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Hintergrund
Die DocMorris-Apotheke in Saarbrücken: "Bisher mein schönster Job..."
DAZ:
Frau Müller, bevor Sie Ihre Apotheke an DocMorris übergeben haben, waren Sie Inhaberin der Rats-Apotheke in diesen Räumen. Wie haben Sie erfahren, dass DocMorris die Möglichkeit für eine Apothekeneröffnung in Saarbrücken sucht. Wie erfolgte die Kontaktaufnahme?
Müller:
Seit 3 1/4 Jahren war ich selbstständig hier in der Rats-Apotheke Saarbrücken. Wie die eigentliche Kontaktaufnahme zu DocMorris entstand, kann ich heute nicht mehr genau wiedergeben. Ich bringe es am besten auf die Formel: Wir haben uns gesucht und gefunden. DAZ: Wann war diese erste Kontaktaufnahme?
Müller:
Ende Mai, Anfang Juni - ich habe die Daten nicht mehr so genau im Kopf – haben wir die Gespräche geführt. DAZ: Wer hat dann dafür gesorgt, dass die rechtlichen Voraussetzungen für die Eröffnung der Apotheke geschaffen wurden?
Verboeket:
Darum kümmerte sich die Firma DocMorris, dies hat ein Kollege von mir gemacht. DAZ: Den Rest kennen wir ja dann aus der Presse, z. B. wie schnell Minister Hecken sein Jawort zur Eröffnung dieser Apotheke gegeben hat. Fand eigentlich eine Abnahme der Apotheke vor der Eröffnung statt?
Müller:
Ja, selbstverständlich, wie bei jedem anderen Übergang einer Apotheke von einem auf den anderen Besitzer. Die Behörde hatte nichts auszusetzen, es war alles in Ordnung. DAZ: Die Apotheke wurde am 3. Juli eröffnet – und noch in der gleichen Woche stellte sich ein großes Interesse der Medien ein. Haben Sie mit dem großen Medienecho gerechnet?
Müller:
Ich habe zwar damit gerechnet, dass dies durchaus durch die Medien geht, ich war aber überrascht, von dem Ausmaß, wie stark man sich für diese Eröffnung interessierte.
Verboeket:
Wir waren definitiv davon überrascht, wie viel Wirbel um diese Eröffnung entsteht. DAZ: Welche Auswirkungen hatte die Eröffnung in Saarbrücken? Haben Sie zum Beispiel Anfeindungen von Kolleginnen und Kollegen gespürt?
Müller:
Mir wurden persönlich keine Anfeindungen aus der Kollegenschaft entgegengebracht. Es war eher so, dass einige sehr neugierige Kollegen und Kolleginnen meine Offizin besuchten. DAZ: Frau Müller, wie kommen Sie nun in der Welt von DocMorris zurecht?
Müller:
Natürlich war und bin auch ich geprägt von der traditionellen Apothekenwelt, aufgrund meiner Ausbildung, aufgrund meiner früheren Tätigkeit in Apotheken und durch die Medien wie DAZ und PZ. Wenn dann eine Firma wie DocMorris auf einen zukommt, ist man sehr gespannt, wie das so ist. Dann lernt man die Firma kennen, man lernt die Leute kennen, und ist ganz angetan und begeistert davon. So jedenfalls ging es mir. Sie müssen sich diese Firma einfach einmal anschauen, Sie können dieses Unternehmen nicht mit einer normalen Apotheke vergleichen. Es ist eine sehr leistungsfähige Apotheke – alle anderen Apotheken, die ich kenne, können hier nicht mithalten. DAZ: Sie sprechen jetzt vom Hauptsitz von DocMorris in Heerlen?
Müller:
Ja, ich meine das Unternehmen in Heerlen, in den Niederlanden. Und wenn Sie dieses Unternehmen kennen gelernt haben, dann werden Sie feststellen, dass nicht immer alles über diese Apotheke so objektiv berichtet wurde. Betrachten wir zum Beispiel die Beratungsqualität. Ich war erst vor Kurzem zwei Tage lang zur Schulung in Heerlen - das läuft viel intensiver ab als eine Schulung in einer normalen Apotheke. Da gibt es ausführliche Leitfäden zur Beratung, damit kein Aspekt in der Beratung übersehen wird. Dieses Schulungsprogramm, an dem ich selbst teilnehme, wird in den nächsten Wochen weitergeführt. DAZ: Werden auch Ihre Mitarbeiter daran teilnehmen müssen?
Müller:
Ja, selbstverständlich. Sie erhalten dort Schulung zu pharmakologischen Themen, aber auch in Sachen Kommunikation, darüber hinaus erfahren Sie, wie alles in der Firma gehandhabt wird. Dahinter steht ein einheitliches Konzept.
Verboeket:
Die PTAs beispielsweise werden ständig geschult, auch in Heerlen. Hinzu kommen Inhouse-Schulungen, monatlich eine Prüfung, Wer die Anforderungen nicht erfüllt, erhält Zusatzschulungen, damit alle auf einem einheitlichen Level sind. Und dies nicht nur am Anfang, sondern als ständige Fortbildung.
Ich möchte noch ergänzen, dass auch die PTA und PKA eine vollständige Schulung bekommen, die PTA beispielsweise drei Wochen lang. Auch die PKA erhalten eine umfangreiche Schulung in Heerlen, wie bei DocMorris gearbeitet wird, wie Arbeitsprozesse effizient gestaltet werden können. Außerdem erhalten die Mitarbeiterinnen eine Zeit lang eine Begleitung hier vor Ort, um das Gelernte richtig umsetzen zu können. DAZ: Wie viele Mitarbeiter haben Sie hier in der DocMorris-Apotheke in Saarbrücken, Frau Müller?
Müller:
Ich habe zurzeit acht Mitarbeiter, 1 Apotheker, 6 PTA und 1 PKA. DAZ: Sind Sie mit der bisherigen Entwicklung der Apotheke zufrieden?
Verboeket:
Durchaus, diese räumlich kleine Apotheke in Saarbrücken konnte ihren Umsatz im Juli verdoppeln und im August noch einmal.
Müller:
Ja, das ist schon gigantisch. Unsere Kunden müssen oft immer noch kleine Warteschlangen in Kauf nehmen. Das Interesse von Kunden an unserer Apotheke ist riesengroß. Auch viele Kunden, die schon seit einigen Jahren bei der Versand-apotheke DocMorris bestellen, kommen jetzt persönlich vorbei.
Verboeket:
Das ist genau das, was wir erreichen möchten, dass nämlich DocMorris auch ein Gesicht bekommt. Und auch einen Platz im deutschen Gesundheitssystem. DAZ: Kommen auch viele Kunden über die Grenze aus Frankreich zu Ihnen?
Müller:
Wir hatten schon immer den einen oder anderen Kunden aus Frankreich. Ich kann jetzt nicht sagen, dass die Zahl der Besucher aus Frankreich in der DocMorris-Apotheke zugenommen hat.
Verboeket:
Ich möchte aber hinzufügen, dass hier bei DocMorris keine verschreibungspflichtigen Arzneimittel ohne Rezept abgegeben werden. Wir arbeiten vollkommen gesetzestreu nach den deutschen Gesetzen. Wir sind hier ganz streng, wir wollen uns in keiner Weise angreifbar machen. Auch im Handverkauf: Bei uns steht keine PKA im Handverkauf und bedient Kunden – das gibt es bei uns absolut nicht. Das ist überhaupt nicht unsere Philosophie. DAZ: Frau Müller: Noch laufen einige Gerichtsverfahren, die letztlich zum Ziel haben wollen, dass diese DocMorris-Apotheke in Saarbrücken geschlossen werden muss. Haben Sie die Befürchtung, dass Sie – über kurz oder lang – doch noch schließen müssen?
Müller:
Ich bin zwar nur Angestellte bei DocMorris, ich bin aber absolut zuversichtlich, dass DocMorris diese Prozesse gewinnen wird und wir nicht schließen müssen. DAZ: Diese Zuversicht muss das Unternehmen sicher auch an den Tag legen, allein vor dem Hintergrund, dass DocMorris weitere Pläne in Saarbrücken hat, nämlich die Errichtung eines großen Versandhandelszentrums für Deutschland. Wie weit ist dieses Vorhaben bereits gediehen?
Verboeket:
Wir werden das Versandhandelszentrum Ende dieses Monats eröffnen können. Von hier aus werden wir dann den Markt in Deutschland beliefern und zwar mit dem gesamten deutschen Arzneimittelsortiment. DAZ: Frau Müller, werden Sie auch für das Versandhandelszentrum zuständig sein?
Müller:
Nur insofern, als die Betriebserlaubnis über mich läuft. Für das operative Geschäft im Versandhandelszentrum wird eine andere Person zuständig sein. DAZ: Haben Sie eigentlich Schwierigkeiten mit den Zulieferern? Kein Geheimnis ist, dass die Pharmagroßhandlung Gehe die Saarbrücker DocMorris-Filiale beliefert. Aber das Softwarehaus Lauer-Fischer ließ in einer Pressemitteilung wissen, den noch bestehenden Vertrag über die Apothekensoftware kündigen zu wollen.
Verboeket:
Nun, bezüglich der Lieferanten gibt es einige, die mit uns ungern zusammenarbeiten, es gibt aber auch solche, die uns sehr gerne sehen. Wir können feststellen, dass das Klima, mit uns zusammenarbeiten zu wollen, immer freundlicher wird. Ja, dass die Pharmagroßhandlung Gehe einer unserer Lieferanten ist, das ist bekannt.
Müller:
Und mit unserem EDV-System wird sich schon eine Lösung finden. Der Vertrag läuft erst am 30. November 2007 aus. Da bin ich optimistisch. Außerdem hat DocMorris eine eigene IT-Abteilung mit über 20 Leuten.
Verboeket:
Auch auf dem deutschen Markt gibt es unterschiedliche Anbieter, ich bin überzeugt, dass wir ein Unternehmen finden werden, das mit uns zusammenarbeitet. DAZ: Wie läuft die Abrechnung der Rezepte mit den Krankenkassen?
Müller:
Das läuft über DocMorris.
DAZ:
Eine persönliche Frage an Sie, Frau Müller: Wie fühlt man sich bei einem Unternehmen wie DocMorris?
Müller:
Ich kann nur sagen: sehr gut, ich bin begeistert und sehr zufrieden. In meiner Apothekenlaufbahn ist dies bisher mein schönster Job, der interessanteste von allen. Das Betriebsklima bei DocMorris ist zum Beispiel ganz anders als in einer herkömmlichen deutschen Apotheke. Es ist alles sehr weltoffen, man wird mit vielem Neuen konfrontiert.
Auch fachlich ist es sehr interessant, insbesondere die Zusammenarbeit mit anderen Fachgebieten. Früher hatte ich zum Beispiel nie mit einer Marketingabteilung zu tun. Als selbstständiger Apotheker quält man sich doch eher mit diesen Sachen herum, da man die Ausbildung hierfür nicht hat. Hier bei DocMorris gibt es Ansprechpartner, die das Know-how hierfür haben, die Experten sind. Auch die Unterstützung, die mir von Seiten DocMorris zuteil wird, ist auf allen Ebenen vorbildhaft. Ich fühlte mich nie alleingelassen. DAZ: Fühlen sie sich durch betriebsinterne Regularien in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeengt?
Müller:
Nein, in keiner Weise. DAZ: Vielen Dank für das Gespräch.
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