Prisma

Brustkrebs: "Sehende Hände" zur Diagnose nutzen

Blinde Menschen haben in der Regel ausgeprägte Tastsinne. Um ihr fehlendes Augenlicht zu kompensieren, "sehen" sie mit den Händen. Diese Fähigkeit soll nun medizinisch genutzt werden. In einem Modellprojekt in Nordrhein-Westfalen will man die Tastfähigkeit blinder Frauen bei der Brustkrebsfrüherkennung einsetzen.

"Discovering Hands" nennt sich das Projekt, das der Landschaftsverband Rheinland am 20. Oktober auf der Fachmesse RehaCare vorgestellt hat. Dort erklärte der Gynäkologe Dr. Frank Hoffmann, Projektleiter und Initiator von "Discovering Hands", Brustkrebs sei die häufigste tödliche Krebserkrankung bei Frauen. Während in Deutschland in den letzten Jahren viel für die Verbesserung der Behandlung getan worden sei, würden die Rahmenbedingungen für eine Früherkennung von Mammakarzinomen eher schlechter. "Wenn man die Sterblichkeit aber senken und die Heilungschancen erhöhen will, kommt es darauf an, Brustkrebs schon im Frühstadium zu erkennen. Deshalb versuchen wir, die Tastuntersuchung unter Mithilfe blinder Frauen derart zu verbessern, dass schon kleinste Tumoren entdeckt werden." Die Sozialdezernentin des Landschaftsverbands Rheinland, Martina Hoffmann-Badache, meint dazu: "Ziel ist die Entwicklung eines neuen Berufsfeldes für blinde Frauen".

Am Ende der zweijährigen Projektlaufzeit sollen die Grundlagen für den neuen Beruf der "Medizinischen Tastuntersucherin" geschaffen sein. Dazu entwickeln die Projektpartner derzeit in einem Pilotkurs das medizinisch-fachliche Curriculum inklusive Prüfungsordnung sowie die entsprechenden blindengerechten Lehr- und Lernmittel. Danach soll sich ein erster, achtmonatiger Ausbildungskurs anschließen. Läuft alles wie vorgesehen, soll ab Anfang 2008 der erste reguläre Ausbildungskurs zur "Medizinischen Tastuntersucherin" beginnen. ral

Quelle: Pressemitteilung vom Landschaftsverband Rheinland vom 20.10.2006

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