Prisma

Die RNA als Waffe gegen Herpes einsetzen

Herpes-simplex-Infektionen der Genitalorgane erhöhen das Risiko für die Übertragung des HI-Virus. Die Entwicklung von neuen Strategien zur Bekämpfung des Herpes-Virus ist daher von besonderer Bedeutung. Ein aktuell entdeckter Mechanismus zur Kontrolle der Genexpression, die RNA-Interferenz oder das RNA-Silencing, rückt dabei ins Rampenlicht der Forschung.

Das Interesse an der RNA-Interferenz kam auf, als bekannt wurde, dass der Mechanismus nicht nur Pflanzen, sondern auch Tieren zur Abwehr viraler Infektionen dient. Durch RNA-Interferenz wird die Übersetzung von messenger-RNA in Protein gehemmt, indem kleine RNA-Stränge (interferierende RNA) aufgrund komplementärer Basensequenzen an die messenger-RNA binden und diese dem enzymatischen Abbau zuleiten.

Jetzt wurden gegen Herpes simplex (HSV-2) gerichtete interferierende RNAs entwickelt, die die Expression viraler Proteine und damit die Bildung infektiöser Viruspartikel hemmen. Im Tierversuch schützte die vaginale Applikation dieser RNAs Mäuse vor einer tödlichen HSV-2-Erkrankung, selbst wenn die RNA-Gabe erst drei bis sechs Stunden nach der Infektion erfolgte. Entzündliche Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Aus überlebenden Mäusen, die eine milde Verlaufsform der Erkrankung zeigten, wurden infektiöse Viruspartikel isoliert. Deren Erbgut war in den für die RNA-Interferenz relevanten Abschnitten unverändert und somit angreifbar.

Aufgrund der geringen Produktionskosten sind RNA-Mikrobizide attraktive Kandidaten für die Kontrolle von Viruserkrankungen vor allem in Entwicklungsländern. Ob über längere Zeiträume Resistenz verursachende Mutationen auftreten, wie sie bei HIV-, Polio- und Hepatitis-C-Viren bekannt sind, ist jedoch noch unklar. Die Forscher schätzen diese Gefahr bei HSV-2 – einem Virus mit DNA-Genom – allerdings geringer ein als bei RNA-Viren. Die Zuverlässigkeit des RNA-Mikrobizids wird ferner davon abhängen, ob Schleimhautveränderungen im Verlauf des Menstruationszyklus seine Aufnahme und Schutzwirkung beeinflussen. Dies muss in weiteren Studien untersucht werden. ahr

Quelle: Nature 439, 89–94 (2006).

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