Arzneimittel und Therapie

Brustkrebs-Früherkennung: Mammographie-Screening lässt weiter auf sich warten

Von einem flächendeckenden Mammographie-Screening erhoffen Gynäkologen und Onkologen sich einen weiteren Rückgang der Sterblichkeit beim Mammakarzinom. Flächendeckend wird das Screening-Programm allerdings wohl erst Ende des kommenden Jahres in Deutschland etabliert sein - so die beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Senologie geäußerte Prognose.

Rund 50.000 Mal wird den derzeitigen Schätzungen zufolge jährlich hierzulande die Diagnose "Mammakarzinom" gestellt, etwa 19.000 Frauen versterben pro Jahr in Deutschland an Brustkrebs. Damit nimmt das Mammakarzinom weiter an Häufigkeit zu, während bei der Sterblichkeit dagegen ein leichter Trend zum Rückgang zu verzeichnen ist. Die Zahlen verdeutlichen andererseits, wie enorm wichtig eine effektive Früherkennung ist, um den betroffenen Frauen möglichst gute Heilungschancen zu sichern und die Sterberate weiter zu senken.

Reduktion der Sterberate erwartet Große Hoffnungen setzen die Mediziner in dieser Hinsicht auf ein qualitätsgesichertes Mammographie-Screening, das nach einem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses flächendeckend in Deutschland etabliert werden soll. Nach diesem Konzept haben Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre Anspruch auf eine Röntgenuntersuchung der Brust und werden dazu explizit zu einer für sie kostenlosen Mammographie eingeladen. Auf eine bessere Früherkennung und dadurch bedingt auf einen Rückgang der Sterberate von rund 30% beim Mammakarzinom spekulieren die Experten. Das bedeutet konkret, dass langfristig – wenn sich diese Hoffnungen realisieren – mehrere Tausend Todesfälle bei Frauen mit Brustkrebs jährlich in Deutschland vermieden werden könnten. Voraussetzung aber ist, dass die Beteiligungsrate an den Untersuchungen bei mehr als 70% liegt.

Um ein flächendeckendes Screening etablieren zu können, werden in Deutschland rund 80 bis 100 Mammographie-Screening-Einheiten gebraucht, wobei ein stationärer wie auch ein mobiler Einsatz möglich ist. Rund 25 Einheiten sind bereits eingerichtet, flächendeckend dürfte das Screening erst Ende 2007 zu realisieren sein, so derzeitige Schätzungen.

Kritikpunkte bleiben Unabhängig von der zeitlichen Problematik geht Kritikern des Konzeptes die derzeitige Regelung zur Früherkennung aber nicht weit genug. Denn rund 20% der Brusttumore treten bei Frauen vor dem 50. Lebensjahr auf, etwa 30% jenseits des 69. Lebensjahres. Zwar wird damit ein großer Teil der Mammakarzinome frühzeitig entdeckt, ein großer Teil aber bleibt auch unentdeckt, weil die betroffenen Frauen allein aufgrund ihres Alters nicht im Screening-Programm erfasst werden. Kritik entzündet sich außerdem daran, dass die Früherkennung allein auf die Mammographie setzt. Trotz Qualitätssicherung mit regelhafter Doppelbefundung ergeben sich bei diesem Verfahren aber nicht selten Schwierigkeiten, die die Früherkennung von Tumoren behindern. Denn das Brustgewebe ist mitunter so dicht, dass die Röntgenstrahlen es nicht diagnostisch zuverlässig durchdringen können, was die Treffsicherheit des Verfahrens einschränkt. Sinnvoll ist in solchen Fällen eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung der Brust und bei verdächtigen Befunden gegebenenfalls eine Stanzbiopsie. Kritisiert wird zudem das starre Untersuchungsintervall von zwei Jahren. Denn schnell wachsende und damit sehr aggressive Tumore fallen somit quasi durch das Raster und werden bei vielen Frauen möglicherweise nicht erkannt.

Andererseits wird die Einführung des Screenings als deutlicher Erfolg bewertet, zum einen weil die Chance der Mortalitätsreduktion besteht, zum anderen aber auch, weil so vielen Frauen die Beruhigung vermittelt werden kann, dass kein Hinweis auf einen bösartigen Prozess gefunden wurde. Die Untersuchung aber darf die Frauen keinesfalls in falscher Sicherheit wiegen und die Experten halten nach wie vor die regelmäßige Selbstuntersuchung sowie die Abtastung der Brust durch den Gynäkologen für unerlässlich.

Christine Vetter, freie Medizinjournalistin

Mammographie

Bei der Mammographie handelt es sich um eine Röntgenuntersuchung der Brust, die der Diagnostik und speziell der Früherkennung des Mammakarzinoms dient. Das Verfahren ist bei Frauen zwischen 50 und 69 Jahren Bestandteil des Krebsfrüherkennungsprogramms in Deutschland und soll als flächendeckende Reihenuntersuchung etabliert werden. Unabhängig davon ist eine Mammographie indiziert bei folgenden Symptomen:

  • bei Knoten oder Verhärtungen in der Brust
  • bei Veränderungen der Brust zum Beispiel in der Größe
  • bei einem unterschiedlichen Verhalten der Brüste beim Heben der Arme
  • bei einer Einziehung der Haut an einer Stelle der Brust oder bei einer Einziehung der Brustwarze
  • bei Hautveränderungen der Brust oder auch der Brustwarze
  • bei einseitiger Absonderung eines klaren oder auch blutigen Sekretes aus der Brustwarze
  • bei einer Rötung der Brust, die plötzlich auftritt und anhält
  • bei einer Überwärmung einer Brust
  • bei Knoten in der Achselhöhle

Das Screening-Programm

Auf den Seiten www.ein-teil-von-mir.de wird das Programm zur Früherkennung von Brustkrebs vorgestellt. Hier finden alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren fundierte Antworten auf Fragen zur Mammographie-Untersuchung, sehr ausführliche Informationen zum Screening-Programm und es werden die regionalen Anlaufstellen genannt. Wird in einer Region das Screening-Programm bereits angeboten, so werden die Frauen persönlich und schriftlich eingeladen. Entscheidend dafür ist, wo der Hauptwohnsitz angemeldet ist. Mit dem Einladungsbrief wird eine Broschüre zugeschickt, die über die Hintergründe, Ziele, Inhalte und den Ablauf des Screening-Programms informiert. Die Teilnahme am Mammographie-Screening ist freiwillig.

Weitere Informationen:

Kooperationsgemeinschaft Mammographie in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung Hermann-Heinrich-Gossen-Straße 3 50858 Köln Tel.: 02234 9490-0 Fax: 02234 9490-260 Mail: info@ein-teil-von-mir.de www.kooperationsgemeinschaft-mammographie.de

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