Arzneimittel als Substanzen mit einem "pharmakologischen" und Nahrungsergänzungsmittel mit einem "physiologischen" Effekt nicht als Arzneimittel zu klassifizieren. Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die mit der Nahrung zugeführt werden, haben im Organismus einen vitaminähnlichen Charakter [4] und beeinflussen viele Vorgänge im Organismus – sei es im Immunsystem oder, wie hier, im Blutzuckerhaushalt. Solche Effekte wurden schon immer gezielt zur Beeinflussung von Erkrankungen oder bestimmten Zuständen genutzt, ohne dass Nahrungspflanzen notwendigerweise ein akuter Arzneistoffeffekt zukommen würde. Diabetes ist hier ein herausragendes Beispiel: Die Zahl der in verschiedenen Kulturkreisen zur Verbesserung des diabetischen Grundzustandes eingesetzten Nahrungspflanzen geht in die Hunderte (z. B. [5] und [6]).

Generell sollte berücksichtigt werden, dass eine Beeinflussung des Diabetes mellitus mit Zu–bereitungen aus Pflanzen über mehrere Tausend Jahre dokumentiert ist, während orale Antidiabetika als Arzneimittel erst seit ca. 50 Jahren eingesetzt werden – und selbst dann noch umstritten waren. In der Langzeiterfahrung schneiden die Pflanzen zweifellos besser ab. Es ist davon auszugehen, dass die Deutsche Diabetes Gesellschaft die epidemiologischen Ergebnisse aus Langzeitstudien mit oralen Antidiabetika kennt. Die Zahlen sind hinlänglich publiziert (u. a. [7] und [8]). Aus diesen Studien geht eindeutig hervor, dass die Langzeittherapie des Diabetes mit oralen Antidiabetika deutlich verbesserungswürdig ist. Grundsätzlich sollten vor einer medikamentösen Therapie des Diabetes mellitus zunächst die diätetischen Maßnahmen voll ausgeschöpft werden. Die medikamentöse Diabetestherapie kann und darf die diätetischen Basismaßnahmen nicht ersetzen. Wenn, wie aktuelle Studien nun belegen, bestimmte Nahrungsmittel (auch in verarbeiteter Form) einen positiven Einfluss auf die Blutzuckereinstellung haben, ist unverständlich, dass die Nutzung dieser positiven Effekte durch Scheinargumente formaler Art verhindert werden soll.

Zur Frage des Wirksamkeitsnachweises Die Behauptung des Fehlens von Studien zum Zimtverzehr ist so nicht richtig. Bereits im Jahr 2003 wurde eine Doppelblindstudie zum Verzehr von Zimtpulver durch Typ-2-Diabetiker publiziert [9]. Mittlerweile liegen auch Daten aus einer randomisierten, doppelblinden und Placebo-kontrollierten Verzehrsstudie vor, die die physiologische Wirkung von wässrigem Zimtextrakt auf den Stoffwechsel des Typ-2-Diabetikers untersuchte [10]. Die Forderung der Vorlage entsprechender Studien ist somit bereits erfüllt, und weitere Studien werden folgen.

Die vorliegenden Studien belegen eindeutig den Nutzen einer diätetisch-supportiven Verwendung von wässrigem Zimtextrakt, ohne dass sich bei kontrollierter Langzeitgabe über mehrere Monate Hinweise auf Anwendungsrisiken im Sinne von Nebenwirkungen ergeben hätten. Im Gegenteil zeigt sich, dass der Verzehr von wässrigem Zimtextrakt nicht nur eine Verbesserung der Blutzuckerwerte mit sich bringt, sondern davon auch ein positiver Einfluss auf den Blutfetthaushalt ausgeht. Dies unterstreicht den diätetischen Nutzen des Verzehrs von wässrigem Zimtextrakt.

Zur Frage der Langzeitverträglichkeit Die Notwendigkeit des Schutzes des Verbrauchers vor potenziell schädlichen Zubereitungen steht außer Frage. Bedenken wegen der Anwendungssicherheit von Nahrungsmitteln müssen dabei allerdings auf einer nachvollziehbaren Basis stehen. Im Falle von Zimtpulver oder wässrigem Zimtextrakt fehlt hier aber ganz offensichtlich diese Grundlage.

Die Verträglichkeit von Zimt kann auch bei langfristigem Verzehr hoher Dosen durch den Menschen als hinlänglich bekannt gelten. In tierexperimentellen Untersuchungen ist niemals ein Hinweis auf relevante toxische Effekte aufgetreten [11]. Für den Hinweis auf toxikologische Bedenken müssten entsprechende Verdachtsmomente vorliegen. Da dies aber nicht der Fall ist, entsteht der Eindruck, dass es sich hier um ein Scheinargument handelt, mit dem der Ablehnung diätetischer Maßnahmen ein seriöser Anstrich verliehen werden soll. Für den Verbraucher ist dies nicht hilfreich und führt lediglich zur Verunsicherung.

Zimt wird in Lebensmitteln regelmäßig in Mengen verzehrt, welche die Dosis in Produkten zum diätetisch-supportiven Einsatz bei Diabetes mellitus bei weitem übersteigen können [12]. Verwiesen sei hier beispielhaft auf Backwaren wie Zimtrollen. Niemand wird ernsthaft behaupten wollen, dass der regelmäßige Verzehr von Zimtschnecken gesundheitsgefährdend wäre.

Die Anwendungserfahrungen mit Zimt in verschiedenen Kulturen einschließlich Westeuropas reichen bereits mehrere tausend Jahre zurück [13 und 14]. In dieser Zeit sind trotz der regelmäßigen Verwendung weit höherer Tagesdosen als in den Produkten zur diätetischen Unterstützung der antidiabetischen Therapie niemals toxische Effekte zu Tage getreten. Die Frage des Allergiepotenzials sei an dieser Stelle außer Acht gelassen, weil sich die Allergene im Zimtöl und nicht in Produkten mit wässrigem Zimtextrakt befinden, wie sie in Diätetika zum Einsatz kommen. Angesichts der langen Erfahrung muss davon ausgegangen werden, dass ein toxisches Potenzial mittlerweile bekannt sein sollte.

Wenn schon über Toxikologie diskutiert wird, muss auch die Frage aufgeworfen werden, wie viele Nebenwirkungen oraler Antidiabetika mittels einer besseren Einstellung und der Möglichkeit einer Dosisreduktion durch diätetische Maßnahmen vermieden werden könnten. Eine nihilistische Einstellung gegenüber diätetischen Maßnahmen ist angesichts des Nebenwirkungspotenzials der oralen Antidiabetika sicher nicht angezeigt.

Ergänzung, nicht Alternative! Zimtextraktkapseln sind sicherlich keine Alternative zu oralen Antidiabetika – dies wurde von seriösen Anbietern auch zu keinem Zeitpunkt behauptet. Kontrolliert angewandt, können aber nach heutigem Wissen pflanzliche Produkte zur diätetischen Anwendung bei Diabetes mellitus eine grundlegende Unterstützung zur Diabetes-Therapie leisten. Die geäußerten Bedenken erweisen sich bei ein wenig Beschäftigung mit der Thematik rasch als unbegründet.

Sie führen aber zur Verunsicherung. Nach Angaben von Diabetesgesellschaften bedeutete die langfristige medikamentöse Therapie mit oralen Antidiabetika nicht den erhofften Durchbruch [8]. Warum also auf Möglichkeiten verzichten, den Patienten von einfachen diätetischen Maßnahmen profitieren zu lassen?

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