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Männliche Nervenfasern sind besser geschützt

An Multipler Sklerose erkranken Frauen zwei- bis dreimal häufiger als Männer. Grund dafür könnte die bessere Isolierung der Nervenbahnen in Gehirn und Rückenmark beim männlichen Geschlecht sein, wie eine im "Journal of Neuroscience" veröffentlichte Studie zeigt.

Die Wissenschaftler verglichen die weiße Gehirnsubstanz von weiblichen und männlichen Mäusen hinsichtlich ihrer Zusammensetzung. Sie stellten fest, dass die Myelinscheiden um die Axone der männlichen Tiere ausgeprägter waren als bei den weiblichen Mäusen. Diese auch als Markscheide bezeichnete Hülle aus Fettzellen und Eiweißen umgibt die Nervenfasern und spielt eine wichtige Rolle bei der Weiterleitung elektrischer Signale. Autoimmunologische Entzündungsprozesse, wie sie bei Multipler Sklerose auftreten, führen zur Zerstörung der Markscheiden, was eine zunehmende körperliche Beeinträchtigung der betroffenen Patienten zur Folge hat. Die Bildung des Myelins erfolgt in spezifischen Zellen, den Oligodendrozyten. Laut Studienergebnissen war deren Dichte bei den männlichen Tieren bis zu 40 Prozent höher, und sie wiesen eine längere Lebensdauer auf als bei Mäuseweibchen. Warum es geschlechtspezifische Unterschiede gibt, ist noch nicht geklärt. Die Forscher vermuten eine mögliche Ursache in der stärkeren selektiven Auslese bei männlichen Tieren. Beeinflusst wird die Bildung der weißen Substanz offensichtlich auch von Hormonen. Demnach scheint Testosteron für die Produktion einer stärkeren Myelinschicht verantwortlich zu sein. Männliche kastrierte Mäuse zeigten eine häufigere Erneuerung der Oligodendrozyten, ähnlich den weiblichen Vertretern.

Möglicherweise lässt sich damit erklären, weshalb einige neurologische Erkrankungen bei einem Geschlecht vermehrt auftreten, ob sich Therapiestrategien davon ableiten, ist jedoch noch fraglich. war

Quelle: J. Neurosci. 26, 1439-1447 (2006).

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