Mukoviszidose

Parenterale Antibiotikatherapie ist auch zu Hause möglich

Parenterale Antibiotikagaben sind ein wichtiger Baustein im Therapiekonzept der Mukoviszidose. Unter bestimmten Bedingungen kann die i.v.-Therapie zu Hause durchgeführt werden. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist die enge Zusammenarbeit zwischen Arzt, Patient und Apotheker, der die aseptischen Lösungen zubereitet.

Pulmonale Infektionen sind die häufigste Todesursache bei einer Mukoviszidose. Dank intensiver Therapien können diese Infektionen eingedämmt werden, was sich in einem Anstieg der Lebenserwartung niederschlägt. Ein Baustein dieser Therapie ist die parenterale Antibiotikabehandlung, um chronisch progrediente Lungenzerstörungen durch pathogene Keime abzuschwächen. Im Säuglings- und Kindesalter treten im wesentlichen der grampositive Aerobier Staphylococcus aureus und Hämophilus influenzae auf, mit zunehmendem Alter sind es multiresistente gramnegative Aerobier – allen voran Pseudomonas aeruginosa.


Problemkeim Pseudomonas aeruginosa

Bei erwachsenen Patienten lässt sich in über 70% eine chronische Besiedelung mit Pseudomonas aeruginosa nachweisen. Dieser ubiquitär anzutreffende Keim zählt zu den Langzeitpathogenen. Die Kolonisation von Pseudomonas und die daraus resultierende chronische Infektion haben einen wesentlichen Einfluss auf Lungenfunktion und Prognose des Patienten. Aus diesem Grund werden regelmäßige Antibiotikatherapien durchgeführt. Die Fragen, ob jeder mit Pseudomonas besiedelte CF-Patient unabhängig von seiner Gesundheit routinemäßig behandelt werden muss und welchem Antibiotikum der Vorzug zu geben ist, werden kontrovers diskutiert. An vielen CF-Zentren in Deutschland wird für die leichte bis mittelschwere pulmonale Exazerbation und zur prophylaktischen Therapie alle drei Monate eine 14-tägige Antibiotikatherapie mit zwei unterschiedlichen Wirkstoffen empfohlen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann diese Therapie größtenteils zu Hause durchgeführt werden, was für den Patienten und dessen Angehörige eine erhebliche Erleichterung bedeutet.


Heimantibiose – ein Beispiel für Pharmaceutical Care

Um dem Patienten eine parenterale Antibiotikatherapie daheim zu ermöglichen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen CF-Zentrum, Apotheke und Angehörigen erforderlich. Das CF-Zentrum legt die Therapie fest, koordiniert die Behandlung, schult den Patienten und seine Angehörigen, erstellt das Anti–biogramm und überwacht gegebenenfalls den Aminoglykosidspiegel (bei einer Therapie mit Tobramycin). Der Patient und dessen Angehörige müssen im Umgang mit den verwendeten Infusionssystemen geschult sein, die verordneten Antibiotika zuverlässig applizieren und Kontrolltermine einhalten. Der Apotheker stellt die Lösungen unter aseptischen Bedingungen her, ist für die termingerechte Lieferung der Medikamente und Hilfsmittel zuständig und ermöglicht eine sachgerechte Lagerung der zubereiteten Antibiotikalösungen (Verleih von Medikamentenkühlschränken).


Aseptische Zubereitung

Die Antibiotikalösungen werden von speziell ausgebildetem Personal zubereitet. Um keimfreie Produkte gewährleisten zu können, muss in einem Reinraum (Reinheitsklasse B oder C nach EG-GMP-Leitlinien) unter einem Laminarflow (Reinheitsklasse A nach EG-GMP-Leitlinien) gearbeitet werden. Ausgangsstoffe sind für die parenterale Anwendung vorgesehene sterile Fertigarzneimittel, Lösungsmittel sowie Infusionsträgerlösungen (in der Regel eine 0,9%-ige NaCl-Lösung). Hilfsmittel sind sterile Einwegartikel, die Behältnisse sind Medizinprodukte mit CE-Kennzeichnung.

Nach der Plausibilitätskontrolle durch den verantwortlichen Apotheker erfolgt die Zubereitung der verordneten Lösung. Dabei wird das gelöste Antibiotikum auf das gewünschte Volumen verdünnt und in ein geeignetes Behältnis überführt. Eingesetzt werden unter anderem nach dem Elastizitätsprinzip arbeitende Infusionspumpen (z. B. Intermates® von Baxter). Die Zubereitung wird protokolliert (Art und Menge des Arzneimittels, Hilfsmittel, Trägerlösungen, Herstellungs- und Applikationsdatum) und bis zur Auslieferung sachgemäß gelagert.


Bewegungsfreiheit durch Elastomerpumpen

Elastomerpumpen sind Einmalinfusionssysteme und bestehen aus einem Kunststoffbehältnis mit einem Polyisopren-haltigen Ballon-Reservoir mit unterschiedlichen Fassungsvoluminia (üblich sind 60 bis 200 ml). Durch das Befüllen wird der Ballon "aufgepumpt". Aufgrund des entstandenen Überdrucks wird die Arzneimittellösung wieder aus dem Ballon freigegeben, das heißt die Pumpe arbeitet ohne mechanischen Antrieb und muss nicht programmiert werden. Die konstante Flussrate wird durch einen Flussregulator gewährleistet, so dass nur eine genau definierte Flüssigkeitsmenge pro Zeiteinheit abgegeben wird. An das Reservoir ist ein längerer Schlauch angeschlossen, der mit dem i.v.-Zugang des Patienten verbunden wird. Viele Patienten besitzen bereits einen implantierten Portzugang, ansonsten erfolgt die Applikation mit Hilfe eines venösen peripheren Zugangs (Braunülen, Butterfly). Die nach dem Elastizitätsprinzip arbeitenden Infusionspumpen sind klein und handlich und können körpernah getragen werden (Tragesäckchen, Hosentasche etc.), was ein gewisses Maß an Unabhängigkeit und Bewegungsfreiheit bedeutet.


Quelle

BAK Leitlinie Herstellung und Prüfung applikationsfertiger Parenteralia ohne toxisches Potenzial. Stand 9. Mai 2006.

Scholz, H.; et al.: Parenterale Antibiotika bei Kindern und Jugendlichen. Empfehlungen einer Expertenkommission der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V. Chemotherapie Journal 13, 115-133 (2004).

Posselt, H.C.; et al.; Herausforderungen in der pädiatrischen Infektologie. Chemotherapiejournal 9, Beilage Nr. 10 (2000).

Lindemann, H.; et al.: Mukoviszidose - Zystische Fibrose. Thieme Verlag Stuttgart (2004).

CF-Report. Tagungsband der 4. Deutschen Mukoviszidose-Tagung vom 16. - 17. November 2001 in Fulda.

Das Infusor-/Intermate-System. Fachbroschüre und Patientenbroschüre der Firma Baxter.


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr



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