Aus Kammern und Verbänden

Apothekerkammer Sachsen-Anhalt: Gemeinsam für die Patientensicherheit

Das Bemühen der Ärzte und Apotheker um die Sicherheit ihrer Patienten war das zentrale Thema einer gemeinsamen Fortbildungsveranstaltung für beide Heilberufe am 21. Januar in Magdeburg. Der Einladung der Ärztekammer und der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt waren etwa 70 Gäste, überwiegend Apotheker, gefolgt.

Bemerkenswert war die enge Zusammenarbeit der beiden Berufsorganisationen, die mit dem Veranstaltungsprogramm auf die Schnittstelle zwischen den Verantwortungsbereichen der Heilberufe zielten und damit beide Berufsgruppen ansprachen. Dr. Henning Friebel, Präsident der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, betonte die Bedeutung der Pharmakovigilanz für die Arzneimittelsicherheit. Gerd Haese, Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, machte die Diskrepanz zwischen der Verharmlosung der Arzneimittel in der Werbung und dem Bemühen der Fachkreise um sichere Arzneimittel deutlich.

Mehr Kommunikation besser als Umstrukturierung

DAZ-Redakteur Dr. Thomas Müller-Bohn, Süsel, wies auf die unterschiedlichen Aspekte der Pharmakovigilanz hin, bei der es einerseits um die zum Teil noch unbekannten Eigenschaften insbesondere neuerer Arzneimittel und andererseits um die sichere Distribution und Anwendung der Produkte geht. Um das Wissen über Arzneimittel zu verbessern, sollten die Fachkreise unerwünschte Wirkungen und Verdachtsfälle konsequent an die Arzneimittelkommissionen der Ärzte oder Apotheker melden. Hinsichtlich des Weges von der Verordnung bis zur Anwendung verwies er auf die DAZ-Serie zur Arzneimittelsicherheit, die im Jahr 2005 erschienen war und in zahlreichen Beispielen praktische Probleme aus dem Versorgungsalltag aufgezeigt hatte. Viele dieser Schwierigkeiten könnten durch bessere Kommunikation zwischen Ärzten und Apothekern und eine gemeinsame Kommunikationsstrategie gegenüber den Patienten verhindert werden, ohne dass dafür das Gesundheitswesen aufwändig umstrukturiert werden müsste (etwa gemäß den Konzepten der integrierten Versorgung).

Missverständnisse über EBM

Dr. Hans Wille, Bremen, erläuterte das Konzept und die Vorteile der evidenzbasierten Medizin. Die EBM sei keineswegs eine "Kochbuchmedizin" – die Kunst liege vielmehr darin, die ermittelten Belege aus der systematischen klinischen Forschung mit den Erfahrungen des Arztes, den Werten und Wünschen des Patienten und den Besonderheiten des Einzelfalles in Einklang zu bringen. Da für klinische Studien ein eng gefasstes Studienkollektiv definiert wird, lassen sich die Aussagen kaum auf jeden Patienten übertragen. Daher kann es auch ein begründetes Handeln gegen die aus Studien abgeleiteten Empfehlungen geben. Zudem machte Wille deutlich, dass die evidenzbasierte Medizin nicht als Mittel zur Rationierung konzipiert sei und dass eine fehlende Evidenz des Nutzens eines Arzneimittels nicht bedeute, dass dessen Nutzlosigkeit evident sei.

Dr. Nina Griese, ZAPP, Berlin, stellte die Instrumente vor, die im Apothekenalltag helfen, um arzneimittelbezogene Probleme zu erkennen oder zu verhindern. Die Speicherung der Medikationsdaten ermöglicht automatisierte Interaktionschecks, doch muss stets individuell bewertet werden, wie wahrscheinlich und wie schwerwiegend die Wechselwirkung bei dem betreffenden Patienten ist. Als besonders wertvoll erweise sich die Datenspeicherung bei den Informationen über Allergien und zur Erkennung von Doppel- und Pseudodoppelverordnungen. Um die Compliance der Patienten zu verbessern und ihnen die richtige Anwendung zu vermitteln, sei dagegen das persönliche Gespräch unverzichtbar.

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