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- AZ 17/2007
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AOK-Rabattverträge sorgen für Chaos in Apotheken
"Die Krankenkassen haben sich ihren Traum von Einkaufsmodellen erfüllt" erklärte Wolf am 17. April auf einer Diskussionsveranstaltung des Branchenverbandes Pro Generika in Berlin. Doch die Versorgung der Patienten finde in den Arztpraxen und Apotheken statt – und gerade in letzteren gibt es derzeit viel Erklärungsbedarf. Wie im Vorfeld befürchtet, kommt es bei vielen der 43 Vertragspartner der AOK zu Lieferschwierigkeiten. Wolf erläuterte, was dies für Apotheker und Patienten bedeutet: Kommt ein AOK-Versicherter mit einem Rezept in die Apotheke, beginnt zunächst die Suche nach einem Präparat eines AOK-Rabattpartners. Da die Software erst teilweise umgestellt ist, ist dies bereits zeitaufwendig. In der Regel muss das Mittel bestellt werden und der Kunde erneut in die Apotheke kommen. War das rabattierte Arzneimittel dann nicht lieferbar, muss der Apotheker auf die Aut-idem-Regelung zurückgreifen und eines der drei preiswertesten Präparate abgeben. Vor allem Chroniker müssten damit rechnen, ständig ein neues Arzneimittel zu erhalten, so Wolf. Denn vier Wochen später kann die Situation bereits ganz anders aussehen – entweder ist das rabattierte Mittel dann lieferbar, oder die Preise der übrigen Hersteller haben sich um Cent-Beträge verändert, sodass das zuvor abgegebene Mittel nicht mehr unter die preiswertesten drei fällt. "Derzeit ist es in den Apotheken eine Katastrophe", fasst Wolf die Situation zusammen. Dennoch ist er sicher, dass es eine Lösung für die Probleme geben wird. Er plädiert dafür, dass Apotheker und Ärzte Vereinbarungen treffen sollten, die eine gleich bleibende Versorgung der chronisch Kranken sicherstellt. Anderenfalls sei die Compliance der Patienten massiv gefährdet.
Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Leonhard Hansen, sieht bei den Rabattverträgen zwar auch noch einiges im Argen – insbesondere in punkto Patientensouveränität – dennoch gibt er sich gelassen: "Das Problem ist in der Apotheke und nicht in der Praxis". Er empfiehlt den Ärzten, Wirkstoffe zu verordnen. Am liebsten sähe es Hansen, wenn sich der Gesetzgeber auf ein solidarisches Festzuschussprinzip für Arzneimittel besinnen würde: Ein günstiger Grundpreis würde von den Kassen getragen, der Patient könnte entscheiden, ob er einige Cent oder auch Euro zuzahlen möchte, um sein bewährtes Arzneimittel zu erhalten.
Unzufriedene Hersteller
Merckle hat mit der neuen Vertragslandschaft hingegen seine Probleme. Grundsätzlich begrüßt er als Unternehmer zwar Vertragsverhandlungen mit den Krankenkassen. Schwierig sei aber die unterschiedliche Größe der Kassen. Zudem favorisiert er ein Vertragsmodell, bei dem die Politik "nicht immer noch eins oben drauf setzt" – etwa Festbeträge und Zwangsrabatte. So sieht es auch Pro Generika Geschäftsführer Hofmann: Statt auf dem "Holzweg der Kostendämpfung" zu bleiben, hätte er sich eine umfassende Deregulierung durch den Gesetzgeber gewünscht. Das "Mischmasch" an Regularien erschwere den Herstellern, strategisch zu handeln. Hofmann kritisierte zudem, dass die gesetzlichen Kassen weiterhin vom Kartellrecht verschont bleiben – die Einbeziehung von drei Paragraphen des einschlägigen Gesetzes habe bloße "Placebowirkung".
Innovationen treiben Kosten in die Höhe
Zudem gibt er zu bedenken, dass die Rabattverträge bislang vor allem in einem Bereich geschlossen werden, wo der Wettbewerb bereits zuvor funktioniert habe. Kostentreiber seien die neuen Arzneimittel – Generika allein könnten diese Mehrausgaben nicht auffangen. Dass in Zukunft im größeren Stil auch Rabattverträge für Innovationen abgeschlossen werden, hält Hofmann für unwahrscheinlich. Dieses Wagnis würden die Hersteller nur eingehen, wenn sie aus der GKV-Erstattung ausgeschlossen werden – siehe Analoginsuline – oder der Referenzpreis in Gefahr komme.
Barmer: "Klimawandel"
Weitaus positiver sieht der Vorstandsvorsitzende der Barmer Ersatzkasse, Johannes Vöcking, die Situation. In seinen Augen ist die Gesundheitsreform "fast perfide gut". Sie werde mehr bewirken, als es derzeit vordergründig erscheinen mag. Was die Rabattverträge angeht, sei man noch am Anfang, betonte Vöcking. Doch er sieht schon bald auf allen Ebenen den "totalen Klimawandel" kommen – und das auch in der Distribution. .
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