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- AZ 14/2007
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Krank statt schlank
Für das April-Heft der Zeitschrift "test" hat die Verbraucherorganisation 16 über das Internet angebotene "Schlankmacher" unter die Lupe genommen. Die Mittel wurden auf deutsch- oder englischsprachigen Webseiten als "natürliche Produkte", angepriesen mit denen sich "mühelos" abnehmen lasse – und das ganz "ungefährlich". Zudem fand die Stiftung einen Internetanbieter, der das verschreibungspflichtige Acomplia (Rimonabant) überteuert anbot und hierfür kein Rezept verlangte. Innerhalb eines Zeitraumes von 24 Stunden bis zu drei Wochen trafen alle Mittel ohne erkennbare Zollkontrolle bei den Testern ein. Absender waren sowohl Geschäfts- als auch Privatadressen in Deutschland, den USA, Kanada, Holland und Indien.
Die Stiftung Warentest ließ die einfach abgepackten Kapseln auf ihre pharmakologisch wirksamen Substanzen überprüfen. Das Ergebnis: 13 der 16 Produkte wurden von "test" als in hohen Maße gesundheitsgefährdend eingestuft. Zum einen wegen ihrer Inhaltsstoffe und deren teilweise kritischer Kombination. Denn ausgemacht wurden insbesondere die hierzulande rezeptpflichtigen Substanzen Ephedrin, Sibutramin, Synephrin und Yohimbin sowie hochdosiertes Koffein. Zudem fanden sich in drei Präparaten die noch wenig erforschten Wirkstoffe Guggulusteron aus dem indischen Guggulbaum und Hoodia aus einer südafrikanischen kaktusähnlichen Pflanze. Bei diesen Mitteln sei das Gesundheitsrisiko nicht abschätzbar, so die Stiftung Warentest.
Verbraucherinformationen unzureichend
Besonders gefährlich werden die pharmakologisch hochwirksamen Inhaltsstoffe aber dadurch, dass sie auf den Packungen nicht oder nicht vollständig deklariert waren. Insbesondere der Appetitzügler Sibutramin war auf vielen Produkten nicht angegeben, in zwei Fällen war die Dosierung zudem höher als in Deutschland zugelassen. Bei einigen Produkten verhinderten auch ausschließlich kyrillische oder chinesische Schriftzeichen die nötige Verbraucherinformation. Bestenfalls waren die Hinweise zur Zusammensetzung und die Gebrauchsinformationen auf englisch. Meistens fehlte jedoch jegliche weitere Information. Lediglich bei dem relativ neu zugelassenen Präparat Acomplia waren Deklaration und Kundeninformation in Ordnung. Eigentlich hatten die Tester erwartet, eine Fälschung zu erhalten – dies war jedoch nicht der Fall.
Warnung vor Neben- und Wechselwirkungen
Für Carl-Friedrich Theill, Leiter des Ressorts Gesundheit bei "test", sind die fehlenden Angaben zur Zusammensetzung der Mittel geradezu fatal: "Die Abnehmwilligen wissen nicht, welchen gefährlichen Cocktail sie zu sich nehmen", betonte er. Viele litten bereits infolge ihres Übergewichts an hohem Blutdruck – die "Wundermittel" ließen diesen weiter steigen. Da die Konsumenten in der Regel davon ausgingen, dass sie ein natürliches und ungefährliches Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, sei kaum davon auszugehen, dass sie ihren Arzt oder Apotheker über die Einnahme unterrichten, sagte Produkttest-Leiterin Dr. Ursula Loggen. So könne es unter Umständen zu gefährlichen Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln kommen.
Die Empfehlung der Tester lautet daher: Von Schlankheitsmitteln aus dem Internet ist dringend abzuraten. In den meisten Fällen handelt es sich um nicht zugelassene Arzneimittel, die mehr schaden als nutzen. Zwar sehen die Warentester auch die in der Apotheke angebotenen Schlankheitsmittel kritisch. Sie haben jedoch den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass ihre Zusammensetzung klar ist und sie unter ärztlicher oder apothekerlicher Kontrolle abgegeben werden. .
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