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Börsen: Vorschusslorbeeren aufs neue Quartal
Um es vorweg zu nehmen: Auch wenn es derzeit so aussieht, als würden europäische Aktien ein Eigenleben führen, wird sich der DAX in letzter Konsequenz auch diesmal nicht von New York abkoppeln können. Wenn an der Wall Street Verluste gemacht werden, realisieren ausländische Anleger auch in Europa ihre Gewinne. Deshalb bleibt Amerika tonangebend – und dort lässt man es ruhig angehen. Vom alten Hoch ist der Dow Jones noch ca. 200 Punkte entfernt und für neue Vorstöße müssen die Quartalszahlen aus der nun anlaufenden Berichtssaison überzeugend ausfallen. Bislang vertrieb man sich am Parkett die Zeit recht gut mit Zinsphantasien, Übernahmespekulationen und Unternehmensaufkäufe. Allerdings hat man seit den guten Arbeitsmarktdaten vom letzten Freitag den Zinsoptimisten den Zahn gezogen. Spätestens seit der Veröffentlichung des jüngsten Notenbank-Sitzungsprotokolls ist das Thema Zinssenkung auf absehbare Zeit vom Tisch, eine Erhöhung dagegen nicht ausgeschlossen.
Bleiben also noch die Übernahmespekulationen, die die Börse auf Dauer wohl kaum in Laune halten werden. Kandidaten gibt es dies- und jenseits des Atlantiks genug und oft treibt die Fantasie dann seltsame Blüten. Dass dabei Aktien weit über Wert gehandelt werden oder auf pure Verdachtsmomente hin in schwindelerregende Höhen getrieben werden, ist an der Wall Street inzwischen an der Tagesordnung und auch hierzulande greift man sich bei Puma bzw. TUI an den Kopf. Da kommen die anstehenden Quartalsberichte gerade richtig, um die Investoren wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Nur wenn hier überzeugende Zahlen auf den Tisch kommen, wird die Börse neues Terrain gewinnen können.
Das erste Quartal in schwierigem Umfeld
Die meisten Anleger rechnen mit einer weiteren Abschwächung der Gewinndynamik.
Interessanter als das aktuelle Zahlenwerk dürfte daher der Ausblick werden, den die Unternehmen zu offerieren haben. Daran lässt sich ablesen, ob es sich wirklich nur um eine Wachstumsdelle oder einen nachhaltigen Gewinnrückgang handelt. Letzteres würde die im Markt herrschenden Rezessionsängste untermauern. Bislang haben lediglich zwei Unternehmen berichtet. Alcoa hat die Erwartungen übertroffen dank höherer Aluminiumpreise und der kräftigen Nachfrage aus Asien. Und Genentech konnte ebenfalls positiv überraschen. Für den Gesamttrend liefern die beiden Werte allerdings keinerlei Hinweis.
Die sonstigen Rahmenbedingungen sind für die Börsen eher negativ. Das Ausmaß der US-Immobilienkrise ist bislang nicht absehbar, wird aber mit Sicherheit noch weitere Kreise ziehen. Das Rohöl bleibt auch nach der Irankrise hartnäckig über 60 Dollar pro Barrel, was zumindest aus Sicht der Notenbanken wenig Anlass zur Freude gibt. Im Zuge der wirtschaftlichen Abkühlung in den USA reagiert nun auch der Euro, der sich langsam an seine alten Höchststände heranpirscht. Kurse um 1,40 Dollar wären hier keine Überraschung, dürften aber an den europäischen Exporteuren nicht spurlos vorüberziehen.
Alles in allem fällt es schwer, an eine Wiederbelebung der US-Konjunktur im 4. Quartal zu glauben. Es sind kaum Umstände ersichtlich, die dem Dow Jones den Boden für ein neues Durchstarten bereiten könnten. Dann kommen sehr schnell die Charttechniker ins Spiel, die bei 12.800 Punkten – sofern dieses Niveau überhaupt noch mal erreicht wird – ein Doppeltopp sehen und dann müde abwinken werden. Mit entsprechenden Konsequenzen für den DAX.
Die Aussichten
Der DAX ist zweifellos zu weit vorausgeeilt und wird konsolidieren. Ein Rückschlag bis auf 6800 Punkte ist wahrscheinlich. Kommt es auf diesem Niveau dann nicht unverzüglich zu Rückkäufen, verschlechtert sich die technische Situation nachhaltig. Die nächste Haltestation wäre dann erst wieder bei 6500 Punkten. Da die Wall Street absolut nicht überzeugend wirkt, sollte man auch beim DAX skeptisch sein. DAX vom 12. April (11.00 h): 7130 Punkte..
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