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DAZ Feuilleton
Pharmaziegeschichte: Arzneigefäße aus Ägypten und Italien
Es sind zahlreiche Papyri über die Staats- und Tempelwirtschaft des alten Ägypten überliefert, in denen die Erträge von Landwirtschaft, Handwerk und Handel dokumentiert sind. Scheffel, spezielle Krüge, Fässer und –kegelförmige, an die heutigen Küchenmessbecher erinnernde Hohlmaße waren genauso bekannt wie Waagen. Mengenangaben in pharmazeutischen Rezepturen wurden in den Papyri übrigens stets rot hervorgehoben.
Obst, Gemüse und Getreide wurden während der Ernte zunächst in Körben gesammelt. Die Erntemengen wurden bei Sammelstellen registriert und die daraus gewonnenen Produkte wie Bier, Wein oder Balsame ebenfalls mengenmäßig erfasst. Auf diese Weise ist es heute möglich quantitativ zu ermitteln, welche Waren aus ägyptischer Produktion stammten oder importiert wurden.
Arzneidrogen als Grabbeigaben Unter den Grabbeigaben im Grab des Pharaos Tutanchamun fanden sich Samen, Blätter oder Früchte von 145 verschiedenen Pflanzengattungen, von denen viele als Arzneimittelgrundstoffe in den medizinischen Papyri genannt sind: Schwarzkümmel, Selleriesamen, Myrrhe, Weihrauch und Kreuzkümmel sind nur einige Beispiele.
Lattich wurde in rundlichen Gefäßen gelagert, Weihrauch hingegen in eimerförmigen. Feigen stapelten die Ägypter in Körben. Bier wurde in konischen Gefäßen mit hohem Deckel aufbewahrt, Wein in Amphoren abgefüllt, die zudem versiegelt wurden; Inschriften mit der Angabe des Winzers, der Herkunft, der Qualität und der Abfüllzeit bildeten das Etikett.
Das "Bier" der alten Ägypter erinnert nur entfernt an das nach unserem Reinheitsgebot gebraute Bier. Die Ägypter mischten Getreide und Malz mit verfementierten Datteln und Wasser, verwendeten aber keinen Hopfen.
Ätherische Öle gewannen die alten Ägypter durch Auspressen der frischen Drogen; durch Mischung mit pflanzlichen oder tierischen Ölen und Fetten erhielten sie Salböle, die sie in bauchige, zylindrische oder amphorenartige Steingefäße abfüllten. Zylindrische Holzgefäße dienten der Aufbewahrung von Früchten, Gewürzen und Salzen für medizinische Zwecke.
Für besonders hochwertige Produkte gab es aufwändig verzierte Gefäße. Importierte Produkte wie Opium lassen sich an dem fremdländischen Design der Aufbewahrungsgefäße erkennen.
Majolika und Fayencen Während des Treffens zeigte das Kreismuseum Zons die (inzwischen geschlossene) Sonderausstellung "I vasi da farmacia – Historische Apothekengefäße der Sammlung Bayer Italia", eine repräsentative Auswahl italienischer Fayencen des 15. bis 18. Jahrhunderts. Die Kunsthistorikerin Angelika Riemann erläuterte, dass der Begriff Majolika sich nicht – wie früher allgemein behauptet – von Mallorca, sondern von Malaga ableitet. Die Besonderheit dieser Technik ist die weiße Lasur aus veraschtem Zinn und Blei, die mit Wasser angerührt und auf die Tonware aufgetragen wird. Farben auf der Grundlage von Kobalt, Kupfer, Antimon und Eisen wurden mit einem Pinsel auf den weißen Untergrund aufgetragen und das Gefäß dann bei 900 bis 1000 °C gebrannt.
In Italien setzte sich die Herstellung der bunten Majolika-Keramiken ab dem späten 14. Jahrhundert durch, und zwar zuerst in der Region um Faenza (daher: Fayencen). Die Ausstellungs–stücke sind inzwischen wieder nach Mailand zur Bayer Italia zurückgekehrt.
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